Provenienzforschung Kunstminister Blume fordert bundeseinheitliches Restitutionsgesetz – 2021 in Bayern 24 Objekte restituiert

Kunstminister Blume (2.v.l.) mit Antonella Schuster (Zentralinstitut für Kunstgeschichte), Dr. Matthias Weniger (Vorsitzender Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern) (2.v.r.)  und Prof. Dr. Christian Fuhrmeister (stellv. Vorsitzender FPB) (© Axel König/StMWK)
Kunstminister Blume (2.v.l.) mit Antonella Schuster (Zentralinstitut für Kunstgeschichte), Dr. Matthias Weniger (Vorsitzender Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern) (2.v.r.) und Prof. Dr. Christian Fuhrmeister (stellv. Vorsitzender FPB) (© Axel König/StMWK)

Kunstminister Markus Blume hat sich für ein bundeseinheitliches Restitutionsgesetz stark gemacht. „Hier ist der Bund in der Pflicht“, sagte Blume bei der Vorstellung der Ergebnisse des Forschungsverbundes Provenienzforschung Bayern aus dem Tätigkeitsjahr 2021 und bezeichnete die Provenienzforschung als „unsere ethische Verpflichtung“.

Kunstminister Markus Blume (© Steffen Böttcher)
Kunstminister Markus Blume (© Steffen Böttcher)

Für Kunstminister Markus Blume ist die Provenienzforschung von hoher kulturpolitischer Bedeutung: „Es gibt kein Recht auf Vergessen: Die Aufarbeitung des NS-Unrechts bzw. der kolonialen Vergangenheit Deutschlands ist zwar oftmals schmerzvoll, doch Bayern stellt sich den dunklen Seiten der eigenen Geschichte. Denn: Provenienzforschung ist unsere ethische Verpflichtung!“, betonte Blume Ende September.

Blume fordert gesetzliche Grundlage auf Bundesebene

Der Kunstminister sprach sich zudem für die Normierung in einer eigenen gesetzlichen Grundlage aus: „Wir brauchen dringend eine verlässliche gesetzliche Grundlage. Hier ist der Bund in der Pflicht, noch in dieser Legislaturperiode ein Restitutionsgesetz auf den Weg zu bringen.“

24 Objekte durch Arbeit des Forschungsverbundes Provenienzforschung Bayern restituiert

24 Objekte wie Gemälde, Urkunden, Briefe, Bücher und eine Porzellandose aus bayerischen Einrichtungen konnten im Jahr 2021 durch die Arbeit des Forschungsverbundes Provenienzforschung Bayern (FPB) an die Nachfahren der vormaligen Eigentümer restituiert werden. Über dies informiert der Tätigkeitsbericht, den Kunstminister Markus Blume gemeinsam mit den beiden Vorsitzenden des Verbundes Prof. Dr. Christian Fuhrmeister und Dr. Matthias Weniger der Öffentlichkeit vorstellte.

26 Institutionen am Forschungsverbund beteiligt

Der Bericht gibt einen Überblick über die Forschungsarbeit der 26 beteiligten Institutionen, darunter 15 Mitglieder und elf Kooperationspartner, die sich mit der Geschichte von mutmaßlich geraubten Kunst- und Kulturgütern befassen.

Zur exemplarischen Veranschaulichung der Provenienzrecherche und der institutionsübergreifenden Zusammenarbeit präsentierten die Wissenschaftler im Verlauf des Pressegesprächs einen zur Restitution anstehenden Silberbecher aus dem Bestand des Bayerischen Nationalmuseums. Dank der engen Zusammenarbeit der im Forschungsverbund vereinten Institutionen des Freistaats Bayern und der Stadt München konnte die betroffene Erben-Familie ermittelt werden.

Breit aufgestellt: Museen, Archive und Forschungseinrichtungen sind beteiligt

Bevor es zu einer Restitution kommen kann, sind umfangreiche Recherchen nötig, die sich aufgrund ihrer Komplexität über Jahre hinziehen können. Der 2015 gegründete bayerische Forschungsverbund begegnet dieser Herausforderung durch seine breite Aufstellung: An ihm sind Museen unterschiedlicher Ausrichtung, die Bayerische Staatsbibliothek, Archive sowie universitäre Lehrstühle und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit den Fachrichtungen Kunst- und Zeitgeschichte beteiligt.

Synergieeffekte dank enger Kooperation zwischen Einrichtungen

Durch eine enge Kooperation zwischen den Einrichtungen werden Synergieeffekte geschaffen. So kommt es zum Beispiel nicht selten vor, dass sich Objekte aus dem Bestand eines Händlers oder eines Sammlers aus der NS-Zeit heute in mehreren Institutionen befinden. In diesen Fällen schließen sich die Mitglieder über den Verbund zusammen, recherchieren gemeinsam und unterstützen sich gegenseitig durch ihre Forschungsarbeit.

Zur Zusammenarbeit der Mitglieder erklärten die Vorsitzenden des Forschungsverbundes, Prof. Dr. Christian Fuhrmeister und Dr. Matthias Weniger: „Kennzeichnend für den Forschungsverbund ist die große Zahl engagierter Institutionen; dies führt zu einer großen Vielfalt von Forschungsperspektiven, die sich gegenseitig ergänzen und befruchten. Schlagender Beleg für die Effizienz dieser Vernetzung ist das Wachstum auf nunmehr 26 Mitglieder und Kooperationspartner.“

Freistaat Bayern ist Wesentlicher Förderer

Der Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern legt jedes Jahr einen aktuellen Tätigkeitsbericht über seine umfangreichen Aktivitäten vor, der auch auf seiner Webseite veröffentlicht wird und dort heruntergeladen werden kann. Wesentlicher Förderer ist der Freistaat Bayern.

48 Projekte zu Raubkunst in Arbeit

Insgesamt arbeiten die Institutionen des Verbunds derzeit an 48 Projekten. Durch die aktive Forschung des Verbundes wurden im vergangenen Jahr zudem 937 Objekte aus bayerischen Museen und Bibliotheken, bei denen ein begründeter Verdacht auf Raubkunst besteht, auf der Internetplattform lostart.de eingetragen, einem zentralen Rechercheinstrument für NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut. Die Veröffentlichung der Rechercheergebnisse dient der Transparenz und ermöglicht es, gesuchte Objekte von der ganzen Welt aus zu finden.

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