Internationales Künstlerhaus Arbeitsstipendien für 13 Künstlerinnen und Künstler

Barockes Palais und moderner Anbau: das Internationale Künstlerhaus am Ufer der Regnitz
Barockes Palais und moderner Anbau: das Internationale Künstlerhaus am Ufer der Regnitz

„Begegnung, Austausch und Perspektivwechsel“: Dreizehn Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Deutschland und Slowenien sind ab Juli 2020 für fünf bzw. elf Monate zu Gast im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg.

Kunstminister Bernd Sibler
Kunstminister Bernd Sibler

Kunstminister Bernd Sibler betont: „Kunst lebt von Begegnung, Austausch und Perspektivwechsel. Mit einem Arbeitsstipendium der Villa Concordia wollen wir für Künstlerinnen und Künstler ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem sie sich gegenseitig inspirieren und ihre Kunst weiterentwickeln können. Die Vernetzung von Kunstschaffenden aus zwei unterschiedlichen Ländern verspricht neue Impulse für ihr Schaffen und interessante Werke, auf die wir uns freuen dürfen!“

Aufgrund der aktuellen Corona-Krise sind die Stipendiatinnen und Stipendiaten erst Anfang Juli und nicht wie geplant im April nach Bamberg angereist. Die Leiterin des Künstlerhauses, Nora-Eugenie Gomringer, freut sich sehr, dass sie mittlerweile alle Künstlerinnen und Künstler in Bamberg begrüßen konnte. Die Ateliers füllen sich nun wieder mit kreativem Leben. Nach und nach und unter Einhaltung der aktuellen Schutz- und Hygienekonzepte werden die Kunstschaffenden auch wieder mit ihren Arbeiten an öffentlichen Veranstaltungen des Internationalen Künstlerhaues teilnehmen können.

Ungeachtet der verzögerten Anreise der Stipendiatinnen und Stipendiaten wurde die monatliche finanzielle Unterstützung seit regulärem Stipendienbeginn im April ausgezahlt. „Wir halten zu den Kulturschaffenden. Gerade in jetzigen Zeiten, in denen viele Künstlerinnen und Künstler von hohen Einnahmeausfällen betroffen sind, gilt es, sie zu fördern“, so der Minister. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten wohnen und arbeiten während ihres Aufenthalts in Bamberg im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia. Zudem erhalten sie monatlich 1.500 Euro. Die Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre Arbeiten an öffentlichen Veranstaltungen der Villa Concordia und bereichern damit auch das kulturelle Leben in Bamberg.

Seit der Errichtung des Internationalen Künstlerhauses in Bamberg im Oktober 1997 werden in den Sparten Bildende Kunst, Literatur und Musik jedes Jahr Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und aus einem anderen Land als Stipendiatinnen und Stipendiaten des Freistaats eingeladen. Die ausländischen Stipendiaten der vergangenen Jahre kamen u. a. aus Frankreich, Norwegen, Polen, Schottland, Griechenland, Litauen und zuletzt aus England.

2020 sind folgende deutsche und slowenische Künstlerinnen und Künstler in das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia eingeladen:

Bereich Bildende Kunst

Primož Bizjak (SI)

Primož Bizjak wurde 1976 in Šempeter pri Gorici, Slowenien, geboren. Nach seinem Studium der Malerei an der Akademie der Schönen Künste in Venedig lebte und arbeitete er in Madrid, bis er 2018 nach München zog. Einzelausstellungen zeigten zuletzt das Museum für Zeitgenössische Kunst, Celje und Nova Gorica, Slowenien (2019-2020), das Centro Arti Plastiche Carrara, Italien (2019), die Galerie Gregor Podnar, Berlin (2018), Tasman Projects, Madrid (2016) und das Museum für zeitgenössische Kunst Metelkova, Ljubljana (2015). Er präsentierte Arbeiten bei zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen, vor allem in Spanien, Slowenien, Kroatien und Italien, wo er an der 54. Biennale von Venedig, dem italienischen Pavillon/Arsenale tese di San Cristoforo (2011) und an der Isola Mondo, einer Begleitveranstaltung der 53. Biennale von Venedig (2009), teilnahm.

