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aviso 4 | 2015
ZUKUNFT STADT
COLLOQUIUM
DER GROSSRAUMTOKIO
gilt mit fast 36Millionen
Einwohnern als größter städtischer Ballungsraum.
Ein Dutzend Riesenstädte hat über 10 Millionen;
mehr als 300 Städte über eine Million. Gegen-
wärtig. Tendenz steigend. Die Weltstadt mit Herz
liegt auf Platz 192. Seit etwa einem Jahrzehnt
leben global mehr Menschen in Städten als auf dem
Land. Das Stadtleben muss also attraktiv sein. Oder
notwendig. An der Armut allein kann es nicht lie-
gen, sonst wäre Tokio nicht Spitzenreiter. Doch wir
Menschen taugen nicht für‘s Stadtleben, warnten
vor Jahrzehnten Psychologen, Soziologen und be-
rühmte Verhaltensforscher. 1965 schrieb Alexander
Rus in urbs
Wie die Natur in die Stadt zurückkehrt
Text:
Josef H. Reichholf
Mitscherlich von der »Unwirtlichkeit der Städte«.
Der Nobelpreisträger Konrad Lorenz legte 1973
nach in seinen »Acht Todsünden der zivilisierten
Menschheit« und geißelte den Moloch Stadt, der
das Land frisst. Das Land sei gut, meinte Lorenz,
wie auch viele besorgte Natur- und Umweltschüt-
zer, die Stadt aber schlecht, weil sie das Ende der
Natur sei. Seither riechen wir auf dem Land den
Unterschied, wenn die Gülle ausgefahren wird, was
fast das ganze Jahr über geschieht, vorzugsweise
aber zum oder am Wochenende und in der Zeit
der Sommerferien. Doch schon vor der Ersetzung
der guten Landluft durch die Gülle wirkte der Sog
Visualisierungen: Aika Schluchtmann Architekten