- 10. September 1999, 10 Uhr –

Statement der Bayerischen Staatsministerin für Unterricht und Kultus, Monika Hohlmeier, bei der Pressekonferenz zum Beginn des Schuljahres 1999/2000 am 10. September 1999

Anrede –

Das Schuljahr, an dessen Beginn wir stehen, wird sicher ein wichtiges werden – nicht, weil in einigen Monaten der Übergang zur magischen Jahreszahl 2000 kommt, sondern weil die Bildungsoffensive der Staatsregierung für unsere Kinder und Jugendlichen und unsere Lehrkräfte in diesem Schuljahr wesentlich vorangebracht werden soll.

Die Veränderungen in der Berufswelt durch Technisierung und Internationalisierung einerseits sowie das veränderte Verständnis von der Rolle der Familie in unserer Gesellschaft andererseits stellen unsere Schulen vor immer neue Herausforderungen. Die Aufgabe der Schulen, die Persönlichkeitsentwicklung unserer Kinder zu stärken und sie auf das Berufsleben vorzubereiten, kann daher nur gelöst werden, wenn die Instrumente, die den Schulen zur Verfügung stehen, ebenfalls variiert werden. Das ist das Ziel der Bildungsoffensive. Sie ist ein Gesamtpaket, bestehend aus einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen für alle Schularten.

Damit stellen wir die Weichen dafür, dass Kinder in Bayern auch künftig gute Bildungschancen haben.

Dreh- und Angelpunkt für alle Verbesserungen in den Schulen ist die innere Schulentwicklung.

Die innere Schulentwicklung soll die Schule als Ort des Lebens und Lernens attraktiver machen. Sie soll die Selbständigkeit der Kinder und Jugendlichen stärken und zu mehr Freude am Lernen führen. Sie soll die Lehrkräfte motivieren und die Zusammenarbeit zwischen Schule, Eltern und anderen Partnern bei der Bildung und Erziehung verbessern.

Zur inneren Schulentwicklung gehören

die Verbesserung der Unterrichtsqualität,

mehr konkrete Verantwortung für die Schülerinnen und Schüler,

eine engere Zusammenarbeit von Schule und Eltern,

eine intensivere Zusammenarbeit der Lehrer,

ein stärkerer Praxisbezug bei der Lehrerbildung und die Verstärkung der Lehrerfortbildung,

die Öffnung der Schule gegenüber ihrem Umfeld und die Entwicklung individueller Schwerpunkte der einzelnen Schule beim Unterrichtsangebot und bei den verschiedenen Aktivitäten außerhalb des Unterrichts.

Jede einzelne Maßnahme setzt auf mehr Eigen-initiative und bessere Kooperation aller am Schulleben Beteiligten. Eine erfolgreiche innere Schul-entwicklung kann nur durch die jeweilige Schule selbst in Gang gesetzt und vorangetrieben werden. Von Seiten des Staates werden wir ihnen jedoch jede mögliche Unterstützung geben.

Das Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung erarbeitet zur Zeit eine Handreichung. Eine erste Beispielsammlung aus dem Schulversuch „Schule gestalten" liegt bereits vor. Wichtige Anstöße erwarte ich außerdem von dem Projekt „Schulinnovation 2000". Mehrere hundert Schulen aller Schularten und aus allen Teilen Bayerns sind mit vielfältigen Aktivitäten daran beteiligt. Am 11. und 12. April 2000 wird in Augsburg ein Kongress stattfinden. Für Herbst 2000 sind dazu nochmals regionale Veranstaltungen geplant. Denn innere Schulentwicklung bleibt natürlich über das jetzt beginnende Schuljahr hinaus eine ständige Aufgabe.

Zu meinen wichtigsten Zielen gehört es, die individuellen Anlagen, Fähigkeiten und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen noch mehr in den Mittelpunkt der schulischen Arbeit zu rücken. Kinder sind von Anfang an unterschiedliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Begabungen. Bei dem einen liegen diese mehr im praktischen Tun, bei dem anderen mehr im abstrakten Denken. Manche sind schneller, manche langsamer. Nicht jeder lernt auf dieselbe Weise. Deshalb wollen wir auch keine Einheitsschulen, sondern differenzierte Bildungswege mit verschiedenen Lehr- und Lernansätzen, die jedem das für ihn Beste ermöglichen.

Die innere Schulentwicklung braucht die Ergänzung durch Strukturreformen, also Reformen, die nicht die „inneren Werte" der Schulen betreffen, sondern die Stundentafeln, den Aufbau der Schularten oder die Abschlüsse.

 

Was bedeutet das Gesamtkonzept für jede einzelne Schulart im kommenden Schuljahr?

Lassen Sie mich mit den Schulen beginnen, die in der letzten Zeit am häufigsten im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussionen standen.

Im beginnenden Schuljahr starten wir, wie Sie wissen, den Schulversuch „Erweiterter mittlerer Abschluss an der Hauptschule". Die Hauptschule wird sich grundlegend wandeln – von der Pflichtschule zur Angebotsschule. Sie wird ihren Schülerinnen und Schülern eine solide und differenzierte Ausbildung mit vielfältigen Aufbau- und Aufstiegsmöglichkeiten anbieten.

