Denkmalpflege Mehr als drei Millionen Euro Förderung für bayerische Denkmäler

Die Sanierung der Hofmarktaverne in Erdweg ist eine der geförderten Maßnahmen
Die Sanierung der Hofmarktaverne in Erdweg ist eine der geförderten Maßnahmen

Die Sanierung von sieben Denkmälern im Freistaat Bayern wird durch die jüngsten Ausschüttungen aus dem Entschädigungsfonds finanziell unterstützt.

Kunstminister Bernd Sibler
Kunstminister Bernd Sibler

Der sogenannte Entschädigungsfonds wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst verwaltet und vom Freistaat und den Kommunen gemeinsam getragen. Die Gelder aus dem Fonds unterstützen den Erhalt bedeutsamer bayerischer Baudenkmäler für die kommenden Generationen. Kunstminister Bernd Sibler gab hohe Fördersummen für mehrere Gebäude in Oberbayern, Ober- und Mittelfranken sowie in der Oberpfalz bekannt. Bezuschusst werden unter anderem Maßnahmen am Rathaus in Waldsassen, an der Klostermauer des Redemptoristenordens Maria Hilf in Cham, an der Friedhofskirche St. Katharina in Amberg und an einem Wohnstallhaus in Neukirchen-Balbini im Landkreis Schwandorf. „Der Entschädigungsfonds ermöglicht es uns, Eigentümerinnen und Eigentümer darin zu unterstützen, die Vielfalt unserer wertvollen historischen Baudenkmäler zu erhalten. In ihnen spiegeln sich die unterschiedlichen Facetten wider, die unsere Kultur und Identität ausmachen“, so der Staatsminister.

Alte Münze in Bayreuth

Für die Instandsetzung der Alten Münze in Bayreuth werden Mittel aus dem Entschädigungsfonds in Höhe von 1.540.000 Euro bereitgestellt. Mithilfe dieses Zuschusses kann das Gebäude saniert und zu einem jüdischen Gemeindezentrum umgebaut werden. „Die Alte Münze wird die neue Heimat des Gemeinde- und Kulturzentrums der Israelitischen Kultusgemeinde Bayreuth. Ich freue mich sehr, dass wir mit Mitteln aus dem Entschädigungsfonds die jüdische Gemeinde vor Ort unterstützen und zugleich ein wertvolles Gebäude der Bayreuther Stadtgeschichte erhalten können. Das ist Denkmalpflege nahe am Menschen“, betonte Staatsminister Sibler.

Das Gebiet nördlich des Opernhauses war im 18. Jahrhundert markgräflichen Betrieben wie der Alten Münze vorbehalten. Hierzu wurde das langgestreckte, zweigeschossige Gebäude aus Sandsteinquadern mit Halbwalmdach erbaut. Nachdem die Münzprägung 1804 eingestellt worden war, wurde das Gebäude von 1815 bis 1950 für schulische Zwecke genutzt, 1956 zog die städtische Jugendbücherei ein, ab 1972 beherbergte es Institutionen der Universität Bayreuth, zuletzt das sog. „Iwalewa-Haus“, das Afrika-Zentrum. Trotz der diversen Nutzungsarten sind bis heute nur geringfügige Veränderungen am Gebäude vorgenommen worden. Eigentümerin der Alten Münze ist die Israelitische Kultusgemeinde Bayreuth.

Baderhaus in Roßtal

Die Instandsetzung des spätbarocken Baderhauses im mittelfränkischen Roßtal wird mit 500.000 Euro aus dem Entschädigungsfonds bezuschusst. „Das barocke Baderhaus prägt mit seiner kunstvoll gearbeiteten Fachwerkfassade das Altstadtbild von Roßtal entscheidend. Mit der Sanierung dieses geschichtsträchtigen Hauses erhalten wir die Erinnerung an das historische Baderhaus, damals eine Stätte der Heilung und ein Ort der Wissenschaft, aufrecht. Zugleich füllen wir es wieder mit neuem Leben. Als Kunstminister freut mich besonders, dass nach der Sanierung die Sing- und Musikschule des Marktes Roßtal in das ehemalige Baderhaus einziehen wird und das Gebäude so wieder seinen gesellschaftlichen Nutzen entfalten kann“, betonte Staatsminister Sibler.

Bei dem Baderhaus des Marktes Roßtal handelt es sich um ein Wohnhaus und die „Praxis“ des letzten Roßtaler Baders. Seine Inschrift ist in einem der Obergeschossräume noch erhalten. Das Fachwerkhaus befindet sich in städtebaulich signifikanter Lage unterhalb des Altstadtplateaus. Es ist Mittelpunkt einer malerischen Gebäudegruppe. Im Innern sind die historische Konstruktion und die Grundrisse weitgehend unverändert erhalten. Aufgrund seiner geschichtlichen Überlieferung als Baderhaus und seiner städtebaulichen Wirkung gehört es zu den besonderen Baudenkmälern der Marktgemeinde. Im Baderhaus und dem angrenzenden Wohnhaus soll nach Ende der Sanierung die ortsansässige Sing- und Musikschule untergebracht werden. Eigentümer des Baderhauses ist der Markt Roßtal.

