Provenienzforschung Provenienzforschung in Bayern: 61 restituierte Objekte und über 1700 Suchmeldungen

Mitglieder des Forschungsverbunds Provenienzforschung Bayern bei einem Ortstermin zu den Überresten der 1938 zerstörten Münchner Hauptsynagoge im November 2023 (© FPB)
Mitglieder des Forschungsverbunds Provenienzforschung Bayern bei einem Ortstermin zu den Überresten der 1938 zerstörten Münchner Hauptsynagoge im November 2023 (© FPB)

Der Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern hat Anfang März seine aktuellen Ergebnisse veröffentlicht. In dem Verbund recherchieren 26 Museen, Bibliotheken, Archive und Forschungseinrichtungen gemeinsam zur Herkunftsgeschichte von Kulturgütern in ihren Beständen. Kunstminister Markus Blume: „Provenienzforschung ist der Schlüssel zu einem verantwortungsvollen Umgang mit unserer Vergangenheit.“

Kunstminister Markus Blume (© Steffen Böttcher)
Kunstminister Markus Blume (© Steffen Böttcher)

61 Objekte wie Gemälde, Bücher oder Silberobjekte aus bayerischen Einrichtungen konnten im Jahr 2022 durch die Arbeit des Forschungsverbundes Provenienzforschung Bayern (FPB) an die Nachfahren der vormaligen Eigentümer restituiert werden. Über dies informiert der aktuelle Tätigkeitsbericht des Forschungsverbundes.

Der Bericht gibt einen Überblick über die Forschungsarbeit der 26 beteiligten Institutionen, darunter 15 staatliche Mitglieder und elf Kooperationspartner, die sich mit der Geschichte von mutmaßlich geraubten Kunst- und Kulturgütern befassen, und ist nun öffentlich zugänglich.

Kunstminister Markus Blume betonte anlässlich der Veröffentlichung des Forschungsberichtes die hohe kulturpolitische Bedeutsamkeit der Provenienzforschung: „Provenienzforschung ist der Schlüssel zu einem verantwortungsvollen Umgang mit unserer Vergangenheit: Sie ist mehr als ein wissenschaftlicher Akt, sie ist ein entscheidender Beitrag zur Aufarbeitung unserer Geschichte und die Grundlage für faire Lösungen und Rückgaben an die Erben nach den Prinzipien der Washingtoner Erklärung.“

Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern: Museen, Archive und Forschungseinrichtungen sind beteiligt

Bevor es zu einer Restitution kommen kann, sind umfangreiche Recherchen nötig, die sich aufgrund ihrer Komplexität über Jahre hinziehen können. Der 2015 gegründete bayerische Forschungsverbund begegnet dieser Herausforderung durch seine breite Aufstellung: An ihm sind Museen unterschiedlicher Ausrichtung, die Bayerische Staatsbibliothek, Archive sowie universitäre Lehrstühle und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit den Fachrichtungen Kunst- und Zeitgeschichte beteiligt.

Durch eine enge Kooperation zwischen den Einrichtungen werden Synergieeffekte geschaffen. So kommt es zum Beispiel nicht selten vor, dass sich Objekte aus dem Bestand eines Händlers oder eines Sammlers aus der NS-Zeit heute in mehreren Institutionen befinden. In diesen Fällen schließen sich die Mitglieder über den Verbund zusammen, recherchieren gemeinsam und unterstützen sich gegenseitig durch ihre Forschungsarbeit.

Der Vorsitzende des Forschungsverbundes Dr. Matthias Weniger erklärte: „Die jährlichen Tätigkeitsberichte führen eindrücklich vor Augen, dass der Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern in ständigem Wandel begriffen ist. Neben dem Kunstentzug der NS-Zeit geraten weitere Themen in den Fokus, nicht zuletzt die Belastungen aus Kolonialzeit und DDR-Unrecht. Zugleich stoßen kontinuierlich weitere Einrichtungen zu unserem Kreis. Der ständige Austausch im Forschungsverbund trägt wesentlich zum Erfolg der Provenienzarbeit in Bayern bei. Auch dies wird in dem Tätigkeitsbericht für 2022 deutlich, der zudem durch einen Facelift hoffentlich auch äußerlich noch ein Stück attraktiver geworden ist.“

Aktive Forschung mit wesentlicher Förderung durch Freistaat Bayern

Der Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern legt jedes Jahr einen aktuellen Tätigkeitsbericht über seine umfangreichen Aktivitäten vor, der auch auf seiner Webseite veröffentlicht wird und dort heruntergeladen werden kann. Wesentlicher Förderer ist der Freistaat Bayern.

Durch die aktive Forschung des Verbundes wurden im vergangenen Jahr zudem 908 Objekte aus bayerischen Museen und Bibliotheken, bei denen ein begründeter Verdacht auf Raubkunst besteht, auf der Internetplattform lostart.de eingetragen, einem zentralen Rechercheinstrument für NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut. Eine aktualisierte Liste mit sogar 1716 Datensätzen, darunter Handschriften und Musikalien, wurde im März 2023 erstellt. Die Veröffentlichung der Rechercheergebnisse dient der Transparenz und ermöglicht es, gesuchte Objekte von der ganzen Welt aus zu finden.

Weitere Informationen

Teilen in sozialen Medien

Datenschutzhinweis
Wenn Sie unsere Meldung teilen, werden Informationen über Ihre Nutzung des Social-Media-Kanals an den Betreiber übertragen und unter Umständen gespeichert.
Informationen zum Datenschutz

Vorlese-Funktion