Der Mittlere-Reife-Zug, kurz: M-Zug, eröffnet neue Perspektiven für Hauptschüler, die sich weiter qualifizieren wollen. Er führt ab der 7. Jahrgangsstufe in eigenen Klassen und Kursen zum mittleren Schulabschluss und erleichtert damit den Zugang zu Berufen, in denen bisher Bewerbern mit einem höheren Schulabschluss der Vorzug gegeben wurde, zum Beispiel in der Informations- und Telekommunikationstechnik oder im kaufmännisch-verwaltenden Bereich. In diesem Schuljahr werden bereits an rund 180 Standorten über 220 M-Klassen neu eingerichtet. Zusammen mit den bereits bestehenden F 10-Klassen wird damit an 203 Standorten in über 300 Klassen die Förderung zum mittleren Schulabschluss angeboten. Diese Zahl spiegelt das außerordentlich hohe Interesse der Eltern, Schulen und Kommunen an diesem neuen Angebot wider.

Es gehört auch zu den Aufgaben der Hauptschule sich um diejenigen Schülerinnen und Schüler zu kümmern, die besondere pädagogische Zuwendung brauchen. Dieser Aufgabe wollen wir uns künftig stärker widmen. Eine neue Form ist die sogenannte Praxisklasse, die in diesem Schuljahr mit einer Reihe von Piloteinrichtungen eingeführt wird. In speziellen Gruppen mit maximal 20 Schülern werden die Jugendlichen angesprochen, die massive Probleme haben, einen Schulabschluss zu erwerben. In Betrieben am Ort, in Werkstätten außerschulischer Partner oder in Berufsschulen sollen sie praktische Erfahrungen sammeln und Kontakte zur Wirtschaft knüpfen. Parallel dazu sollen ihre Grundkenntnisse in Deutsch, Mathematik und Arbeitslehre verbessert werden. Damit wollen wir ihnen den Übergang ins Berufsleben erleichtern, zugleich aber ihre Chancen verbessern, doch noch den Hauptschulabschluss zu erreichen. In einigen Orten gibt es noch Startschwierigkeiten, dieses neue Angebot zu installieren. Aber an rund 30 Orten in Bayern wird es bereits in diesem Schuljahr Praxisklassen geben. Ich hoffe, dass von den dort gesammelten Erfahrungen dann auch eine positive Impulswirkung für andere Orte ausgehen wird.

 

Sechsstufige Realschule

Die 6-stufige Realschule wird im beginnenden Schuljahr an 98 Schulen bereits Realität sein. Sie erspart Kindern, die diesen Bildungsweg beschreiten wollen, den bisherigen Umweg über Hauptschule oder Gymnasium. Sie ermöglicht an der Realschule ein intensiveres Arbeiten und damit bessere Noten, sowie eine deutlich geringere Zahl von Wiederholern. Gleichzeitig stehen am Ende der Grundschulzeit künftig drei Schularten zur Auswahl: die Entscheidung fällt nicht mehr nur zwischen Hauptschule und Gymnasium, sondern es steht mit der Realschule ein weiteres Angebot zur Verfügung.

Die Reformen an Hauptschule und Realschule ergänzen einander. Denn nur, wenn die Realschule 6-stufig ist und bereits in der 5. Jahrgangsstufe beginnt, stehen die M-Züge an der Hauptschule nicht in Konkurrenz zur Realschule und können sich so besser entwickeln.

Die Staatsregierung hat am 13. Juli 1999 den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes im Landtag eingebracht. Der Gesetzentwurf soll die rechtlichen Grundlagen für die flächendeckende Einführung der Reform der Hauptschule und der 6-stufigen Realschule schaffen. Er wird nun in den Ausschüssen des Landtags beraten.

 

Weitere Reformen an Hauptschule und Realschule

 

Die strukturellen Reformen sind selbstverständlich nicht die einzigen Weiterentwicklungen an diesen beiden Schularten. Ein neuer, praxisorientierter Lehrplan an der Hauptschule, dessen Einführung in diesem Schuljahr abgeschlossen wird, stärkt die Berufsvorbereitung aller Hauptschulabsolventen. Jetzt geht es darum, den Lehrplan konsequent umzusetzen und die Kontakte zu Betrieben zu intensivieren.

In der Realschule werden der Fremdsprachenunterricht ausgebaut sowie ein neues Angebot in der Kommunikationstechnologie ab der 7. Jahrgangsstufe eingerichtet.

 

Neuerungen an allen Schularten

Die öffentliche Diskussion konzentriert sich sehr stark auf die Reformen an Hauptschule und Realschule. Unsere Bildungsoffensive bringt jedoch sukzessive für alle Schularten wichtige Neuerungen. Die Unterlagen, die Ihnen vorliegen, geben darüber im einzelnen Auskunft. Ich möchte hier die wichtigsten Entwicklungen darstellen.

Die Stundentafel in der Grundschule wird wieder ausgeweitet. Wir setzen die im Schuljahr 1999/2000 begonnene Erhöhung der Unterrichtszeit fort. Heuer wird in der Jahrgangsstufe 2 eine Stunde mehr unterrichtet. Im nächsten Jahr kommt eine weitere Stunde in der 1. Jahrgangsstufe dazu, so dass die Grundschulkinder bis zum Jahr 2000 drei zusätzliche Unterrichtsstunden erhalten. Wir lösen damit schrittweise unsere Zusage ein, die Kürzungen, die vor einigen Jahren angesichts der steigenden Schülerzahlen leider notwendig wurden, wieder rückgängig zu machen, sobald die demographische Entwicklung dies erlaubt.