Rathaus in Waldsassen

Die Gebäude des Waldsassener Rathauses wurden zwischen 1874 und 1910 errichtet und bis Anfang der 1970er Jahre als Volksschule genutzt. Die 300.000 Euro aus dem Entschädigungsfonds decken einen Teil der Kosten, die für die Instandsetzung der historischen Dachwerke, der Innenwände und Deckensysteme sowie für statische Arbeiten an den Außenmauern der Fundamente und den Kellergewölben anfallen. Weitere Schwerpunkte der Sanierung bilden die Erneuerung der Dachdeckung, der Installationen und des Außenanstrichs. „Das Rathaus bildet zusammen mit der barocken Klosteranlage und der Basilika ein einmaliges Denkmalensemble im Stadtbild Waldsassens“, so der Minister. Eigentümerin des Baudenkmals ist die Stadt Waldsassen.

Redemptoristenkloster in Cham

Das Redemptoristenkloster Cham wurde von 1900 bis 1902 errichtet. Auf dem Klosterareal befindet sich unter anderem eine Stützmauer aus Granit und Backstein. Deren Sanierung wird mit 847.500 Euro aus Mitteln des Entschädigungsfonds unterstützt. Statische Arbeiten sind ebenso erforderlich wie die Restaurierung von gusseisernen Apostelfiguren, die in die Mauer eingelassen sind. Die Maßnahmen tragen laut Staatsminister Sibler dazu bei, „eine der größten und am besten erhaltenen Anlagen der Oberpfalz aus der Zeit um 1900“ für die Zukunft zu bewahren. Eigentümerin des Baudenkmals ist die Provinz Wien-München der Redemptoristen, Bereich Deutschland.

Friedhofskirche St. Katharina in Amberg

Die Friedhofskirche St. Katharina in Amberg wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet, im 16. Jahrhundert angebaut und im 18. sowie 19. Jahrhundert umgebaut. Die Kirche vereint Stilelemente der Gotik, der Renaissance und des Barock. Minister Sibler betonte: „Unsere historischen Kirchengebäude sind ein wertvolles kulturelles Erbe. Sie zu erhalten, ist uns angesichts ihrer identitätsprägenden Wirkung ein wichtiges Anliegen.“ Die statischen Arbeiten am Dach und die Außeninstandsetzung werden mit Mitteln des Entschädigungsfonds in Höhe von 178.000 Euro unterstützt. Eigentümerin des Baudenkmals ist die St. Katharinenkirchenstiftung Amberg.

Wohnstallhaus in Neukirchen-Balbini

Das Wohnstallhaus in Neukirchen-Balbini im Landkreis Schwandorf wurde Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet. Die Kellergewölbe gehen auf einen Vorgängerbau aus dem Mittelalter zurück. „Die Bauweise des Anwesens ist typisch für die mittlere Oberpfalz und verrät uns so manches über den Alltag und die landwirtschaftliche Arbeit vergangener Zeiten. Das Gebäude erzählt uns Geschichten über unsere Vorfahren. Es ist ein wertvolles Zeugnis unserer Herkunft“, betonte Minister Sibler. Mit 704.000 Euro aus dem Entschädigungsfonds werden die umfassenden Sanierungsarbeiten, die unter anderem das Dach, die Außenmauern und Fundamente sowie die historischen Fenster und Türen betreffen, bezuschusst. Eigentümer des Baudenkmals ist der Markt Neukirchen-Balbini.

Hofmarktaverne in Erdweg

Die Sanierung der Hofmarktaverne in Erdweg im Landkreis Dachau wird mit 130.000 Euro aus dem Entschädigungsfonds bezuschusst. Bereits 2015 kam der Gemeinde Erdweg als Eigentümerin des Gebäudes für ihr Bauvorhaben eine finanzielle Unterstützung in Höhe von rund 520.000 Euro aus dem Entschädigungsfonds zu. Aufgrund des sehr hohen denkmalpflegerischen Aufwands bei der Sanierung wurde die Summe nun aufgestockt. „Die Hofmarktaverne in Erdweg ist seit Jahrhunderten prägend für das Ortsbild der Gemeinde und das gesellschaftliche Miteinander. Die Gastwirtschaft ist ein zentraler Treffpunkt für die Menschen vor Ort. Hier ist unsere Kultur lebendig“, betonte Staatsminister Sibler.

Um das Baudenkmal und historische Wirtshaus aus dem 15. Jahrhundert wieder in seiner ursprünglichen Funktion nutzen zu können, wurden im Rahmen einer aufwändigen Restaurierung Mauern trockengelegt und Putzschäden beseitigt. Das historische dreilagige Kehlbalkendach mit zwei übereinander platzierten, liegenden Stühlen wurde instandgesetzt und historische Wandmalereien wurden wiederhergestellt. Für die Sanierung erhielt die Gemeinde Erdweg die Denkmalschutzmedaille 2016.

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