Vadim Fishkin (SI)

Vadim Fishkin, geboren 1965 in Penza/UdSSR, lebte bis 1996 in Moskau und arbeitet heute in Ljubljana. 1986 schloss er sein Studium am Moskauer Architektur Institut (MARCHI) ab. Fishkins Hauptforschungsbereich ist die Wissenschaft und ihre Studienmethoden, wobei er technologische Fortschritte hauptsächlich für poetische Zwecke nutzt. Viele seiner Installationen, Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen zeugen von ausgeprägtem Sinn für Humor. Seine Arbeit wurde international in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen ausgestellt, unter anderem auf vier Biennalen in Venedig (1995, 2003, 2005, 2017). In Deutschland wurde er in der Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig, im Künstlerhaus Bethanien und im Martin-Gropius-Bau, Berlin, im ZKM, Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe und in der Galerie Gregor Podnar, Berlin, präsentiert. www.vadimfishkin.si

Sophie von Arnim (D)

Sophie von Arnim, geboren 1975 in München, studierte an der Kunsthochschule Weißensee, Berlin und der Akademie der bildenden Künste in München Bühnenbild. Sie arbeitete in Produktionen an unterschiedlichen Theaterhäusern in München, Frankfurt, Bochum, Karlsruhe und Amsterdam. Seit 2008 verbindet sie eine enge Zusammenarbeit mit der Komponistin Saskia Bladt in der Erforschung von Text- und Materialbeschaffenheit in Bezug auf Klang und Optik und dem Erschaffen von Klangobjekten und - installationen, mit Aufführungen u.a. bei: Theater der Künste u. Camille Festival, Zürich - Villa Massimo, Rom - Teatro Torlonia, Rom - Goethehaus, Frankfurt – Martin-Gropius-Bau, Berlin - Bayerische Staatsoper, München - Lucerne Festival, Luzern - Biennale, München - Eclat Festival, Stuttgart; verschiedene Gruppenausstellungen in München. Sie erhielt zweimal den Danner-Preis für einzelne Ausstellungsobjekte. Des Weiteren arbeitet sie seit 2015 mit der Regisseurin Clara Zoe My-Linh von Arnim als Ausstatterin und Artdirectorin in verschiedenen Filmproduktionen zusammen (u.a. für Arte, rbb). Zwei ihrer ersten Werke liefen auf nationalen und internationalen Filmfesten, wie den Internationalen Hofer Filmtagen - DC Shorts Film Festival, Washington - Shortfilm Festival Portugal.

Christina von Bitter (D)

Christina von Bitter, geboren 1965 in Erlangen, verbrachte sechs Jahre ihrer Kindheit in Madrid, Spanien. Nach einer Keramikerlehre war sie 1988 Mitarbeiterin bei Niki de Saint Phalle im Tarot Garten in Italien. 1985 -1990 studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste in München und wechselte nach einem Gastsemester in Barcelona an die Hochschule der Künste Berlin in die Bildhauerklasse zu Lothar Fischer. 1995 war sie dessen Meisterschülerin. In demselben Jahr erhielt sie eine Debütanten-Förderung des Bayerischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie ein Stipendium nach ´s-Hertogenbosch, Niederlande. 1997 war sie Stipendiatin am Künstlergut Prösitz. 2002 erhielt sie eine Katalogförderung der LFA München. Neben diversen Ausstellungskatalogen und Monografien sind verschiedene Künstlerbücher von ihr erschienen. Die Künstlerin ist mit ihren Arbeiten in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. www.cvbitter.de

Bereich Literatur

Katharina Adler (D)

Katharina Adler wurde 1980 in München geboren, wo sie nach Stationen in Leipzig und Berlin heute auch wieder lebt. Sie studierte Amerikanische Literaturgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Nach ihrem Studium war sie Mitbegründerin der Adler & Söhne Literaturproduktion und Chefredakteurin des englischsprachigen Internetportals munichfound.com. Im Sommer 2018 publizierte Katharina Adler den Roman Ida (Rowohlt), Nominierungen für den Klaus-Michael Kühne-Preis und den aspekte Literaturpreis folgten. 2019 erhielt sie den Bayerischen Kunstförderpreis für Literatur. Nach einer Hörspieladaption von Ida für den NDR arbeitet Katharina Adler derzeit an ihrem zweiten Roman sowie an einem Drehbuch für einen abendfüllenden Spielfilm. Außerdem schreibt sie Rezensionen und Essays für die Süddeutsche Zeitung.

