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aviso 1 | 2019

FRAUEN. GLEICHE CHANCEN – ANDERE MÖGLICHKEITEN

COLLOQUIUM

Text:

Alexandra Sept

Frauen und

Technik?

Die Rolle des Geschlechts bei der Berufswahl

MathematikInformatikNaturwissenschaftenTechnik-Berufe spielen in

der Gestaltung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen

eine immer wichtigere Rolle. Trotz der wachsendenMöglichkeiten und

der steigenden Studierendenzahlen sind immer noch wenige Frauen im

MINT-Bereich vertreten und die meisten MINT-Berufe sind männ­

lich konnotiert. Beeinflusst wird dies durch ihre mediale Darstellung

und durch Berufsbezeichnungen, die vor allem die technische Seite der

Tätigkeit betonen und die sozialen und kreativen Bezüge außer Acht

lassen. Die Reproduktion altgedienter Geschlechterstereotype verstärkt

die Vorbehalte gegenüber Frauen inMINT-Berufen. Die wenigen Frauen

in diesen Bereichen müssen sich deshalb permanent erklären, rechtfer­

tigen, beweisen. Wieso haben sie in Informatik Abitur gemacht, wieso

studieren sie Physik? Auf Dauer ist das anstrengend, nervenaufreibend

und führt spätestens in der Familienphase zum Drop-Out.

Es fängt früh an

Schon bei der Geburt unterscheiden Eltern in »Jungen« und »Mädchen«,

in »rosa« und »blau«. In welcher Farbe wird das Zimmer gestrichen,

welche Spielsachen werden gekauft oder geschenkt? Geschlechterste­

reotype Sozialisationserfahrungen beeinflussen das Berufswahlverhal­

ten junger Frauen und Männer direkt. Aber werden Mädchen ebenso

selbstverständlich mit technischen und naturwissenschaftlichen Sach­

verhalten konfrontiert und für Baukästen animiert? Im Vergleich zu

Jungen machen Mädchen von früher Kindheit an weniger Erfahrun­

gen mit Mathematik, Naturwissenschaften und Technik. Sie entwi­

ckeln ein geringeres technikbezogenes Fähigkeitsselbstkonzept und

schätzen ihre fachliche Leistungsstärke niedriger ein als Jungen. Die

elterliche Förderung technischer und naturwissenschaftlicher Inter-

essen ist stark vom Geschlecht der Kinder abhängig, so werden tech­

nisch interessierte Jungen stärker gefördert als technisch interessierte

Mädchen. Üben die Eltern selbst einen Beruf im MINT-Bereich aus,

unterstützen sie ihre Kinder unabhängig vomGeschlecht dahingehend

etwas stärker. Bereits die Elterngeneration orientiert sich an Stereo­

typen und Vorurteilen. Als Schlüsselpersonen prägen sie durch die

Bewertung der Fähigkeiten ihrer Kinder, durch familiäre Arbeitstei­

lung, ihre Einstellung zu MINT und durch die Übertragung eigener

beruflicher und geschlechterbezogener Lebensvorstellungen das Selbst­

konzept ihrer Kinder.

Fachpräferenzen in der Schule

Auch im schulischen Kontext kann man die Ge­

schlechterdifferenzen im MINT-Bereich ausma­

chen: Jungen aller Altersstufen interessieren sich

durchschnittlich mehr für alle mathematischen

Bereiche als Mädchen. Dabei verstärken sich diese

Geschlechterdifferenzen mit zunehmendemAlter,

vor allemwährend der Pubertät. Als MINT- Fach

stößt Biologie auf das größte Interesse bei Mädchen,

während sich die Jungen vor allem für Mathema­

tik, Physik und Informatik interessieren und dies

oftmals auch als Vertiefungsfach wählen. Mädchen

fühlen sie sich von ihren Lehrerinnen und Lehrern

deutlich geringer in ihren naturwissenschaftlichen

und technischen Interessen gefördert als Jungen

rechts

Andrea spielt auf der Spielwarenmesse 2017 im Messezentrum

in Nürnberg mit dem »Lego Boost« von Lego.