Pressemitteilung Nr. o. Nr. vom 31.10.2025 Den Traum von einer sauberen und allzeit verfügbaren Energiequelle wahrmachen: Bayern, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein gründen Allianz zur Fusionsforschung
Ziel: der erste kommerziell genutzte Fusionsreaktor – gegenseitige Unterstützung und Zusammenarbeit auf vielen Feldern – führende Länder in der Fusionsforschung bündeln Expertise
MÜNCHEN. Die Erschließung der Fusion als sichere, saubere und vom Zugang zu Rohstoffen weitgehend unabhängige Energiequelle ist eine einmalige Chance für eine energiesouveräne und nachhaltige Zukunft Deutschlands. Darin sind sich die Länder Bayern, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein einig.
Heute haben die sechs Länder in München die Allianz zur Fusionsforschung – kurz Fusionsallianz – gegründet und damit den entscheidenden Schritt auf dem Weg zum weltweit ersten Funktionskraftwerk in Deutschland und Europa getan. Im Schulterschluss wollen sie diese Technologie-Entwicklung schnell, effektiv und strategisch abgestimmt voranbringen. Das Ziel der Fusionsallianz: Erforschung, Entwicklung, Bau und Betrieb von kommerziell genutzten Fusionsreaktoren – unter Kooperation von Industrie und Forschung. Deutschland soll eine weltweit führende Rolle in dieser Zukunftstechnologie einnehmen und den Traum von einer allzeit verfügbaren, sauberen Energiequelle wahrmachen.
Zusammenarbeit auf vielen Feldern: von der Ausbildung bis zu den Lieferketten
Die sechs Länder haben auf diesem Zukunftsfeld seit Jahren jeweils erhebliche Vorleistungen erbracht. Sie sollen jetzt arbeitsteilig gebündelt, vernetzt und nochmals erheblich ausgeweitet werden. Eine enge Abstimmung der Partner untereinander und gegenseitige Unterstützung wurden dazu vereinbart, auch mit Blick auf die Hightech Agenda Deutschland und den Aktionsplan Kernfusion des Bundes.
Zu den Vorhaben gehören u.a. der gezielte Ausbau der Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern auf dem Gebiet der Fusionsforschung, eine Vernetzung in der Fusionsforschung zum Beispiel durch landesübergreifende Master- und Graduiertenstudiengänge und Workshops, die gemeinsame Nutzung bereits bestehender Forschungsinfrastrukturen, der gegenseitige Zugang zu den Einrichtungen der Partner sowie für Unternehmen, eine Zusammenarbeit mit der Zulieferindustrie, die schon beim Aufbau der existierenden Forschungsanlagen ihr technologisches Know-how unter Beweis gestellt hat, und Kooperationen mit europäischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen.
Die Allianz konzentriert sich auf die beiden aussichtsreichsten Ansätze zur Fusion, die laserinduzierte Trägheitsfusion und die Fusion unter Magneteinschluss. Die parallele Erforschung beider Technologieansätze verteilt dabei technologische Risiken und erhöht die Chance, die wirtschaftlichsten Lösungen für eine zuverlässige Energieversorgung bei unterschiedlichen Einsatzanforderungen zu finden. Die daraus resultierenden Aufgabenpakete für die einzelnen Länder wurden in den gemeinsam unterzeichneten Eckpunkten festgelegt. Für weitere technologische Entwicklungen und Partner ist die Allianz offen.
Meilenstein in der Fusionsforschung
Die Wissenschaftsministerinnen und -minister der Länder Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein, die Wissenschaftssenatorin Hamburgs sowie der bayerische Wirtschaftsminister sehen die Gründung der Allianz als Meilenstein in der Fusionsforschung an:
Staatsminister Markus Blume, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst: „Das ist ein historischer Tag für die Energieforschung in Deutschland. Heute startet eine Koalition der Willigen: Sechs Länder, die bereits große individuelle Standortstärke im Bereich der Fusionsforschung haben, vernetzen und bündeln ihre Stärken – und bauen sie gemeinsam weiter aus. Das ist eine echte Premiere: Sechs Länder, die sich zusammentun, um sich gegenseitig zu unterstützen, getragen von einem Ziel: Die Mission Kernfusion zum Erfolg zu führen. Die Erschließung der Fusion als saubere, sichere und weitgehend unabhängige Energiequelle ist eine große Chance. Wir sind uns einig: Der nächste Schritt muss jetzt gesetzt werden. Wir sind entschlossen: Das erste kommerzielle Fusionskraftwerk soll in Deutschland entstehen. Bayern versteht sich mit seinem herausragenden Fusions-Ökosystem als Zugpferd und Partner. Unser Masterplan Kernfusion ist voll in der Umsetzung. Der Bau eines neuen Stellerators am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Garching ist wegweisend für die künftige Rolle Deutschlands auf diesem Forschungsfeld. Herzlichen Dank an die Partner für die Unterstützung dabei.“
Staatsminister Hubert Aiwanger, Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie: „Die Mission unter Beteiligung von Forschung, Industrie und Startups mit dem Ziel des ersten Fusionskraftwerks ist richtungsweisend. Leistungsfähige Lieferketten, abgestimmte Ausbildungsinitiativen, gegenseitige Nutzung von Infrastrukturen der Partner sind wichtige Schritte auf dem Weg zum kommerziell genutzten Reaktor. Eine ganz zentrale Rolle nimmt dabei das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) mit Sitz in Garching als eines der weltweit führenden Zentren für Magnetfusionsforschung ein. Unser ehrgeiziges Ziel ist ein Stellarator als Nachfolger des ASDEX Upgrade am IPP. Es ist ein starkes Signal, dass wir uns als Partner gegenseitig unterstützen, um gemeinsam und zielgerichtet die Chancen des Bundeaktionsplans Kernfusion und der Hightech Agenda Deutschland zu nutzen.“