Ein Modellversuch zu einer zeitlichen Neugestaltung des Schulvormittags wird den Lehrkräften die Möglichkeit geben, mehr als bisher vom üblichen 45-Minuten-Takt der Schulstunden abzuweichen, den Unterricht damit noch mehr auf das individuelle Lernverhalten und Aufnahmevermögen abzustimmen, aber auch den Bewegungsdrang der Kinder stärker zu berücksichtigen. Acht Schulen nehmen im neuen Schuljahr an dem Schulversuch teil.

Im Hinblick auf die wachsende Bedeutung der Fremdsprachen sollen schon die Grundschulkinder früher an Fremdsprachen herangeführt werden. Hierfür werden in den nächsten Jahren zwei zusätzliche Unterrichtsstunden in den Klassen 3 und 4 bereit gestellt. Der Schwerpunkt liegt im Fach Englisch, je nach der Situation der Schule kommen aber auch Französisch und Italienisch in Betracht. In diesem Schuljahr konnte die Zahl der Klassen im Vergleich zum Vorjahr auf 2000 nahezu verdoppelt werden. Die flächendeckende Einführung soll bis zum Schuljahr 2005/2006 abgeschlossen sein. Rund 550 Grundschulen, das sind 28%, bieten damit Fremdsprachenunterricht an. Nimmt man die freiwilligen Arbeitsgemeinschaften dazu, sind es über 1100 Grundschulen.

In den ersten beiden Jahrgängen der Grundschule werden jahrgangsübergreifende Modelle erprobt, um in dieser Phase je nach Begabung und Lernverhalten der Kinder individueller vorgehen zu können. Der im vergangenen Jahr begonnene Schulversuch, der vom Institut für Schulpädagogik und Bildungsforschung wissenschaftlich begleitet wird, wurde heuer auf sieben Schulen erweitert.

Für die Grundschule wird ein neuer Lehrplan erarbeitet, der noch stärker auf die Bedürfnisse der Kleinen eingeht. Zielsetzung ist es, die Unterrichtsformen vielfältiger zu gestalten, die Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen zu stärken sowie Fremdsprachen- und Medienkompetenz auszubauen. Dabei ist es mir besonders wichtig, die Lehrerinnen und Lehrer selbst noch stärker an der Entwicklung dieses Lehrplans zu beteiligen. Es werden deshalb an vielen Schulämtern Arbeitskreise eingerichtet, in denen Lehrkräfte der Grundschule freiwillig mitwirken können, um ihre Meinungen und Vorschläge zum neuen Lehrplan zu formulieren.

Darüber hinaus strebe ich einen intensiven Dialog mit Lehrkräften und Eltern an, in dem ich mit ihnen gemeinsam die Aufgaben der Grundschule diskutiere. Im Mittelpunkt steht dabei auch die Stärkung der Elternverantwortung bei der Planung der Schullaufbahn ihrer Kinder.

 

Förderschule

Bei der Betreuung und Förderung von behinderten jungen Menschen wurde seit 1997 ein Paradigmenwechsel vollzogen. Die Förderung richtet sich verstärkt nach dem individuellen sonderpädagogischen Förderbedarf des Kindes und bezieht alle Schularten ein. Deshalb werden die mobilen sonderpädagogischen Dienste gestärkt (im Schuljahr 1999/2000 um weitere 65 2/3- Stellen). Rund 10.000 behinderte Schüler können inzwischen in den Grund- und Hauptschulen integrativ unterrichtet werden.

Daneben wird die Kooperation von Grund- und Förderschulen weiter ausgebaut. Für 1999 sind die entsprechenden Haushaltsmittel von 600.000 DM auf 755.000 DM erhöht worden, für das Jahr 2000 sogar auf 900.000 DM. Rund
90 % aller Schulen zur individuellen Lebensbewältigung kooperieren bereits mit Grund- und Hauptschulen.

Als sehr aktuell erweist sich der Schulversuch „Öffnung der Schulen für sinnesgeschädigte Schüler ohne sonderpädagogischen Bedarf". Die besondere Qualität dieses Projekts besteht darin, dass es – anders als bei bisherigen Integrationsformen – die Förderschulen als Lernorte für nicht behinderte Kinder und Jugendliche öffnet.

 

Gymnasium

Im Gymnasium wird mit der Weiterentwicklung und Modernisierung der Lehrpläne und der Stundentafeln begonnen. Für die Studierfähigkeit in einem zusammenwachsenden Europa des 21. Jahrhunderts gewinnen Fremdsprachenkompetenz und mathematisch-naturwissenschaftliche Kenntnisse noch stärkere Bedeutung.

Vor allem unser Schulversuch „Europäisches Gymnasium" stößt bei Schülern und Eltern auf große Resonanz. In diesem Schuljahr startet an insgesamt 68 Schulen mit 140 Klassen der Schulversuch „Europäisches Gymnasium" in den Varianten „Europäisches Gymnasium I, II und III" in der Jahrgangsstufe 5. Wir erweitern damit den Kreis der bisher 12 Gymnasien, die bereits seit 1992 an dem Schulversuch teilnehmen.

Das Europäische Gymnasium I geht von den Ausbildungsrichtungen des sprachlichen Gymnasiums aus. Die fremdsprachliche Kompetenz soll dadurch gestärkt werden, dass die zweite Fremdsprache bereits in der Jahrgangsstufe 6 einsetzt und die Möglichkeit besteht, ab Jahrgangsstufe 10 eine vierte Fremdsprache zu erlernen. Gegenüber den sprachlichen Gymnasien wird außerdem der naturwissenschaftliche Bereich ausgebaut. Das Fach Chemie setzt bereits ab der Jahrgangsstufe 9 ein, Physik wird in der 9. Klasse 2-stündig unterrichtet.

