aviso 4 | 2015
ZUKUNFT STADT
EDITORIAL
Warum kann’s Blaibach? | Peter Haimerl | Seite 36 Die Zukunftsstadt planen | Brigitte Röthlein | Seite 40Dr. Ludwig Spaenle
Bayerischer Staatsminister
für Bildung und Kultus,
Wissenschaft und Kunst
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Editorial
LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,
»Ich verlange von einer Stadt, in der ich leben soll: Asphalt,
Straßenspülung, Haustorschlüssel, Luftheizung, Warmwas-
serleitung. Gemütlich bin ich selbst.« Die pragmatischen
Ansprüche, die der Aphoristiker Karl Kraus vor mehr als hun-
dert Jahren an die funktionierende Infrastruktur seiner Stadt
stellte, machen sich vergleichsweise bescheiden aus neben dem,
was heute und in Zukunft eine Stadt alles für das Wohlergehen
des Individuums leisten soll. Die wachsende Bevölkerungsdichte,
der demographische Wandel, die Zuwanderung, Umwelt- und
Energieprobleme, neue Formen der Mobilität und des Teilens –
immer neue Herausforderungen und Möglichkeiten stellen
sich. Das Bedürfnis von Bürgerinnen und Bürgern, das Leben
in der Stadt aktiv mitzugestalten, wächst – es ließe sich trefflich
darüber nachdenken, ob »Gemütlichkeit« dabei heute noch eine
Kategorie ist. Wohl kaum. Fest steht aber, dass derzeit an vie-
len Orten gleichzeitig über die Zukunft der Stadt und vice versa
die Stadt der Zukunft diskutiert wird. Das Bundesforschungs
ministerium hat das Wissenschaftsjahr 2015 unter das Motto
»Zukunftstadt« gestellt, die Fraunhofergesellschaft hat den
Begriff »Morgenstadt« geprägt, inMünchen stehen die Wissen-
schaftstage 2015 unter dem Motto »Städte der Zukunft«. An
den bayerischen Universitäten widmen sich etliche Forschungs-
projekte dem Thema und auch im Kunst- und Kulturleben
wird über Urbanität nachgedacht und visioniert. Dafür gibt es
gewichtige Gründe. Weltweit überrollt eine Urbanisierungswelle
die Erde. Seit 2007 leben mehr Menschen in den Städten als auf
dem Land. Auch in Bayern zieht es viele Menschen in die Städte.
Im Jahr 2050, so die Prognosen der UNO, werden knapp drei
Viertel aller Menschen Stadtbewohner sein. In jedem Fall spie-
len Städte als zentrale Räume der Gesellschaft eine große Rolle
für die Entwicklung der Menschheit. Alle sind gefragt, wenn es
darum geht, die Stadt von morgen zu entwerfen und zu reali-
sieren.