Previous Page  34 / 52 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 34 / 52 Next Page
Page Background

34

Thema Künstliche Intelligenz

Text: Katharina Weitz, Elisabeth André

Mensch, Maschine!

Die Zukunft sozialer

Interaktion mit KI

as Zusammenspiel von Mensch und Maschine ist ein

Thema, das dieMenschheit nicht erst seit der Erfindung

des Computers gleichermaßen fasziniert und erschaudern lässt.

In der Erzählung »Der Sandmann« von E.T.A. Hoffmann zeigt

sich diese Interaktion zwischen Mensch und Maschine als ver-

hängnisvolles Verlorengehen: Der Protagonist Nathanael ver-

liebt sich in Olimpia, einen hölzernen Automaten, die es, trotz

(oder gerade wegen?) ihres geringen Sprachschatzes (sie spricht

nur dieWorte »Ach, ach«) vermag, den verzücktenNathanael in

ihren Bann zu ziehen. Diese Zweisamkeit jedoch treibt Natha-

nael am Ende in den Wahnsinn. Seit der Erzählung von E.T.A.

Hoffmann, die im Jahre 1816 veröffentlicht wurde, sind 204

Jahre vergangen. Inzwischen sind Computer ein fester Bestand-

teil unserer Gesellschaft, Computerspiele zum schützenswerten

Kulturgut aufgestiegen und das Thema Künstliche Intelligenz

(KI) scheint eine neue Technologie-Ära in der Geschichte der

Menschheit einzuläuten.

Wie hat sich das Zusammenspiel von Mensch und Ma-

schine entwickelt? Haben sich die Befürchtungen, die Autoren

wie E.T.A. Hoffmann bereits vor über 200 Jahren umtrieben,

bewahrheitet? Oder sind wir in eine ganz andere Richtung

unterwegs? Um diese Fragen beantworten zu können, ist eine

Bestandsaufnahme

notwendig.Wo

stehenwir heute?Wir haben

Systeme wie Alexa, Siri oder Google Assistant, die uns scheinbar

verstehen und auf unsere Anfrage nach Lieblingsmusik oder auf

die Bitte, das Licht anzuschalten, dementsprechend reagieren.

Über das Befehlen einfacher Aufgaben gehen die Fähigkeiten

dieser Systeme noch nicht hinaus. Auch wenn Alexa und Co.

noch nicht auf alle Fragen eine Antwort wissen und sie vor allem

in der Lage sind, anhand von Schlüsselwörtern in einem Satz

zu erkennen, was die Person wohl möchte, ist die wenig fehler-

anfällige Spracherkennung als solches lobenswert.

Doch zu einer Kommunikation, wie Menschen sie mit

anderen Menschen, aber auch mit Tieren pflegen, gehört noch

mehr. Soziale Interaktionen bedürfen sozialer Signale. Für das

soziale Zusammenleben von Menschen waren soziale Signale

schon immer zentral. Ein wichtiger Nutzen und Zweck dieser

Signale liegt darin, dass wir schnell den Gemütszustand einer

anderen Person einschätzen können, um passend zu reagieren.

Bereits Säuglinge sind in der Lage, Gefühle zu empfinden und

auszudrücken, und Eltern reagieren auf die Äußerungen des

Säuglings. Mimik ist dabei einer der wichtigen Kommunika-

tionskanäle. So sieht man die Schwierigkeiten, die zumBeispiel

autistische Menschen aufgrund der mangelnden Emotionser-

kennung und -zuordnung (die unter anderemauf fehlender oder

falscher Interpretation visueller Emotionsinformationen be-

ruht) in sozialen Interaktionen haben.

Wie sieht es nunmit der Fähigkeit von KI aus, Emotionen

zu erkennen? Da Entwicklungen häufig an dembereits Bekann-

ten ansetzen, versuchenWissenschaftler*innen, KI Emotionen

mithilfe des mimischen Ausdrucks erkennen zu lassen. Die Ver-

änderungen imGesicht, die zum Beispiel beim Lächeln entste-

hen, können gut mit Sensoren erfasst werden. Wenn man also

nun eine KI mit Sensoren und Algorithmen ausstattet, um Ge-

fühlsausdrucksweisen imGesicht zu erkennen, reicht das dann

für eine sozial angemessene Interaktion mit einemMenschen?

D