Das Europäische Gymnasium II baut auf der mathematisch-naturwissenschaftlichen Ausbildungsrichtung des Gymnasiums auf. Auch hier wird die Fremdsprachenkompetenz gestärkt, indem die zweite Fremdsprache in der Jahrgangsstufe 6 beginnt und ab der Jahrgangsstufe 10 eine weitere Fremdsprache obligatorisch ist. Darüber hinaus wird der naturwissenschaftliche Bereich durch eine zusätzliche Physikstunde in der Jahrgangsstufe 9 verstärkt.

Das Europäische Gymnasium III profiliert die mathematisch-naturwissenschaftliche Ausbildungsrichtung noch stärker. Mit Informatik als Pflichtfach in den Jahrgangsstufen 6, 10 und 11 sowie als Wahlpflichtangebot in den Jahrgangsstufen 7 – 9, dem Fach Natur und Technik in den Jahrgangsstufen 6 und 7 sowie einem naturwissenschaftlichen Praktikum in den Jahrgangsstufen 8 – 10 werden drei neue eigenständige Fächer in diesem Bereich geschaffen. Zugleich lernen aber auch die Schüler des Europäischen Gymnasiums III in der Jahrgangsstufe 11 eine weitere Fremdsprache.

Einer besseren Vorbereitung auf Studium und Beruf dienen die Überlegungen zu einer Reform der Oberstufe des Gymnasiums. Ziel ist, eine breite Allgemeinbildung sicherzustellen, weniger detailliertes Spezialwissen zu vermitteln und auch in der Oberstufe die Fächer Deutsch, Fremdsprachen und Mathematik zu stärken. Die Kultusministerkonferenz wird im Herbst mit ihren Beratungen zur Reform der Oberstufe fortfahren. Ich werde hier in Bayern nochmals allen Betroffenen Gelegenheit geben, ihre Anliegen zur Reform der Oberstufe einzubringen.

- Begabungsgerechte Förderung wird oft unter dem Gesichtspunkt der Förderung leistungsschwächerer Schüler diskutiert. Genauso wichtig ist jedoch die Förderung Hochbegabter. Aus diesem Grund beginnen wir in diesem Schuljahr am Maria-Theresia-Gymnasium in München in der Jahrgangsstufe 6 mit einer Klasse für besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler. Bereits im vergangenen Jahr konnte an der Schule eine Hochbegabtenklasse eingerichtet werden, so dass die Hochbegabtenförderung heuer im zweiten Jahrgang stattfindet. An den Standorten Nürnberg und Regensburg, wo eine Klasse für hochbegabte Schüler mangels Beteiligung nicht gebildet werden konnte, wird in den Jahrgangsstufen 6 – 11 ein Enrichment-Programm angeboten. Zugleich kooperieren erstmals Schulen durch die Einrichtung von schulübergreifenden „Pluskursen", durch die besonders begabte Schüler gefördert werden.

 

 

Schulartübergreifende Neuerungen an den allgemeinbildenden Schulen

In Hauptschule, Realschule und Gymnasium wird in diesem Schuljahr zum zweiten Mal ein zentraler Mathematiktest durchgeführt. Er findet in allen Schulen Bayerns zeitgleich am 23. 9. 1999 statt. In Realschule und Gymnasium nehmen die Jahrgangsstufen 9 teil, in den Hautschulen die 7. Klassen. Ziel des Tests ist, Orientierungshilfen für die weitere Arbeit der Fachlehrkräfte, der Schüler und der jeweiligen Schule als Ganzes zu geben. Die dazu erforderliche verstärkte Kooperation der Lehrer einer Schule ist dabei ein erklärtes Ziel der Bildungsoffensive Mathematik Bayern. In regelmäßigen Abständen wollen wir nun überprüfen, ob diese Maßnahmen zu greifen beginnen. Mit der Durchführung des zentralen Tests bauen wir auf den Erkenntnissen des Mathematiktests im vergangenen Schuljahr auf. Die Aufgaben werden wiederum auf Grundwissen und Problemlösung abzielen und nicht auf „Lernwissen".

Neu ist in diesem Schuljahr, dass der Test auch für die Hauptschule verpflichtend ist und an allen Schulen benotet wird, wobei die Noten für den Jahresfortgang der Schüler nicht zählen. Ab dem Schuljahr 2000/01 soll das Testergebnis als einfache mündliche Note gewichtet werden. Auch in Zukunft werden den Schulen detaillierte Rückmeldungen über die landesweiten Ergebnisse zur schulinternen Auswertung mitgeteilt. Anknüpfend an die Berichterstattung zur TIMS-Studie und zum ersten Durchgang des Tests darf ich schon heute darauf hinweisen, dass der zentrale Mathematiktest genau die Aufgabenfelder aufgreift, in denen nach der TIMS-Studie Schwächen zu erwarten sind. Es ist wesentlich, Datenmaterial zu erhalten, um den Unterricht weiter entwickeln zu können.