Nataša Kramberger (SI)

Nataša Kramberger, geboren 1983, ist Schriftstellerin, Bäuerin und Journalistin. Für ihr Romandebüt „Nebesa v robidah: roman v zgodbah“ erhielt sie den Preis der Europäischen Union für Literatur (EUPL), der zuvor als bester slowenischer Roman des Jahres 2008 für den Kresnik-Preis nominiert war. Unter anderem veröffentlichte sie den Essay-Band „Ohne Mauer: Erzählungen über Berlin und andere Orte 2004-2014“. Ihr neuester Roman beschreibt ihre Erfahrungen in der Rolle als Bäuerin. Sie lebt zwischen Jurovski Dol und Berlin, wo sie den Verein Periskop leitet. Sie spricht fließend Deutsch, Englisch und Italienisch.

Thomas Lang (D)

Thomas Lang wurde 1967 in Nümbrecht geboren. Nach dem literaturwissenschaftlichen Studium in Frankfurt am Main zog Lang 1997 nach München. Hier lebt er mit seiner Familie. 2002 erschien der erste Roman „Than“, ausgezeichnet mit dem Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur und dem Marburger Literaturpreis. 2005 erhielt Lang für einen Auszug aus „Am Seil“ den Ingeborg-Bachmann-Preis. Es folgten weitere Romane und Erzählungen, zuletzt 2019 Freinacht. Neben dem literarischen Schreiben arbeitet Thomas Lang als freier Journalist, schreibt literarische Essays, Porträts und Fachartikel für Computer-Magazine und lehrt kreatives Schreiben. Stipendien führten ihn unter anderem nach Montréal (Kanada), in die Schweiz, Schweden, Italien (Casa Baldi) und die USA (Villa Aurora, Ledig House). http://thomaslang.net

Stefan Moster (D)

Stefan Moster, geboren 1964 in Mainz, studierte in München und Helsinki Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, Finnougristik, Philosophie, Skandinavistik. Danach war er freiberuflich tätig als Lehrbeauftragter, u. a. in München, Lektor, Kritiker, Herausgeber, Verfasser von literaturwissenschaftlichen Beiträgen für Bücher und Zeitschriften. Seit 1993 wirkt er aber hauptsächlich als Übersetzer finnischer Literatur und ist seit 2002 in der Ausbildung junger Übersetzer*innen engagiert, z. B. als Leiter von Seminaren und Workshops. Sein Debüt als Autor hatte er 1999 mit Gedichten in der Zeitschrift ndl. Seine erste Buchveröffentlichung war „Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels“, Roman, 2009. Seitdem sind vier weitere Romane und ein Kinderbuch erschienen. Moster lebte von 2002-2016 in Finnland und wohnt seit 2016 in Berlin.

Asta Scheib (D)

Asta Scheib, geboren 1939 in Bergneustadt, arbeitete nach Schule und Ausbildung als Zeitschriften-Redakteurin unter anderem bei den Magazinen Brigitte, Eltern, freundin, Mädchen und später als freie Journalistin vor allem für die Süddeutsche Zeitung mit dem Schwerpunkt literarisches Portrait (Thomas Bernhard, Wolfgang Koeppen, Brigitte Kronauer und viele andere). Die literarische Entwicklung begann mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, Erzählungen. Eine davon, „Angst vor der Angst“, verfilmte Rainer Werner Fassbinder 1974 für den WDR. Daraus entstand der erste Roman, „Langsame Tage“. Seit 1986 arbeitet sie als freie Schriftstellerin und Drehbuchautorin. Einige ihrer Auszeichnungen sind die Förderung von “Langsame Tage“ durch den Literaturfonds der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, 1993 der Ernst Hoferichter Preis für „Beschütz mein Herz vor Liebe“, 1997 das Bundesverdienstkreuz, 2000 der Bayerische Verdienstorden, 2003 die Auszeichnung Pro meritis scientiae et litterarum.

