Pressemitteilung Nr. 133 vom 29.09.2022 Provenienzforschung 2021 in Bayern: 24 restituierte Objekte, 48 Forschungs- und Erschließungsprojekte, über 900 Suchmeldungen

Kunstminister Blume stellt mit Forschungsverbund Ergebnisse aus Tätigkeitsjahr 2021 vor – „Bayern stellt sich den dunklen Seiten der eigenen Geschichte“ – „Restitutionsgesetz auf den Weg bringen“ – 26 Museen, Bibliotheken, Archive und Forschungseinrichtungen recherchieren gemeinsam zur Herkunftsgeschichte von Kulturgütern in ihren Beständen

MÜNCHEN. 24 Objekte wie Gemälde, Urkunden, Briefe, Bücher und eine Porzellandose aus bayerischen Einrichtungen konnten im Jahr 2021 durch die Arbeit des Forschungsverbundes Provenienzforschung Bayern (FPB) an die Nachfahren der vormaligen Eigentümer restituiert werden. Über dies informiert der Tätigkeitsbericht, den Kunstminister Markus Blume heute gemeinsam mit den beiden Vorsitzenden des Verbundes Prof. Dr. Christian Fuhrmeister und Dr. Matthias Weniger der Öffentlichkeit vorstellte. Der Bericht gibt einen Überblick über die Forschungsarbeit der 26 beteiligten Institutionen, darunter 15 Mitglieder und elf Kooperationspartner, die sich mit der Geschichte von mutmaßlich geraubten Kunst- und Kulturgütern befassen. Für Kunstminister Markus Blume ist die Provenienzforschung von hoher kulturpolitischer Bedeutung: „Es gibt kein Recht auf Vergessen: Die Aufarbeitung des NS-Unrechts bzw. der kolonialen Vergangenheit Deutschlands ist zwar oftmals schmerzvoll, doch Bayern stellt sich den dunklen Seiten der eigenen Geschichte. Denn: Provenienzforschung ist unsere ethische Verpflichtung!“ Der Kunstminister sprach sich zudem für die Normierung in einer eigenen gesetzlichen Grundlage aus: „Wir brauchen dringend eine verlässliche gesetzliche Grundlage. Hier ist der Bund in der Pflicht, noch in dieser Legislaturperiode ein Restitutionsgesetz auf den Weg zu bringen.“

Zur exemplarischen Veranschaulichung der Provenienzrecherche und der institutionsübergreifenden Zusammenarbeit präsentierten die Wissenschaftler im Verlauf des Pressegesprächs einen zur Restitution anstehenden Silberbecher aus dem Bestand des Bayerischen Nationalmuseums. Dank der engen Zusammenarbeit der im Forschungsverbund vereinten Institutionen des Freistaats Bayern und der Stadt München konnte die betroffene Erben-Familie ermittelt werden.

Breit aufgestellt: Museen, Archive und Forschungseinrichtungen sind beteiligt

Bevor es zu einer Restitution kommen kann, sind umfangreiche Recherchen nötig, die sich aufgrund ihrer Komplexität über Jahre hinziehen können. Der 2015 gegründete bayerische Forschungsverbund begegnet dieser Herausforderung durch seine breite Aufstellung: An ihm sind Museen unterschiedlicher Ausrichtung, die Bayerische Staatsbibliothek, Archive sowie universitäre Lehrstühle und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit den Fachrichtungen Kunst- und Zeitgeschichte beteiligt. Durch eine enge Kooperation zwischen den Einrichtungen werden Synergieeffekte geschaffen. So kommt es zum Beispiel nicht selten vor, dass sich Objekte aus dem Bestand eines Händlers oder eines Sammlers aus der NS-Zeit heute in mehreren Institutionen befinden. In diesen Fällen schließen sich die Mitglieder über den Verbund zusammen, recherchieren gemeinsam und unterstützen sich gegenseitig durch ihre Forschungsarbeit. Zur Zusammenarbeit der Mitglieder erklärten die Vorsitzenden des Forschungsverbundes, Prof. Dr. Christian Fuhrmeister und Dr. Matthias Weniger: „Kennzeichnend für den Forschungsverbund ist die große Zahl engagierter Institutionen; dies führt zu einer großen Vielfalt von Forschungsperspektiven, die sich gegenseitig ergänzen und befruchten. Schlagender Beleg für die Effizienz dieser Vernetzung ist das Wachstum auf nunmehr 26 Mitglieder und Kooperationspartner.“

48 Projekte zu Raubkunst in Arbeit

Der Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern legt jedes Jahr einen aktuellen Tätigkeitsbericht über seine umfangreichen Aktivitäten vor, der auch auf seiner Webseite veröffentlicht wird und dort heruntergeladen werden kann. Wesentlicher Förderer ist der Freistaat Bayern.

Insgesamt arbeiten die Institutionen des Verbunds derzeit an 48 Projekten. Durch die aktive Forschung des Verbundes wurden im vergangenen Jahr zudem 937 Objekte aus bayerischen Museen und Bibliotheken, bei denen ein begründeter Verdacht auf Raubkunst besteht, auf der Internetplattform lostart.de eingetragen, einem zentralen Rechercheinstrument für NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut. Die Veröffentlichung der Rechercheergebnisse dient der Transparenz und ermöglicht es, gesuchte Objekte von der ganzen Welt aus zu finden.

Weitere Informationen zum Forschungsverbund: https://www.provenienzforschungsverbund-bayern.de/

Der diesjährige Tätigkeitsbericht des Forschungsverbundes sowie ein Foto von der Vorstellung des Berichts stehen zum kostenfreien Download zur Verfügung unter: Pressematerial zum Download (bayern.de)

Fotos von dem Pressegespräch finden Sie zum kostenfreien Download unter:
Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume im Bild (bayern.de)

 

Helena Barsig, Sprecherin, 089 2186 1829

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