Ausstellungen Eine Plattform für die Kunst: Ausstellung von Nachwuchsgrößen im Kunstministerium auch virtuell zu erleben

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Das Wissenschafts- und Kunstministerium stellt in seinem Alten Ministergang Werke von Studentinnen der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg aus. Die Kunstausstellung ist über die virtuelle Galerie des Ministeriums für alle Interessierten hier auch digital erlebbar. Kunstminister Sibler: „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Kunst und Kultur in Bayern sichtbar zu machen.“

Kunstminister Bernd Sibler
Kunstminister Bernd Sibler

Bereits zum fünften Mal findet eine Kunstausstellung mit bayerischen Nachwuchsgrößen im Alten Ministergang des Wissenschafts- und Kunstministeriums in München statt. Die Ausstellung kann virtuell unter www.stmwk.bayern.de/vr besichtigt werden. Gezeigt werden Werke von vier Studentinnen der Akademie der Bildenden Künste (AdBK) Nürnberg: Julie Batteux, Tomoe Hikita, Irina Pilhofer und Leonora Amalia Prugger.

„Die Förderung junger Talente und die Sichtbarmachung von Kunst und Kultur gehören seit meinem Amtsantritt zu meinen Hauptzielen als Kunstminister. Ich stelle bereits zum fünften Mal Künstlerinnen und Künstlern unseren Alten Ministergang im Kunstministerium als Ausstellungsfläche zur Verfügung, um Kunstschaffende im Freistaat in ihrer Arbeit zu unterstützen“, betonte Kunstminister Bernd Sibler. „Die vier vielversprechenden Künstlerinnen Julie Batteux, Tomoe Hikita, Irina Pilhofer und Leonora Amalia Prugger der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg präsentieren uns bis Mitte November 2021 eine Auswahl ihrer großartigen Werke.“

Bestaunen lassen sich diese aber nicht nur vor Ort, sondern auch per Laptop oder Smartphone von zu Hause aus. „Damit die Menschen auch in Pandemie-Zeiten einen sicheren Zugang zu diesen Bildern haben, bieten wir wieder unsere virtuelle Galerie auf unserer Webseite an, wo alle Bilder und Objekte digital zu sehen sind. Ich danke allen Verantwortlichen ganz herzlich für ihr Engagement und lade alle Interessierten dazu ein, diese junge und inspirierende Kunst zu bestaunen“, erklärte Sibler. Im Kunstministerium selbst werden die Werke bis zum 15. November 2021 ausgestellt.

Informationen zu den Künstlerinnen und Künstlern

Julie Batteux

Julie Batteux bedient sich in ihrer Bildsprache der Fotografie und Malerei. Beide stehen stetig zueinander im Dialog. Die Fotografie war bisher immer ihr Ausgangspunkt und dient ihr bei der Malerei als Vorlage. Es geht ihr im Malprozess nicht um ein genaues Abbild der Fotografie – diese steht immer für sich alleine. Es geht ihr vielmehr um die Narration und Thematik dessen, was sie malerisch aufgreifen möchte. Dabei ist es ihr wichtig, sich unabhängig von der Fotografie frei zu bewegen, lasierende Farbschichten aufeinander zu schichten, Objekte, Lebewesen, Figuren, Stofflichkeit und Oberflächen in eigener Sprache darzustellen, sich auf Details zu konzentrieren, diese detaillierter auszuarbeiten, um andere wiederum zeichnerisch und grafisch abzubilden. Den Mehrwert in der Malerei sieht sie in den Zufällen, die während des malerischen Prozesses entstehen, die blitzschnell aufeinanderfolgen, rückwirkend nicht zu wiederholen sind und ausschließlich während des Malens entstehen.

Seit Beginn ihrer künstlerischen Recherche begleitet Batteux das Sujet „Mutter und Weiblichkeit" und die damit verbundenen Klischees. So greift sie in ihren fotografischen Arbeiten mit ihrer Mutter auf Stereotypen mit sichtbarer Ambivalenz zurück, um diese zu hinterfragen. Sie versucht Privates wie Inszeniertes zu vereinen und experimentiert dabei mit den scheinbaren Gegensätzen „Nähe und Distanz“, „Intimität und Entfremdung“. Neben diesem Echten, Privaten wirkt die Inszenierung, die Distanz zum Vertrauten schafft.

