Pressemitteilung Nr. 227 vom 04.10.2020 Digitales Sommersemester 2020: Wissenschaftsminister Sibler zieht gemeinsam mit Hochschulen Bilanz

„Herausforderung in großer Gemeinschaftsleistung gemeistert – Digitalisierungsschub für weiteren Ausbau nutzen – Präsenz- und Online-Lehre klug verknüpfen“ – Hochschulen für angewandte Wissenschaften/ Technische Hochschulen stellen Studie vor

MÜNCHEN. Eine Bilanz zum digitalen Sommersemester 2020 zog Wissenschaftsminister Bernd Sibler vergangene Woche zusammen mit den Verantwortlichen an Bayerns Hochschulen sowie Studierendenvertretern. Die Vizepräsidentinnen und -präsidenten für Lehre der Hochschulen für angewandte Wissenschaften/Technische Hochschulen und der Universitäten, die Vorsitzende der Landeskonferenz der Bayerischen Kunsthochschulen Prof. Dr. Bettina Reitz sowie die Sprecherin und der Sprecher der Landes-Asten-Konferenz Bayern (LAK Bayern) Anna-Maria Trinkgeld und Maximilian Frank hatten sich persönlich mit Wissenschaftsminister Bernd Sibler zu ihren Erfahrungen ausgetauscht. „Alle Beteiligten stimmen überein, dass die kurzfristige Umstellung von Präsenz- auf Onlinelehre gut funktioniert hat. Studentinnen und Studenten und Dozentinnen und Dozenten haben sich rasch auf die neuen Rahmenbedingungen eingelassen. Sie waren entschlossen, dass das Semester kein ‚Null-Semester‘ werden darf“, fasste Sibler die Ergebnisse zusammen. Er betonte: „Die Rückmeldungen bei den Gesprächen haben gezeigt: Alle Hochschulen haben die Herausforderung durch die Corona-Krise in einer großen Gemeinschaftsleistung gemeistert. Für ihr Engagement und ihre Motivation, dieses Semester im Rahmen der Möglichkeiten bestmöglich durchzuführen, danke ich Ihnen sehr! Alle Beteiligten haben wertvolle Erfahrungen sammeln können.“ Dem Minister ist es wichtig, diese „reflektiert zu betrachten und ehrlich Bilanz zu ziehen.“ Ziel sei, die Lehre an Bayerns Hochschulen qualitativ weiterzuentwickeln. „Den Digitalisierungsschub wollen wir dabei umfassend nutzen – für das kommende Wintersemester und auch für die Zeit nach Corona. Die Zukunft der Hochschullehre wird in einer klugen Kombination von Präsenz- und Onlineformaten liegen“, so der Minister.

In den Gesprächen wurde deutlich, dass beim Ausbau der digitalen Lehre die enge Vernetzung der Lehrenden an den Hochschulen untereinander ebenso wie der Austausch zwischen den Hochschulen eine große Rolle spiele. So könnten wertvolle Synergieeffekte bei der digitalen Lehre gebündelt und Ressourcen effizient eingesetzt werden. Kooperation müsse Teil der Lehrstruktur sein. Zudem wiesen die Hochschulen auf die Bedeutung von Strukturen zum Ausbau der digitalen Lehre hin.

Konsens bestand, dass die Präsenzlehre an den Hochschulen keinesfalls vollständig durch digitale Lehre ersetzt werden kann. Der unmittelbare Austausch ist für Lehrende ebenso wie für Studentinnen und Studenten elementares Charakteristikum des Hochschulalltags. Auch praktische Lehrinhalte sind auf Präsenz angewiesen. Darüber hinaus ist es Wissenschaftsminister Sibler ein Anliegen, dass insbesondere Erstsemester und Studentinnen und Studenten, die vor ihrem Abschluss stehen, im Wintersemester 2020/2021 Präsenzangebote – unter Beachtung entsprechender Hygiene- und Sicherheitsvorschriften – nutzen können.

Prof. Dr. Klaus Kreulich, Sprecher der Vizepräsidenten Lehre der Hochschulen für angewandte Wissenschaften/Technischen Hochschulen, betonte: „Trotz aller Hürden wurde ein Studienfortschritt erreicht, das ist wichtig für alle Studierenden. Als nachhaltigen Gewinn sehe ich auch die neu geschaffene Rechtsgrundlage für Online-Prüfungen (BayFEV), mit der zukünftige hybride Studienformate entscheidend unterstützt werden.“

„Im Sommersemester haben die bayerischen Universitäten gezeigt, dass sie Onlinelehre können“, betont Prof. Dr. Martin Huber, der Sprecher der Vizepräsidenten Lehre in Universität Bayern. „Allen Lehrenden und Studierenden ist aber auch deutlich geworden, dass für die Universität als ein lebendiger Ort des Forschens, Lehrens und Lernens Interaktion und persönliche Begegnung unverzichtbar sind. Für das Wintersemester werden wir deshalb mit hohem Engagement unter den engen Vorgaben des Infektionsschutzes ein Maximum an Präsenzlehre insbesondere für die Erstsemester möglich machen und die digitale Lehre im Austausch mit den Studierenden weiter optimieren.“

