Museum Fünf Kontinente Sterbliche Überreste eines indigenen australischen Mannes an Nachfahren übergeben

Foto: Kunstminister Bernd Sibler (l.) mit dem Ältesten der Gimuy Walubara Yidindji people und Oberhaupt der Community Gudju Gudju Fourmile
Foto: Kunstminister Bernd Sibler (l.) mit dem Ältesten der Gimuy Walubara Yidindji people und Oberhaupt der Community Gudju Gudju Fourmile

Kunstminister Bernd Sibler übergab im Museum Fünf Kontinente in München die sterblichen Überreste eines indigenen Australiers, dem Yidinji Ancestral King, an die Yidindji people als Nachfahren des Mannes.

Im Rahmen der Zeremonie zur Restitution unterzeichnete Minister Sibler gemeinsam mit der australischen Botschafterin in Deutschland I.E. Lynette Wood, dem Ältesten der Gimuy Walubara Yidindji people und Oberhaupt der Community Gudju Gudju Fourmile sowie der Leiterin des Museums Fünf Kontinente Dr. Uta Werlich die Übergabedokumente. Der Leichnam war dem damaligen Direktor der Königlichen Ethnographischen Sammlung, der Vorläuferin des heutigen Museums Fünf Kontinente, während dessen Australienreise in den Jahren 1888 bis 1889 für die Sammlung übergeben worden.

Kunstminister Bernd Sibler
Kunstminister Bernd Sibler

„Die Erforschung des Schicksals und die Rückgabe der sterblichen Überreste des indigenen Mannes aus Far North Queensland können zum gegenseitigen Verständnis und zur Aussöhnung der Kulturen beitragen. Ich freue mich, dass wir die sterblichen Überreste dieses Mannes seinen Nachfahren übergeben können und er nun würdevoll in seine Heimat Australien zurückgebracht werden kann“, betonte Staatsminister Sibler, der den transparenten Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten nachhaltig unterstützt.

Die australische Botschafterin in Deutschland, I.E. Lynette Wood, erklärte: „Die Rückführung sterblicher Überreste indigener Australier zu ihren Familien und ihrem Herkunftsland ist für indigene Australier eine eminent wichtige Angelegenheit. Die Australische Regierung begrüßt das Engagement und die Kooperationsbereitschaft des Museums Fünf Kontinente München und des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst bei der Rückführung von sterblichen Überresten indigener Australier. Wir werden auch zukünftig Rückführungsverhandlungen mit weiteren deutschen Institutionen führen.“

Kunstminister Sibler bezeichnete die Erforschung der Provenienz von Sammlungsgütern und ihre Restitution als „eine zentrale kulturpolitische Aufgabe“. Oberstes Ziel müsse es sein, sachgerechte Lösungen für den jeweiligen Einzelfall zu finden. Eine wichtige Rolle spiele dabei insbesondere der Dialog mit den Vertretern der Herkunftsgesellschaften.

1889 nach München gebracht

Die Provenienz des Leichnams konnte nahezu lückenlos geklärt werden. Der Yidinji Ancestral King wurde 1876 von einer Forschungsexpedition, an der der deutsche Geschäftsmann Leopold Sachs beteiligt war, im Gebiet des heutigen Queensland aufgefunden, wobei vermutlich die Bestattungszeremonie der indigenen Gemeinschaft, der der Verstorbene zu Lebzeiten angehörte, gestört wurde. Die Expedition nahm den Leichnam an sich. Leopold Sachs brachte ihn nach Sydney, wohl mit dem Ziel, durch den Verkauf der sterblichen Überreste die Kosten der Expedition zu refinanzieren. Die Bemühungen, den Yidinji Ancestral King über den Mittelsmann Ludwig Bruck zu verkaufen, blieben erfolglos. Schließlich übergab Bruck den Leichnam dem damaligen Direktor der Königlichen Ethnographischen Sammlung, der Vorläuferin des heutigen Museums Fünf Kontinente, Dr. Max Buchner während dessen Australienreise in den Jahren 1888 bis 1889 für die Sammlung. Die sterblichen Überreste müssen nach Eintragung im Inventarbuch des Museums im Laufe des Jahres 1889 nach München gekommen sein und waren vermutlich zur Zeit Buchners ausgestellt. Letzte Nachweise für eine Ausstellung finden sich in einem Sammlungsführer von 1922. Es gibt keine Belege dafür, dass der Yidinji Ancestral King nach Umzug des Museums in die Maximilianstrasse im Jahr 1926 noch einmal gezeigt wurde. Heute leiste das Museum „mit Offenheit und Respekt einen Beitrag zum Verständnis anderer Kulturen“, so Sibler.

Weitere Informationen

Vorlese-Funktion