Künstlerförderung Kunstförderpreise 2021 in der Sparte „Bildende Kunst“ für junge Künstlerinnen und Künstler

Die Künstlerin Nele Jäger
Die Künstlerin Nele Jäger

Kunstminister Bernd Sibler hat Mitte Oktober vier Preisträgerinnen und Preisträger in der Sparte „Bildende Kunst“ bekanntgegeben. „Die Preisträgerinnen und Preisträger gehören zur leuchtenden Zukunft der Bildenden Kunst in Bayern“, sagte Sibler.

Kunstminister Bernd Sibler
Kunstminister Bernd Sibler

Den Kunstförderpreis in der Sparte „Bildende Kunst“ erhalten in diesem Jahr Jonas Höschl aus München, Nele Jäger aus Nürnberg und Maximilian Prüfer aus Augsburg. Für den diesjährigen Spezialpreis „Schreiben als künstlerische Praxis“ wurde Jan Erbelding aus München ausgewählt. Das gab Kunstminister Bernd Sibler Mitte Oktober in München bekannt.

„Die Preisträgerinnen und Preisträger gehören zur leuchtenden Zukunft der Bildenden Kunst in Bayern. In ihren Arbeiten beschäftigen sie sich mit sozialpolitischen Bedingungen und gesellschaftskritischen Themen. Dabei irritieren sie, gehen an die Grenzen des Aushaltbaren und rütteln so ihr Publikum wach. Mit dem Kunstförderpreis möchten wir uns für diesen intensiven Dialog bei den Künstlerinnen und Künstlern bedanken und sie in ihrer Kunst unterstützen. Meinen herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung“, sagte der Minister.

Bis zu 17 Bayerische Kunstförderpreise in vier Sparten

Jedes Jahr verleiht der Freistaat 17 Kunstförderpreise in den vier Sparten „Musik“, „Bildende Kunst“, „Darstellende Kunst (inkl. Tanz)“ sowie „Literatur“. Die Preisträgerinnen und Preisträger müssen ihre Ausbildung abgeschlossen haben, in Bayern leben und hier ihren Schaffensmittelpunkt haben. Voraussetzung ist zudem, dass sie über eine außergewöhnliche künstlerische Begabung verfügen und auf herausragende Leistungen verweisen können. Die Preise werden vom Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst auf Vorschlag von Fachjurys vergeben.

Die Preisträgerinnen und Preisträger der „Bayerischen Kunstförderpreise 2021“ in der Sparte „Bildende Kunst“

Jonas Höschl

Der Künstler, geboren 1995 in Regensburg, ist ein Konzeptkünstler, der die Politik und Gesellschaft zum Inhalt seiner Arbeiten macht. Sein künstlerisches Werk umfasst die Medien Druckgrafik, Sound, Video und Installation. Höschl studierte von 2015 bis 2020 Grafik Design/Visuelle Kommunikation an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und absolvierte dort nebenher ein Gaststudium Fotografie. Jonas Höschl bedient unterschiedliche Medien – Grafik, Video, Sound. In seinen druckgraphischen Werken und Videoarbeiten hinterfragt er das identitätsstiftende Potential politischer Systeme und gesellschaftlicher Konstrukte. Anhand von regionalen Politskandalen und europäischen Konflikten zeigt er die Entfremdung von einenden Idealen auf. Aus der Ohnmacht des Einzelnen und der Macht des Vielen entsteht ein Spannungsfeld, worauf sich auch die mediale Inszenierung stützt. Jonas Höschl eignet sich die zum Teil historischen Bildsprachen unterschiedlich ausgerichteter Ideologien an, um die propagandistische Manipulation offen zu legen. Die Jury hob die Dialektik seiner Arbeiten hervor. Der Künstler spiele mit Widersprüchen. Dabei gehe seine Arbeit leicht an eine Grenze, die zerstörerisch ist. Gerade diese künstlerische Sprache, diese irritierenden Momente stellen nach Auffassung der Jury den Mehrwert der Kunst von Jonas Höschl dar.

(Foto: Roxana Rios)

Nele Jäger

Die 1992 in Bayreuth geborene Künstlerin hat Kunsterziehung mit dem Schwerpunkt Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg studiert, wo sie 2020 ihr 1. Staatsexamen absolvierte. In Nele Jägers künstlerischer Arbeit werden die Grenzen der Medien verflüssigt und hybride Erscheinungsformen generiert. Malerische oder (typo-)grafische Fragestellungen werden in den Raum verschoben und skulpturale Ideen ornamentalisiert. Im System der Collage definiere sich die Arbeit der Künstlerin über die Form als auch das Material gleichermaßen, sei sehr aufgeladen, gleichzeitig fein, hob die Jury hervor. Mit größter Leichtigkeit vereine die Künstlerin dabei Zitate aus der Geschichte, der angewandten Gestaltung, modernste Fertigungstechniken wie Lasergravur oder 3D-Druck und Materialien wie Styropor, Gips, Feldsteine oder Holz in einer Gleichzeitigkeit, die unmissverständlich zeitgenössisch ist, so die Jury.

(Foto: privat)

Maximilian Prüfer

Maximilian Prüfer, geboren 1986 in Weilheim, hat von 2010 bis 2016 Design und Kommunikationsstrategie an der Hochschule Augsburg studiert. Maximilian Prüfer ist Konzeptkünstler. Er erarbeitet mit beinahe wissenschaftlichem Anspruch die Themen seiner Werke. Dabei spielen Naturbeobachtung, philosophische und gesellschaftliche Themen sowie gesellschaftspolitische Hintergründe seiner Recherche-Orte eine Rolle. Für seinen Film „A Gift From Him“ reiste Prüfer mehrmals nach China, in ein Gebiet, das vom Insektensterben betroffen ist, und begleitete dort Bauern bei der Handbestäubung ihrer Birnbäume. Kern von Prüfers Arbeit sind Recherche-Aufenthalte, kombiniert mit deren Dokumentation in Form von Fotografien, Performances und gesammelten sowie artifiziellen Objekten. Er setzt sich nach Auffassung der Jury in seinen Werken auf eindrucksvolle und zugleich ästhetisch überzeugende Weise mit dem Verhältnis zwischen Mensch, Gesellschaft und Natur unter bestimmten soziopolitischen Bedingungen auseinander.

(Foto: Laura Sophie Höpflinger)

Jan Erbelding

Der Künstler, geboren 1984 in Freudenstadt, lebt seit 2012 in Bayern. Er studierte Fotografie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe und anschließend von 2012 bis 2016 Freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste (AdBK) München. Erbelding ist Künstler, Autor und Bildhauer. Seine künstlerische Praxis ist textbasiert und vermittelt sich vor allem durch seine Performances und Lesungen. Er arbeitet zwischen historischen Fakten, Figuren, Fiktion und Utopie; zwischen wissenschaftlichen Referenzen und scheinbar weniger wissenschaftlichen. Ausgangspunkt der Texte sind meist Beobachtungen der unmittelbaren Umgebung oder persönliche Erlebnisse des Künstlers: körperliche Empfindungen, Sehnsüchte, Emotionen, Alltags- und Naturbetrachtungen, Tagträume und Imaginationen, Versatzstücke von Dialogen oder Gedankenströme. Diese verflicht Erbelding mit theoretischen und literarischen Referenzen sowie gesellschaftspolitischen Kommentaren zu dichten, poetisch-assoziativen Berichten eines Ich-Erzählers. Die Jury würdigte seine eindrucksstarke, präsente und intensive performative Dynamik mit sehr validen Texten.

(Foto: privat)

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