Außerdem werden einige bayerische Schulen an dem Projekt PISA teilnehmen, das von der OECD durchgeführt wird. Ziel der Untersuchung ist ein internationaler Leistungsvergleich unter 32 Teilnehmerstaaten. Der erste Teil der Studie findet zwischen April und Juni 2000 statt. Jeweils 15-jährige Schülerinnen und Schüler aus allen geographischen Gebieten des Landes und aus den verschiedenen Erziehungsinstitutionen bearbeiten Aufgaben aus den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften . Daneben werden auch fächerübergreifende Kompetenzen wie Lernstrategien und Problemlösefähigkeit einbezogen. Deutschlandweit wird die Untersuchung aufgrund eines Beschlusses der Kultusministerkonferenz um einen nationalen Teil erweitert, der mit einer deutlich breiteren empirischen Basis an einem zweiten Tag die Schülerleistungen in denselben Bereichen testen und analysieren wird. In Bayern sollen 26 Schulen an der internationalen und 53 Schulen an der nationalen Untersuchung teilnehmen.

- Im engen Zusammenhang mit der Unterrichtsqualität steht die Lehrerfortbildung.

Lebenslanges Lernen spielt auch für unsere Lehrkräfte eine immer bedeutsamere Rolle. Denn nur, wenn sie mit den neuen Entwicklungen in ihren Fächern und den grundsätzlichen gesellschaftlichen Veränderungen vertraut sind, können sie auch die Kinder und Jugendlichen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen und auf das spätere Berufsleben vorbereiten.

Neben den vielen fachlichen Fortbildungen haben wir deshalb in diesem Jahr für die innere Schulentwicklung und den Einsatz neuer Medien im Unterricht einen neuen Schwerpunkt in der Fortbildung gesetzt.

Um die innere Schulentwicklung zu forcieren, sollen u.a. neue Formen des Lehrens und Lernens, fächerübergreifendes Arbeiten und Methodentraining Gegenstand schulinterner Fortbildungen sein. Dem Schulleiter wachsen in diesem Zusammenhang die Aufgaben des Organisators, Moderators oder auch des Motors zu. Mit einer Intensivierung der Fortbildung für alle Schulleiter Bayerns legen wir die Grundlage dafür, die Führungskräfte auf ihre neue Aufgabe besser vorzubereiten. Der Schwerpunkt der Maßnahme liegt im Schuljahr 1999/2000.

Mit einer schulinternen Lehrerfortbildung zu Telekommunikation und Multimedia sollen alle 70.000 Lehrerinnen und Lehrer der rund 3000 weiterführenden Schulen in Bayern die Möglichkeit erhalten, sich Grundlagen im Umgang mit den neuen Medien anzueignen. Diese Fortbildung ist bereits in vollem Gange. Die ersten Ergebnisse werde ich im Laufe der nächsten Wochen präsentieren. Dabei möchte ich die Anwendungsbereiche der neuen Technologien anhand praktischer Beispiele in einer Schule präsentieren. Den Termin werden wir für interessierte Berichterstatter rechtzeitig bekannt geben.

Eine weitere bedeutsame Lehrerfortbildung ist die Initiative „Zu WAS", die sich zum Ziel gesetzt hat, das Wirtschaftsbewusstsein der Lehrkräfte an Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien zu stärken. In einem Kooperationsprojekt der Siemens AG, des Bildungswerkes der bayerischen Wirtschaft und der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen erhalten die Teilnehmer in einem breit angelegten Seminarprogramm grundlegende betriebs- und volkswirtschaftliche Informationen und einen vertieften Einblick in die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Technologie, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Nun von den allgemeinbildenden Schulen zu den beruflichen Schulen:

Die auffälligste Entwicklung im Bereich der beruflichen Schulen betrifft den starken Zuwachs bei den Fachoberschulen und Berufsoberschulen. Bei der FOS haben sich zum Schuljahr 1999/2000 9,2 % mehr Schülerinnen und Schüler angemeldet als im Vorjahr, an der BOS liegt die Zuwachsrate bei 14,3 %. Das große Interesse an diesen Schultypen belegt, dass junge Menschen mit mittlerem Schulabschluss in erheblichem Umfang die Gelegenheit ergreifen, sich weiter zu qualifizieren und eine Hochschulreife zu erwerben. Bereits im letzten Jahr wurde jede dritte Hochschulreife nicht am Gymnasium erworben, sondern über den beruflichen Bildungsweg: Rund 12.000 Schülerinnen und Schüler erwarben vornehmlich an Fachoberschulen, Berufsoberschulen, und Fachakademien die Fachhochschulreife, über 900 Mal wurde an Berufsoberschulen und Fachakademien die fachgebundene Hochschulreife erreicht und rund 350 Mal an Berufsoberschulen die allgemeine Hochschulreife.

Wenig bekannt ist auch die Tatsache, dass mittlere Schulabschlüsse ebenfalls in erheblichem Umfang über berufliche Schulen erworben werden. So erwarben im Schuljahr 1998/99 an beruflichen Schulen über 20.000 Schülerinnen und Schüler einen mittleren Schulabschluss. Davon entfallen 8.700 auf Berufsschulen, rund 5.200 auf Wirtschaftsschulen, fast 3.000 auf Fachschulen, über 2.300 auf Berufsfachschulen und knapp 800 auf Berufsaufbauschulen. Diese Zahlen belegen deutlich die Durchlässigkeit des bayerischen Schulwesens.

Im Vergleich zu den anderen Ländern der Bundesrepublik Deutschland sind Angebot und Nachfrage am Ausbildungsstellenmarkt in Bayern insgesamt nach wie vor weitgehend ausgeglichen. Bayern hat die im bundesweiten Vergleich mit Abstand geringste Jugend-Arbeitslosigkeit, was ich als Auszeichnung für die bayerischen Schulen und für eine gute Wirtschaftspolitik ansehe.