Die Präsidentin der Hochschule für Fernsehen und Film und Vorsitzenden der Landeskonferenz der Bayerischen Kunsthochschulen Prof. Dr. Bettina Reitz betonte: „Für die Kunsthochschulen in Bayern war die Umstellung auf das digitale Sommersemester eine besondere Herausforderung. Praktische Übungen, die einzeln oder in Gruppen stattfinden, konnten nicht mehr durchgeführt werden. Lehren und Lernen in Präsenz ist aber für Kunst- und gerade für Musikhochschulen essentiell wichtig und kann im qualitativen Anspruch nicht durch digitale Lehre ersetzt werden. Die kurzfristige Umstellung auf digitale Lehrangebote und online-Unterricht hat dennoch in vielen Bereichen, vor allem in der Theorie und der Wissenschaft gut funktioniert. Im praktischen Lehrbetrieb allerdings nur sehr eingeschränkt, da dieser ohne direkte Kommunikation, ohne Anleitung und unmittelbaren künstlerischen Austausch nicht möglich ist. Die HFF München zum Beispiel hat trotzdem viele Lehrveranstaltungen, allerdings mit erheblichem Mehraufwand, anbieten können. Als klaren Vorteil für die Lehre nehmen wir mit: zahlreiche renommierte und preisgekrönte Dozenten*innen konnten bayern- und deutschlandweit wie auch international an den Lehrveranstaltungen digital teilnehmen, ohne aufwendig reisen zu müssen. Die bayerischen Kunsthochschulen wissen nun, dass es auch online geht, und freuen sich darauf, die Potentiale der digitalen Lehre weiter auszubauen und zu optimieren. Dennoch haben sie  mehr denn je gespürt, dass Kunsthochschulen in überwiegendem Maße Präsenzhochschulen bleiben müssen.“

„Die digitale Lehre bringt aufgrund ihrer örtlichen und zeitlichen Flexibilität vielfältige Vorteile, dennoch sind fast alle Studierenden einig, dass ohne Präsenz und den intensiven persönlichen Austausch mit den Dozierenden aber auch den KommilitonInnen ein Kernbestandteil des Studiums fehlt", ergänzte Anna-Maria Trinkgeld, Sprecherin der LAK Bayern.

„Es war beeindruckend zu sehen, wie in diesem Sommersemester alle Beteiligten, Studierende, Dozierende wie auch die Hochschulleitung an einem Strang gezogen haben, um die Herausforderungen zu bewältigen, eine solch gute Zusammenarbeit sollte auch außerhalb der Corona-Pandemie zum Normalfall an den Hochschulen werden“, erklärte Maximilian Frank, Sprecher der LAK Bayern.

Studie der Hochschulen für angewandte Wissenschaften „Hochschullehre in der Post-Corona-Zeit

Um die hybride Hochschullehre an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften zielgerichtet und auf fundierter, wissenschaftlicher Basis weiterentwickeln zu können, führten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschulen in München, Nürnberg und Coburg um Studienleiter Prof. Dr. Klaus Kreulich, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München, in Zusammenarbeit mit allen Vizepräsidentinnen und ‑präsidenten für Lehre der bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften die Studie „Hochschullehre in der Post-Corona-Zeit“ durch. Zentrale Fragen waren, was man aus dem digitalen Semester gelernt habe, was man daraus für die Zukunft der Lehre an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften ableite und wie man den Digitalisierungsschub des Corona-Semesters nutzen könne. Herausgegeben wurde die Studie vom Forschungs- und Innovationslabor (FIDL).

Wesentliche Ergebnisse sind:

Lehrende wie Studentinnen und Studenten schätzen die große örtliche und zeitliche Flexibilität der digitalen Lehre. Ebenso sehen beide Gruppen in der individuellen Anpassung des Lerntempos sowie im Einsatz verschiedener Medien einen Vorteil. Größter Nachteil ist hingegen für Lehrende und Studentinnen und Studenten, dass der unmittelbare, direkte Austausch untereinander fehlt. Die Studie zeigt, dass die Motivation, digitale Lehre zu nutzen, bei der Mehrzahl der an der Studie beteiligten Lehrenden deutlich gestiegen ist. Vonseiten der Studentinnen und Studenten wurde eine Ergänzung der Präsenzlehre durch digitale Lehre mehrheitlich befürwortet.

 

Weitere Informationen und Studienergebnisse finden Sie hier:

www.fidl.bayern/StudiePostCoronaGesamt (Gesamtstudie)

www.fidl.bayern/StudiePostCorona (Management Summary)

 

Julia Graf, stellv. Pressesprecherin, 089 2186 2621

 

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