Table of Contents Table of Contents
Previous Page  42 / 56 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 42 / 56 Next Page
Page Background

|42|

aviso 1 | 2019

FRAUEN. GLEICHE CHANCEN – ANDERE MÖGLICHKEITEN

COLLOQUIUM

1.

Die (bayerische) Kulturlandschaft – (nicht mehr) a men’s world? Welche Gründe sehen Sie – so oder so?

2.

Wie gestalten Sie Ihre Entscheidungen – geschlechtergerecht?

3.

Ihre Empfehlung an Frauen, die in eine Führungsposition wollen?

4.

Führen Frauen anders oder anders gefragt: Wie führen Sie?

5.

Welche – auch subtilen – Phänomene im Kulturalltag bzgl. (einer noch unzureichenden oder sich wandelnden)

Geschlechtergerechtigkeit fallen Ihnen auf? Ihre Empfehlungen für einen Umgang damit?

6.

Gendergerechte Sprache: ja oder nein – und warum?

7.

Brauchen wir die Quote: ja oder nein – und warum?

ANNETTE JOSEF

INTENDANTIN DER MÜNCHNER SYMPHONIKER

1.

Ich freue mich ganz generell, mit kreativen Menschen

zusammenzuarbeiten, bemerke aber natürlich mit Wohlwol­

len, dass darunter immer mehr Kolleginnen sind. Woran es

liegt? Weil Frauen Kultur genauso gut können wie Männer.

2.

Ich versuche mein Bestes, meine Entscheidungen grund­

sätzlich gerecht zu gestalten. Dazu gehört auch, dass so­

wohl Frauen als auch Männer keinen Nachteil wegen ihres

Geschlechts haben sollten.

3.

Bilden Sie sich, seien Sie neugierig, lassen Sie sich nicht

von alten Denkmustern irritieren, umgeben Sie sich mit

einem unterstützenden sozialen Umfeld und machen Sie Ihr

Ding!

4.

Jede Person hat ungeachtet ihres Geschlechts einen ande­

ren Führungsstil, der mit den ganz persönlichen Erfahrun­

gen und Werdegängen zu tun hat. Jemandem einen weibli­

chen oder männlichen Führungsstil zuzuschreiben ist meines

Erachtens eine Kategorisierung der Vergangenheit und führt

nur dazu, die nächsten Schubladen zu konstruieren, in die

alles hineinpassen soll.

5.

Es gab Situationen, wo beispielsweise bei einemGastspiel

unser Orchesterdirektor, der neben mir stand, ganz selbstver­

ständlich als Intendant begrüßt wurde. Ich habe in solchen

Fällen kein Problem damit, das Missverständnis freund­

lich aufzuklären. Im sonstigen Tagesgeschäft spielt es keine

große Rolle. Wenn das Thema doch aufkommt, entscheide

ich von Fall zu Fall, inwieweit ich darauf eingehen möchte.

6.

Wo sie die deutsche Sprache nicht entstellt, natürlich!

Gendergerechtes Denken ist mir allerdings noch viel lieber.

7.

Wenn wir gleiche Grundvoraussetzungen und Chancen

für beide Geschlechter haben – dazu gehört unter anderem,

dass die Leistung von Männern und Frauen gleich entlohnt

und unterstützt wird und dass Kindererziehung für beide

Elternteile mit dem Job vereinbar ist –, brauchen wir keine

Quote. Wieso Symptome bekämpfen, wenn wir die Krank­

heit an der Wurzel anpacken können?

aviso-Umfrage bei führenden Frauen im bayerischen Kulturbetrieb

Frauen können Kultur

-Einrichtungen leiten

© Marco Borggreve | Anna Seibel