Senatorin Maryam Blumenthal, Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung der Freien und Hansestadt Hamburg: „Wissenschaft ist immer Teamarbeit – ganz besonders dann, wenn es um große technologische Durchbrüche für uns alle geht. Mit der neuen Allianz zur Fusionsforschung setzen wir ein wichtiges Signal für die Kooperation über Ländergrenzen hinweg. Der Ausbau der fusionsrelevanten Forschungsinfrastrukturen am European XFEL stärkt Hamburg und Schleswig-Holstein als führende Standorte der Energieforschung. Gemeinsam gehen wir mit dieser Länderallianz einen entscheidenden Schritt weiter, um in Deutschland eine weitere Energiequelle für die Zukunft zu erschließen.“
Staatsminister Timon Gremmels, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur: „Fusion ist eine chancenreiche Zukunftstechnologie, bei deren Erforschung Hessen eine Vorreiterrolle übernimmt. Der Standort Biblis bietet optimale Bedingungen, um dort einen kommerziellen Fusionsreaktor zu entwickeln“, so Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Mit dem FusionsCampus Biblis bringen wir Spitzenforschung, Hightech-Unternehmen und Politik zusammen, um die Laserfusion von der Idee zur Anwendung zu führen. Gemeinsam mit unseren Partnerländern in der Fusionsforschungsallianz erhöhen wir Deutschlands Chancen im internationalen Wettbewerb mit dem Ziel, das erste industrielle Fusionskraftwerk der Welt zu errichten. Fusion soll langfristig ein fester Bestandteil eines sicheren, klimafreundlichen und bezahlbaren Energiemixes werden: Wir bauen die Erneuerbaren weiter aus und denken zugleich an die Energiequellen von übermorgen.“
Ministerin Bettina Martin, Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten, Mecklenburg-Vorpommern: „In Mecklenburg-Vorpommern setzen wir schon seit den 90er Jahren einen strategischen Schwerpunkt auf die Fusionsforschung. Also schon in einer Zeit, als andere diese Zukunftstechnologie noch als reines Luftschloss abtaten. Mit diesem jahrzehntelangen, klaren Bekenntnis zur Fusionsforschung hat sich Mecklenburg-Vorpommern international einen Vorsprung erarbeitet und bringt starke Kompetenzen in die Fusionsallianz ein: mit dem weltweit führenden Stellarator Wendelstein 7-X am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald und dem geplanten High Energy Density Institut, das gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) an der Universität Rostock errichtet werden soll. Damit ist Mecklenburg-Vorpommern sowohl im Bereich des Magneteinschlussverfahrens als auch im Bereich der Laserfusion ein starker Partner in der Allianz. Es ist ein wichtiger Schritt für die Energiesicherheit der Zukunft, dass die Bundesregierung die Kernfusion zu einer der sechs Schlüsseltechnologien im Rahmen ihrer High Tech Agenda gemacht hat. Wenn Deutschland im internationalen Wettbewerb die Nase vorn haben will, dann schaffen wir das nur mit gebündelten Kräften. Die Fusionsallianz wird uns gemeinsam ans Ziel bringen.“
Staatsminister Sebastian Gemkow, Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus: „Sachsen ist ein herausragender Forschungs- und Wirtschaftsstandort im Bereich der Physik, Materialentwicklung, Energietechnik und Anlagenbau, mit umfangreichen Forschungskompetenzen beim Thema Fusionsenergie. Diese Allianz macht die wissenschaftliche Exzellenz Deutschlands und den festen Willen zur Technologieführerschaft in einem der wichtigsten Forschungs- und Technologiefelder unserer Zeit, der Kernfusion, noch sichtbarer. Sie basiert auf starken Forschungs- und Transfernetzwerken wie zum Beispiel SAXFUSION, in dem führende Forschungs- und Hochschuleinrichtungen aus Sachsen, wie etwa das Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf auf dem Gebiet der Fusionsforschung bereits heute eng mit Unternehmen und anderen institutionellen Partnern weit über Sachsen hinaus Forschung und Technologieentwicklung betreiben.“
Ministerin Dr. Dorit Stenke, Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Schleswig-Holstein: „Die Fusionsallianz macht aus Vision Wirklichkeit. Mit dem European XFEL bringt der Norden eine weltweit einzigartige Forschungsinfrastruktur in die Partnerschaft ein. Das ist nicht nur ein Gewinn für die Wissenschaft, sondern ein klares Signal: Schleswig-Holstein ist ein Innovationsstandort, der die Energie der Zukunft mitgestaltet.“
Das Eckpunktepapier sowie Fotos von der Unterzeichnung können hier eingesehen bzw. heruntergeladen werden:
Pressematerial zum Download
Die Unterzeichnung inkl. Presse-Statements kann hier angesehen werden:
Pressekonferenz Fusionsallianz
Kathrin Gallitz, Pressesprecherin im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, 089 2186 1829