Zudem ist Batteux seit Längerem von Badezimmern fasziniert, da dieses ein Raum voller Gegensätze ist. Obwohl sich das Bad innerhalb des vertrauten Heims befindet, in dem sich der Mensch unbeobachtet und nackt aufhalten kann, strahlt er durch Badekacheln Kälte aus. Es finden dort ständig Körperspiegelungen in den Armaturen, Kacheln, Spiegeln oder Wasserhähnen statt. Diese Perspektiven erschaffen surreale Körper von eigenartiger Massivität. Durch die unbeabsichtigten, ausschnitthaften Spiegelungen findet eine stetige Konfrontation mit dem eigenen Körper statt. Batteux interessieren die Selbstbilder und deren Einfluss auf das individuelle Selbstwerterleben. So versucht sie die Fragestellungen von Bodyshaming und Körperwahrnehmung zu erforschen. Es ist ihr ein Anliegen, die extremen Anforderungen an das Individuum auf allen gesellschaftlichen Ebenen, bis in die Intimität des eigenen Badezimmers hinein, sichtbar werden zu lassen und spielerisch-künstlerisch zur Diskussion über die aufgedrängten Masken und Uniformen anzuregen.

Tomoe Hikita

Die aus Japan stammende Künstlerin Tomoe Hikita stellt in der Ausstellung im Alten Ministergang drei Gemälde aus. Diese beschäftigen sich mit negativen Gefühlen, die in der Gesellschaft vorherrschen: Angst, Zweifel, Leere...

Mit diesen Gefühlen leben wir, laut Hikita, in gewissem Maße jeden Tag. Es sind diese Emotionen, die uns dazu bringen, heute und morgen ein reicheres Leben führen zu wollen. Es würde Hikita sehr freuen, wenn die Menschen, die diese Bilder sehen, inmitten dieser schmerzlichen Tage ein wenig Mitgefühl und Zuneigung empfinden würden, seien diese Gefühle auch noch so klein.

Irina Pilhofer

Irina Pilhofer verbindet in ihrer künstlerischen Arbeit persönliche Erfahrungen, Erinnerungen und Fantasien und setzt diese in Relation zu ihrer eigenen Identität. Ihre Fragestellungen entwickelt sie ausgehend von Bildideen, die sich in einem erweiterten Malereibegriff verorten lassen. Dabei ergeben sich für sie Kompositionsverfahren als experimentelles Feld, in welchen sich traditionelle und rein materialsituative Elemente verbinden lassen. Ihre Praxis folgt einem Adaptionsprozess des Bildes, welcher sich in Formen von Trash und Camp manifestiert. In der skurrilen Bildwelt ihrer Malereien verhandelt sie Alltägliches und auch Schmerzhaftes auf humoristische Weise. Naivität sowie die Empathisierung des Banalen sind dabei für Pilhofer Mittel, um der Auseinandersetzung mit grundlegenden sozialen Strukturen und Werten Raum zu geben.

Leonora Amalia Prugger

Leonora Amalia Prugger hält Malerei für einen künstlerischen Prozess, der sich im Raum ausdehnt und dessen Auftritt als ein künstlerischer formaler Akt im Raum angesehen werden kann. Mit dem Hintergrund dieser ästhetischen Tendenz der Formfindung diskutiert und untersucht sie Malerei in zwei verschiedene Richtungen. Einerseits erarbeitet sie großformatige Leinwände, deren Inhalt auf gegenständliche Bildkompositionen basieren. Figurative Szenen handeln vom Appetit auf Geselligkeit, die in dieser heutigen Zeit besonders minimiert verkostet wird. Durch die Einschränkung des sozialen Umfelds verstärkt sich das Verlangen nach Gesellschaft und die damit erhoffte seelische Glücklichkeit. Die Malereien zeigen verschiedene Gebrauchsgegenstände des Alltags. Die leuchtenden Farben, die Pastosität der Pinselstriche und die vertrauten Objekte erinnern an die Welt der Werbung und der Sozialen Medien, während die Größe der Malereien es dem Betrachter ermöglichen, sich in die Szenen hineinzuversetzen. Diese Bilder zeigen nicht nur die zu konsumierenden Objekte, sondern werden auch vom Blick des Betrachters selbst konsumiert.

Darüber hinaus verwendet Prugger auch Vorgehensweisen, die sie aus dem Kunsthandwerk entnimmt, um skulpturale Formen zu erfinden und die Konturen ihrer Bildträger zu transformieren. Die Formfindung der Holzplatten entnimmt sie der Brettspielästhetik und die Oberflächen der Paneele werden beidseitig mit abstrakt und akkurat perspektivischen Formen bemalt. Die Platten werden im Raum mit Lastgurten befestigt und bekommen Eigenschaften von skulpturalen Objekten. Die tragenden Gurte erweitern die gemalten Motive und werden zur Realität des Raumes. Die raumübergreifenden bunten Gurte greifen in die Malerei ein und dekonstruieren die Harmonie der Bildkomposition.

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