Die Bereitstellung einer ausreichenden Zahl von Ausbildungsstellen ist in erster Linie Aufgabe der Wirtschaft. Aber selbstverständlich schöpft auch die Staatsregierung alle Möglichkeiten aus, die Aussichten für Schulabgänger weiter zu verbessern. Gemeinsam mit der Wirtschaft führt die Bayerische Staatsregierung daher auch im neuen Schuljahr im Rahmen des „Beschäftigungspaktes Bayern" eine Reihe von Aktivitäten durch, mit denen die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt verbessert werden soll; im beruflichen Schulwesen gehören dazu folgende Maßnahmen:

Die im vergangenen Jahr neu errichteten 12 staatlichen Berufsfachschulen und eine weitere staatliche zweistufige Wirtschaftsschule werden weitergeführt. Der Staat stellt erneut über 300 Ausbildungsplätze zur Verfügung und entlastet dadurch den Ausbildungsstellenmarkt.

Die vor drei Jahren neu errichteten vier staatlichen Berufsfachschulen für Assistenten für Informatik haben sich sehr gut bewährt. Dieses Ausbildungsplatzangebot des Freistaats (120 Plätze) wird auch heuer wieder sehr gut angenommen.

 

Schulversuche an den beruflichen Schulen

Erstmals wird in diesem Schuljahr an sieben Berufsschulen gemeinsam mit der Arbeitsverwaltung ein einjähriges integriertes Modell berufsvorbereitender Maßnahmen erprobt. Es richtet sich an berufsschulpflichtige Schulabgänger ohne oder mit einem schwachen Hauptschulabschluss. Durch ein Praktikum, das etwa 60 % des Schuljahres ausfüllt und für die Jugendlichen mit einer Vergütung verbunden ist, sowie die Vermittlung einer beruflichen Grundbildung, sollen die Startchancen der Jugendlichen für den Beginn einer Berufsausbildung verbessert werden.

Der Schulversuch „duale Berufsausbildung und Fachhochschulreife" wird in diesem Schuljahr um einen Standort in Mittelfranken erweitert. Dieser Schulversuch ermöglicht Schülerinnen und Schülern mit mittlerem Abschluss in insgesamt drei Jahren sowohl eine berufliche Erstausbildung als auch die Fachhochschulreife zu erwerben. Sie sparen damit ein Jahr. Im September 1994 wurde das Modell in Ingolstadt mit der Audi AG und in Dingolfing/Landshut mit der BMW AG sowie der Firma Mann & Hummel begonnen. In diesem Jahr kommt in Mittelfranken der Raum Erlangen hinzu. Die Firma Siemens bietet zusammen mit der staatlichen Berufsschule sowie der staatlichen Fachoberschule 16 Ausbildungsplätze für besonders qualifizierte und engagierte Jugendliche im Ausbildungsberuf Energieelektroniker – Fachrichtung Anlagentechnik an.

Erleichterungen gibt es beim Erwerb der allgemeinen Hochschulreife an den Berufsoberschulen. In diesem Jahr kann der Nachweis über Kenntnisse in der zweiten Fremdsprache erstmalig durch den erfolgreichen 2-jährigen Besuch des „weiteren Pflichtunterrichts" in Latein, Französisch oder oder einer anderen europäischen Fremdsprache, ohne eine besondere Ergänzungsprüfung erbracht werden. Der Besuch des entsprechenden Unterrichtes in den Jahrgangsstufen 7 – 10 der allgemeinbildenden Schulen oder entsprechende berufliche Zertifikate werden ebenso anerkannt. Bayern setzt damit eine von der Kultusministerkonferenz beschlossene Rahmenvereinbarung um.

 

Schulverwaltung

Der dritte Pfeiler der Bildungsoffensive ist die Modernisierung der Schulverwaltung. Ihre Aufgaben werden künftig stärker in der Unterstützung der Schulen bei deren Entwicklung und Profilbildung liegen. Derzeit wird untersucht, welche Verwaltungs- und Organisationsaufgaben stärker von den einzelnen Schulen wahrgenommen werden können und wie die staatliche Schulverwaltung mehr beratend und dienstleistungsorientiert arbeiten kann.

Es liegt ein Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger und Partner vor, das dem Landtag zugeleitet wurde und über dessen Aussagen in den nächsten Monaten zu beraten sein wird.

Es ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit, für Schülerinnen und Schüler jüngeren Alters auch nach dem Unterricht noch Betreuungsangebote bereit zu stellen. Die Berufstätigkeit von Vater und Mutter ist heute aus vielen Gründen weit verbreitet.

Mit Beginn dieses Schuljahres wird – je nach Bedarf – an den Grundschulen in Bayern die kind- und familiengerechte Halbtagsgrundschule eingeführt. Die Betreuung am Morgen von 7.30 Uhr bis Unterrichtsbeginn übernimmt die Schule. Nach Unterrichtsende gibt es verschiedene Möglichkeiten der Betreuung, die an den meisten Grundschulen bereits gut organisiert sind und außerschulische Partner wie zum Beispiel Horte oder Kindergärten einbeziehen. Das gilt vor allem für die Mittagsbetreuung, deren Kosten sich Staat, Kommunen und Eltern teilen. Die staatliche Bezuschussung pro Gruppe konnte von 5.000,-- DM auf 6.500,-- DM jährlich angehoben werden. Mit der jüngst vom Kabinett beschlossenen sogeannten „Zählkinder-Regelung" schaffen wir darüber hinaus die Grundlage dafür, dass Schulkinder, die altersübergreifende Gruppen in Kindergärten besuchen, bei der Bemessung staatlicher Zuschüsse berücksichtigt werden.

