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aviso 1 | 2016

DINGWELTEN – UNIVERSITÄTEN ALS SAMMLER

BAYERNS VERBORGENE SCHÄTZE

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DER SCHATZ DER GELEHRTEN

DIE INSIGNIEN EINER ALTEN UNIVERSITÄT

Text:

Wolfgang J. Smolka

Die »Insignien-Sammlung« der Ludwig-

Maximilians-Universität, gegründet 1472

in Ingolstadt, 1800 nach Landshut und

1826 nachMünchen verlegt, mag ein Be-

trachter heute als Sammlung »schöner

Stücke«mit demHauch historischer Au-

thentizität erleben. Einst waren Siegel-

typare, Szepter, Rektorkette, Matrikel-

buch und der vergoldete Tafelaufsatz in

Form eines Schiffes jedoch lebenswich-

tiges Armarium einer Gelehrtenkorpo-

ration, einer selbstbewussten und privi-

legierten Universitas aus Lehrenden und

Lernenden – eben der mittelalterlich-

frühneuzeitlichen Universität schlecht-

hin. Es war sozusagen ihr Kronschatz.

ZWEIFELLOS IST DAS

Matrikelbuch

am besten geeignet, uns das Wesen

jener gelehrten Gemeinschaft nahezu-

bringen: Wer zu dieser Gemeinschaft ge-

hörte, musste sich dort eintragen lassen

und war damit Angehöriger einer eige-

nen Rechtssphäre geworden. Verbun-

den war dies nicht nur mit einer Gebühr,

vielmehr hatte die betreffende Person

einen Eid zu leisten auf die Statuten der

Universität. Auf dem sog. Schwurblatt,

einer Buchmalerei, die dem eigentlichen

Matrikelband vorgebunden ist, kann

man dies noch gut erkennen: ein dunk-

ler Fleck zeugt von den unzähligen Hän-

den, welche sich bei der Eidesleistung

auf diese Stelle gelegt hatten. Unter dem

ersten Eintrag vom 18. März 1472 findet

man den Namen des Stiftspropstes zu

Ilmmünster, Theodor Mair, ihm folgen

die Namen unzähliger Professoren und

Studenten. Die Einträge selbst sind eher

karg gestaltet: Name, Herkunft, Stand

und Immatrikulationsgebühr sind zu

finden, weiter nichts. Dennoch wird dar­

aus eine Auflistung vieler bedeutender

Persönlichkeiten, unzähliger Menschen

überhaupt, die sehr bald nicht nur aus

Bayern, sondern aus einemweit ausgrei-

fenden europäischen Einzugsbereich

kommen. Bedeutsam auch für die frü-

he Matrikel ist, dass nicht Studenten

Fotos: Universitätsarchiv München, Fotosammlung, Kustodie, Fotosammlung