Bereich Musik

Saskia Bladt (D)

Saskia Bladt, 1981 in Bensheim geboren, beschäftigt sich mit einer in der Musikgeschichte und im Heute verankerten Musik. Seit 2009 erforscht sie gemeinsam mit der Künstlerin Sophie von Arnim die Frage der Materialbeschaffenheit von Klang und Optik durch das Erschaffen von Klangobjekten, die das Klingende, Haptische und Optische verbinden, das traditionelle Instrumentarium beeinflussen und mit ihm zu einer Einheit werden. Ihre Werken wurden u.a. an der Bayerischen Staatsoper, beim Lucerne Festival, der Maerzmusik Berlin, beim DLF Köln, der Münchener Biennale, dem Badischen Staatstheater Karlsruhe, den Bayreuther Festspielen u.a. mit dem Ensemble Modern, dem Münchener Kammerorchester, El Perro Andaluz, dem Remix Ensemble aufgeführt. Auszeichnungen erhielt sie u.a. mit dem Pfalzpreis für Musik 2010, als Stipendiatin der Akademie Musiktheater heute 2012-14 und als Stipendiatin der Villa Massimo 2015. www.saskiabladt.com

Atac Sezer (SI)

Atac Sezer, geboren 1979, studierte in Istanbul Klavier und Musikwissenschaften, daneben Ney, die traditionelle Flöte der osmanischen Hofmusik. Erste kompositorische Erfahrungen sammelte Sezer bei dem argentinischen Komponisten Dr. Diego H. Feinstein, später setzte er seine Kompositionsstudien fort bei Dieter Schnebel in Berlin und an der Hochschule für Musik und Theater München in der Meisterklasse von Matthias Pintscher. Sezers stetige Suche nach seiner musikalischen Identität basiert auf zahlreichen Studien und Erfahrungen im In- und Ausland mit Techniken, Materialien und Instrumenten aus Okzident und Orient. Seine Werke wurden bis jetzt von führenden Musikfestivals und Institutionen für zeitgenössische Musik aufgeführt: bei den Berliner Festspielen (Maerz Musik), Ensemblia Mönchengladbach, Münchener Biennale-Klangspuren, Ensemble musikFabrik, Bayerischer Rundfunk musica viva, Münchener Kammerorchester, Dornbirn Klassik sowie beim BOZAR Festival. https://www.atacsezer.com/

Petra Strahovnik (SI)

Petra Strahovnik, geboren 1986 in Slowenien. Von Anfang an verfolgt die Komponistin ihren Weg einer Suche nach neuen Klängen. Sie studierte Komposition bei Uros Roijko an der Musikakademie der Universität Ljubljana und Meisterkomposition bei M. Padding und P. Adriaansz am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Strahovniks Stück „Prana“ für Sinfonieorchester gewann den 66. Preis des Rostrum-Musikwettbewerbs, der 2019 in Argentinien stattfand. In Zusammenarbeit mit dem Ensemble Modelo62 kreiert Strahovnik das
Projekt DisOrders: mehrere Kunstwerke, die Musik und Performance-Kunst kombinieren und die Frage aufwerfen, wie wir mit der psychischen Gesundheit umgehen. http://petrastrahovnik.eu/

Vito Žuraj (SI)

Vito Žuraj, geboren 1979 in Maribor, zeichnen kraftvolle und minutiös ausgearbeitete Kompositionen aus, die häufig szenische Elemente und Raumklangkonzepte einbeziehen und den Musikern auf den Leib geschnitten sind. Innerhalb kurzer Zeit setzten sich seine Werke im Konzertsaal und bei wichtigen Festivals durch, interpretiert unter anderem vom New York Philharmonic Orchestra, dem BBC Scottish Symphony Orchestra, dem Ensemble Modern und dem RIAS Kammerchor. 2016 erhielt Vito Žuraj den Claudio-Abbado-Kompositionspreis, der von der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker vergeben wird. Er ist zudem Träger des Kompositionspreises der Landeshauptstadt Stuttgart sowie des Prešeren-Förder-Preises, der Auszeichnung für Kultur des slowenischen Staates. http://vitozuraj.com/

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