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Generations –

Künstlerinnen im Dialog

Eine Ausstellung in der Sammlung Goetz

Die Werke von Frauen haben in der Sammlung Goetz seit

Beginn einen besonderen Stellenwert. So wurden wichtige

Einzelpositionen wie Rosemarie Trockel oder Gruppierun­

gen wie die Young British Artists schon früh aufgebaut und

über die Jahre hinweg durch Neuerwerbungen erweitert. In

ihrer Sammelleidenschaft ließ sich Ingvild Goetz von ihrem

Interesse an gesellschaftspolitischen Themen und formal-

ästhetischen Fragestellungen leiten und blieb dabei stets

für Neuentdeckungen offen. Anlässlich ihres 25-jährigen

Bestehens präsentiert die Sammlung Goetz eine dreiteilige

Ausstellung im eigenenMuseum und imHaus der Kunst, die

dem künstlerischen Schaffen von Frauen gewidmet ist und

ihre Werke in einen generationsübergreifenden Dialog stellt.

Der dritte Teil der Ausstellung führt weit zurück zu Künst­

lerinnen wie der 1926 in Rumänien geborenen und in die­

sem Jahr verstorbenen Geta Bra˘tescu sowie der französisch-

amerikanischen Bildhauerin Louise Bourgeois (1911–2010).

Beide haben in ihrem Werk grundlegende Impulse zur Aus­

einandersetzung mit Fragen der Identität, des Geschlechts

und der eigenen Biografie gegeben und damit die nachfol­

gende Generation beeinflusst. In der Gegenüberstellung mit

ausgewählten Arbeiten der Young British Artists und ande­

ren künstlerischen Positionen wird sichtbar, dass ihre Werke

bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben.

DOAMNA OLIVER ÎN COSTUM DE

CA˘ LA˘ TORIE / MRS OLIVER

IN HER TRAVELING COSTUME

GETA BRA˘ TESCU

1980/2012

Schwarz-weiß Fotografie

40 x 39,5 cm

Die rumänische Künstlerin Geta Bra˘ tescu

(1926-2018) entwickelte bereits in den 1960er-

Jahren einen performativen Ansatz, den sie in

ihren Filmen, Fotografien und Zeichnungen

weiterverfolgte. Lange Zeit arbeitete sie un-

ter dem repressiven Ceaus¸escu-Regime im

Verborgenen und blieb so jenseits des Ei-

sernen Vorhangs nahezu unbekannt. Das

Atelier war ihr Rückzugsort und beliebter

Treffpunkt für oppositionelle Künstler. Auf-

grund der Einschränkungen durch die poli-

tische Situation konzentrierte sich Bra˘ tescu

zunächst auf den eigenen Körper als Ge-

genstand ihrer künstlerischen Praxis. Geta

Bra˘ tescu verband ihren konzeptuellen Ansatz

mit spielerischer Leichtigkeit und sinnlicher

Materialität. Viele ihrer Werke entstanden aus

der Zeichnung heraus, die für Bra˘tescu auch ein

direkter Zugang zum Unbewussten war.

aviso 1 | 2019

FRAUEN. GLEICHE CHANCEN – ANDERE MÖGLICHKEITEN

COLLOQUIUM

© Geta Bra˘tescu, Courtesy Sammlung Goetz, München, Photo: Galerie Barbara Weiss, Berlin | Louise Bourgeois art, The Easton Foundation, VG BILD-KUNST Bonn, 2018, Courtesy Sammlung Goetz, München, Photo: Christie’s | Louise Lawler, Courtesy Metro Pictures, New York and Sammlung Goetz, München

Text:

Cornelia Gockel