Pressemitteilung Nr. 044 vom 10.03.2022 Europaweit einzigartig: neues Zentrum für Erinnerungskultur an der Universität Regensburg

Wissenschaftsminister Markus Blume eröffnet Zentrum an der Universität Regensburg: „zentraler Baustein der Erinnerungskultur in Bayern, Deutschland und Europa“

MÜNCHEN/REGENSBURG. Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume hat heute das Zentrum für Erinnerungskultur an der Universität Regensburg eröffnet. Es bildet den institutionellen Rahmen einer europaweit einzigartigen Kooperation zwischen einem Gedenkort und einer Universität.

Wissenschaftsminister Markus Blume betonte: „Fassungslos müssen wir aktuell feststellen, wie falsche historische Deutungen zur Legitimation eines Kriegs in Europa beitragen. Leider gibt es für Frieden, Freiheit, Menschlichkeit und Demokratie keine Garantie. Wir müssen täglich aufs Neue dafür kämpfen. In diesem Kampf ist Erinnerungsarbeit ein wichtiger Schlüssel. Das Zentrum für Erinnerungskultur der Universität Regensburg ist ein großer Stein in der Brandmauer gegen die Angriffe auf unsere freie Gesellschaft, unsere Werte und unsere Demokratie. Es ist ein zentraler Baustein der Erinnerungskultur in Bayern, Deutschland und Europa: Gegen das Vergessen und für eine lebendige Erinnerung, die in die Zukunft wirkt!“

Der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, Dr. Ludwig Spaenle erklärte: „Das Zentrum für Erinnerungskultur der Universität Regensburg ermöglicht einen Quantensprung in der forschungsgeleiteten Erinnerungsarbeit. Ich danke dem Präsidenten der Universität Regensburg Prof. Dr. Udo Hebel für seine Unterstützung, das interdisziplinäre Zentrum so rasch zu realisieren. Mit dem Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Prof. Dr. Jörg Skriebeleit, und dem Landeshistoriker Prof. Dr. Bernhard Löffler stehen hier zwei renommierte Experten für die wissenschaftliche Reflexion der Erinnerungsarbeit.“

"Das Zentrum Erinnerungskultur ist eine in Deutschland und Europa einzigartige Kooperation zwischen einer Universität und einer KZ-Gedenkstätte. Das Projekt ist bereits jetzt ein Meilenstein in der Erinnerungsarbeit und fördert die interdisziplinäre Erinnerungsforschung. Es setzt mit seinen zahlreichen und weithin rezipierten Veranstaltungen klare Zeichen gegen Geschichtsrevisionismus jeder Art und Ausrichtung, gegen Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und Ethnozentrismus sowie gegen rechtspopulistische Erinnerungsleugnungen“, betonte Universitätspräsident Prof. Dr. Udo Hebel bei der Eröffnungsfeier. „Das Zentrum für Erinnerungskultur steht paradigmatisch für jene erkenntnisgeleitete Verantwortung und für jene gesellschaftliche Verantwortungsbereitschaft, die Wissenschaft und Universität auszeichnet – gerade auch in diesen erschütternden Zeiten.“

Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis

Der thematische Schwerpunkt des Regensburger Zentrums für Erinnerungskultur liegt in der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit. Darüber hinaus werden auch weiter zurückliegende Entwicklungen und geschichtspolitische Strukturen außerhalb der NS-Zeit – epochenübergreifend, interdisziplinär und mit offen-experimentellem Charakter – in den Blick genommen. Das Zentrum stellt eine Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis dar, die sich insbesondere den Wissenstransfer zur Aufgabe gemacht hat: Neben der Öffentlichkeitsarbeit und der Zusammenarbeit mit Gedenkstätten, Dokumentationszentren und Museen strebt das Zentrum für Erinnerungskultur auch eine Einbindung der Lehramtsausbildung an.

Das Zentrum fußt auf einer seit 2018 bestehen erfolgreichen Kooperation zwischen der Universität Regensburg und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Ende 2020 wurde die Zusammenarbeit intensiviert sowie institutionalisiert und das Zentrum Erinnerungskultur als zentrale Einrichtung der Universität Regensburg gegründet, die in alle Fakultäten hineinwirken soll. Dabei stand von Anfang an die enge Verzahnung von universitärer und angewandter Auseinandersetzung mit Erinnerung und Geschichtspolitik im Mittelpunkt. Getragen wird das Zentrum auch weiterhin von beiden Partnern: Von der Universität Regensburg als wissenschaftlichem Forschungs-, Lehr- und Begegnungsort und vom konkreten historischen Ort Flossenbürg mit seinem Steinbruch und der zum Teil erhalten gebliebenen Architektur des NS-Konzentrationslagers.

 

Philipp Spörlein, stellv. Pressesprecher, 089 2186 2621

Vorlese-Funktion