Wir können bei unseren Bemühungen aufbauen auf bereits vorhandene Einrichtungen, wie Horte, „Ein Netz für Kinder", Elterninitiativen, Kindertagesstätten und altersübergreifende Kindergartengruppen. Das alles wird es nicht einfach zum Nulltarif geben. Eine Selbstbeteiligung der Betroffenen ist notwendig. Das entspricht der Gesamtentwicklung unseres Sozialstaates, in dem nicht Anspruchsdenken gegen den Staat, sondern die Bereitschaft zur Mit- und Zusammenarbeit gefragt sind.

 

Mitte Oktober werden uns die Zahlen vorliegen, wie viele zusätzliche Gruppen und Angebote in Bayern eingerichtet werden konnten. Ich werde Ihnen die Ergebnisse im Rahmen einer Pressekonferenz oder verbunden mit einem Informationsbesuch in einer der genannten Einrichtungen vorstellen.

Bis zum Sommer 2000 wird darüber hinaus ein Konzept erarbeitet, das die schrittweise Einführung eines vielfältigen Mittags- und Nachmittagsangebots für Kinder und Jugendliche zum Ziel hat.

 

Die Neuerungen, mit denen dieses Schuljahr beginnt, sind zahlreich und umfassend. Um Eltern umfassend darüber zu informieren, habe ich eine Broschüre ausarbeiten lassen, die Ihnen heute vorliegt und in der wir den Eltern die Hauptpunkte unserer Bildungsoffensive vorstellen. Sie ist auch im Internet abrufbar. Für Eltern sowie Schülerinnen und Schüler, die zu den aktuellen Entwicklungen und Angeboten Fragen haben, richten wir außerdem eine Hotline ein. Soweit es Ihnen möglich ist, möchte ich sie herzlich bitten, die Telefonnummern in Ihrer Zeitung oder Ihrem Medium bekannt zu geben. Die Nummern sind in einer gesonderten Pressemitteilung, die Ihnen ebenfalls vorliegt, angegeben. Zusätzlich planen wir, für Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler im Internet einen live-chat mit dem Kultusministerium einzurichten.

Mit Beginn des Schuljahres werde ich mich auch in einem ausführlichen Brief an alle bayerischen Lehrerinnen und Lehrer wenden. Für sie werden wir außerdem einen neuen Informationsservice anbieten. Wir wollen künftig in regelmäßigen Abständen per e-mail News-letters versenden, die alles Aktuelle über Neuerungen und Vorhaben enthalten.

Staatssekretär Freller und ich werden in diesem Herbst gezielt Schulen in allen Teilen Bayerns besuchen, um uns dort über den Fortgang der Reformen, über beispielhafte Projekte, aber auch über Probleme, Sorgen und Nöte unmittelbar zu informieren. Wegen der großen Bedeutung der Bildungspolitik werden auch andere Mitglieder der Staatsregierung solche Informationsbesuche unternehmen.

Geld für Bildung ist die nachhaltigste Investition in die Zukunft, die es überhaupt gibt. Trotz der angespannten Haushaltslage wird Bayern für schulische Bildung im Jahr 2000 erstmals mehr als 10 Mrd. DM ausgeben. Wir nehmen damit bundesweit eine Spitzenposition ein. Das ermöglicht es uns, auch bei der Einstellung neuer Lehrkräfte bundesweit an der Spitze zu bleiben. Dabei kommt auch die neue Regelung zur Altersteilzeit zum Tragen, die ab diesem Schuljahr in Kraft ist. Durch die Einführung der Altersteilzeit können ältere Lehrkräfte über 60 Jahre entlastet und jüngere Lehrkräfte eingestellt werden.

 

In diesem Schuljahr können wir insgesamt über 3900 neue Lehrkräfte einstellen, rund 2950 davon fest.

 

Der Hauptteil der mehr als 3 900 Einstellungen im staatlichen Schuldienst entfällt im kommenden Schuljahr auf den Volksschulbereich: An Grund- und Hauptschulen können im Schuljahr 1999/2000 rund 1.800 Lehrkräfte neu beschäftigt werden (1135 Planstellen, 269 2/3-Verträge mit Zusage der Verbeamtung nach spätestens zwei Jahren, 397 befristete 3/4-Verträge ab dem 1.2.2000), zusätzlich können alle 279 im Schuljahr 1998/99 auf Arbeitsvertrag beschäftigte Lehrkräfte in ein Beamtenverhältnis übernommen werden.

Grundschule: 833 Planstellen, 177 2/3-Verträge mit der Zusage der Verbeamtung in spätestens zwei Jahren und 240 befristete Verträge.

Hauptschule: 581 Planstellen, 92 2/3-Verträge mit der Zusage der Verbeamtung in spätestens zwei Jahren und 157 befristete Verträge.

Damit konnte die Zahl der festen Einstellungen mit 1414 im Vergleich zum Vorjahr um fast 28 % gesteigert werden. Ursachen für die günstige Einstellungssituation sind neben einem steigenden Ersatzbedarf durch Ruhestandsversetzungen und Teilzeitarbeit auch die von der Staatsregierung bereits in diesem Schuljahr eingeführte Altersteilzeit sowie die große Zahl an Teilzeitanträgen bei den Lehramtsbewerbern selbst. Die Chancen auf eine Beschäftigung im staatlichen Schuldienst haben sich damit im Vergleich zu den Vorjahren erneut deutlich verbessert. Dies spiegelt den Einsatz der Bayerischen Staatsregierung für die Stärkung der Grund- und Hauptschulen wider.

