Pressemitteilung Nr. 43 vom 20.06.2025 Jean-Paul-Preis 2025 geht an Christine Wunnicke für ihr Lebenswerk

Kunstminister Markus Blume gibt diesjährige Preisträgerin bekannt – Blume: „Christine Wunnicke ist keine Stimme unter vielen – sie ist eine Stimme für sich. In brillanter Weise verbinden ihre Romane historische Tiefe mit literarischer Leichtigkeit.“

MÜNCHEN. In diesem Jahr wird die Schriftstellerin Christine Wunnicke mit dem Jean-Paul-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Das gab Kunstminister Markus Blume heute in München bekannt. Er folgte mit dieser Entscheidung dem Vorschlag der Jury. „Christine Wunnicke ist keine Stimme unter vielen – sie ist eine Stimme für sich.  Ihre Werke sind präzise, pointiert, so raffiniert wie elegant, ihr Ton lakonisch – und im besten Sinne unverwechselbar. In brillanter Weise verbinden ihre Romane historische Tiefe mit literarischer Leichtigkeit – und schaffen daraus ein ganz eigenes Erzählen. Die Ausnahmeschriftstellerin hat ein ganz eigenes Format des Miniaturromans entwickelt, in dem sie oft entlegene historische Stoffe verarbeitet. Ihre Werke sind kurz in der Form, aber groß in der Wirkung – eine Stimme, die bleibt. Ich gratuliere ihr ganz herzlich zur Auszeichnung“, so Blume. Der Jean-Paul-Preis des Freistaates Bayern ist mit 20.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre, in diesem Jahr zum 22. Mal, verliehen.

Chritstine Wunnicke – Lebenslauf und Jurybegründung

Christine Wunnicke, geboren 1966, lebt in München. Sie schreibt Hörspiele, biografische Literatur und Romane und hat sich zur Spezialistin für schmale, präzise gearbeitete und hintergründige Kurzromane entwickelt, in deren Mittelpunkt historische Figuren stehen. 2002 erhielt sie für ihre Biografie des Kastratensängers Filippo Balatri Die Nachtigall des Zaren (2001) den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur. Für den Roman Serenity (2008) bekam sie den Tukan-Preis. Bei Berenberg erschienen u. a. ihre Romane Der Fuchs und Dr. Shimamura (2015), der 2017 mit dem deutsch-französischen Franz-Hessel-Preis für zeitgenössische Literatur ausgezeichnet wurde, und Katie (2017), die beide für den Deutschen Buchpreis nominiert waren (Longlist), sowie, im Taschenbuch, die Novelle Nagasaki, ca. 1642 (2020). Im Jahr 2020 wurde sie mit dem Münchner Literaturpreis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Ihr Roman Die Dame mit der bemalten Hand (2020) wurde mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis gewürdigt und stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen ihre Auswahl und Übersetzung aus Margherita Costas Werk Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht (2023) sowie der Roman Wachs (2025).

Christine Wunnicke sei eine Ausnahmegestalt in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, so die Jury. Ihre Kunst der historischen Momentaufnahme, die sie zum kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Bild aufspannt, besteht in einer ebenso eleganten wie klaren Textökonomie: Ihre Erzählungen sind stets in eine Spannung aus Verknappung und verblüffendem Detail gesetzt. Mal schafft sie es, wie in ihrem Roman Der Fuchs und Dr. Shimamura, einer strapazierten Thematik wie der beginnenden Psychoanalyse neue Facetten abzugewinnen. Mal verblüfft sie mit einer Ausgrabung aus dem historischen Personal, wie die des Forschungsreisenden Carsten Niebuhr in Die Dame mit der bemalten Hand, des Mediums „Katie“ im gleichnamigen Roman oder der Anatomin Marie Biheron im vorrevolutionären Frankreich des 18. Jahrhunderts in ihrem neuesten Roman Wachs. Die Jury stellt weiter fest, dass Christine Wunnicke mit Sinn für Tragik und Komik und in lakonischer Sprache Geistes- und Geistergeschichte verdichte und verwebe. Ganz im Sinne Jean Pauls gehe dieser Preis an die Autorin eines eigenständigen, widerspenstigen und phantastisch-fabulösen Werkes.

Jean-Paul-Preis – Würdigung des literarischen Gesamtwerks

Der Freistaat würdigt mit dem Jean-Paul-Preis das literarische Gesamtwerk einer deutschsprachigen Schriftstellerin bzw. eines deutschsprachigen Schriftstellers. Die Preisverleihung findet am 11. Juli 2025 im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth statt. Unter den bisherigen Preisträgern waren Friedrich Dürrenmatt, Botho Strauß, Horst Bienek, Hermann Lenz, Günter de Bruyn, Brigitte Kronauer, Petra Morsbach, Gerhard Roth, Alexander Kluge und Nico Bleutge. Der Jury gehören derzeit an: Frauke Kühn (Literaturhaus Vorarlberg), Prof. Dr. Friedhelm Marx (Universität Bamberg), Prof. Dr. Frieder von Ammon (LMU München), Dr. Katrin Schumacher (MDR, 3sat) sowie Prof. Dr. Barbara Vinken (LMU München).

 

Philipp Spörlein, stellv. Pressesprecher, 089 2186 2621
Helena Barsig, Sprecherin, 089 2186 1829

Vorlese-Funktion