Einstellung von Sonderschullehrern

Für die Einstellung von Sonderschullehrern ist wiederum eine sehr günstige Situation gegeben. Dank der 105 zusätzlichen 2/3-Arbeitsverträge mit Zusage auf spätere Übernahme in ein Beamtenverhältnis können 253 von insgesamt 304 Bewerbern des laufenden Prüfungsjahres (83%) im staatlichen Schuldienst beschäftigt werden. Die Wartelisten wurden bis auf 18 Bewerber geräumt. Diejenigen Bewerber, die zunächst im Juli nicht unmittelbar übernommen wurden, konnten inzwischen weitgehend im Privatschuldienst oder als Nachrücker beschäftigt werden.

Die Einstellungssituation hat sich im Bereich der staatlichen Realschulen im Vergleich zum Vorjahr erneut verbessert. In diesem Schuljahr können insgesamt 331 Lehrkräfte neu eingestellt werden (311 zu Schuljahresbeginn und voraussichtlich weitere 20 im Februar 2000).

Im Gymnasium stehen im Schuljahr 1999/2000 insgesamt 609 feste Einstellungsmöglichkeiten zur Verfügung. Im September können 539 Bewerber eingestellt werden. Mindestens weitere 70 Bewerber im Februar 2000. Zusätzlich können 8 schwerbehinderte Lehrkräfte in den Staatsdienst übernommen werden. Damit ergibt sich gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 64%.

Die 539 Festanstellungen im September 99 verteilen sich wie folgt:

Planstellen: 265

Superverträge: 90

2/3-Verträge: 184

In Musik, Kunsterziehung und evangelischer Religionslehre treten allerdings Engpässe aus dem Grund auf, dass in diesen Fächern die Anzahl der Lehramtsbewerber zu gering ist.

Der hohe finanzielle Einsatz des Freistaats spiegelt sich auch in einer weiteren Verbesserung der Klassenstärke wieder. Obwohl wir in diesem Schuljahr an den allgemeinbildenden Schulen (incl. Wirtschaftschulen) einen Anstieg der Schülerzahlen von 1.416.000 auf 1.433.000 zu verzeichnen haben, wie er im Übrigen früheren Prognosen entspricht, können wir die Schülerzahlen pro Klasse in den Volksschulen weiter verringern. In den Realschulen und den Gymnasien kann die Klassenstärke stabil gehalten werden.

 

 

GRUND- UND HAUPTSCHULEN

Schulanfänger

Die Zahl der Erstklässler sinkt dieses Jahr erneut um 2.400 Schüler auf insgesamt 130.600. Nimmt man die privaten Schulen hinzu, sind es insgesamt 137.000 Kinder.

Weniger Klassen mit mehr als 30 Schülern – Absinken der Klassenstärke

Die Zahl der großen Klassen konnte erneut gesenkt werden. Sie liegt nunmehr unter
1000
. Von 100 Klassen haben weniger als 3 eine Schülerzahl von über 30 (max. 32).

Die durchschnittliche Schülerzahl liegt im kommenden Schuljahr bei 23,9. Sie hat sich damit erneut verbessert (97/98: 24,3; 98/99: 24).

Schülerzuwachs an der Hauptschule:

Die Mehrzahl des Schülerzuwachses liegt in der Hauptschule. Besonders erfreulich ist die Zunahme der Schülerzahlen für die F 10. Hier ist erneut eine Mehrung um 381 Schüler, das sind fast 15 % mehr als im Vorjahr, zu verzeichnen. Diese Zahlen dokumentieren erneut das steigende Interesse am Mittleren Schulabschluss an der Hauptschule

 

FÖRDERSCHULEN

An den Schulen für Behinderte steigt die Schülerzahl von 61.400 auf 63.100 (+2,8%). Damit erweist sich einmal mehr, dass die Förderschulen von den Eltern sehr gut angenommen werden, nicht zuletzt wegen der erfolgreichen Förderung und der gezielten Vorbereitung ihrer Kinder auf Beruf, Arbeit und gesellschaftliche Integration durch Leistung und Anerkennung im Beruf. Die Erfolge dieser Beschulung werden insbesondere in den 47 Berufsschulen für Behinderte mit ihren 85 Berufsfeldern sichtbar. Nicht umsonst steigt die Schülerzahl an den Berufsschulen für Behinderte um rund 600 (d.s. 5%) überdurchschnittlich stark. Weit über 80% der Prüflinge in anerkannten Ausbildungsberufen verlassen jährlich diese Schulen mit einem erfolgreichen Abschluss. Sie können zu Recht als beruflich und gesellschaftlich integriert gelten.

Um den Schülerzuwachs zu bewältigen, werden an den Volksschulen für Behinderte rund 60 Klassen zusätzlich gebildet. Gleichzeitig wird die durchschnittliche Klassenstärke aller Förderschulformen geringfügig (von 11,7 auf 11,9) ansteigen.

Mobile Sonderpädagogische Dienste

Ein wichtiger Schwerpunkt für das Schuljahr 1999/2000 ist erneut der Ausbau der Mobilen Sonderpädagogischen Dienste, deren Zahl um 42 Vollzeitlehrer (d.s. 16%) auf 300 erhöht werden soll. Von den 105 neuen 2/3-Stellen werden 65 ausschließlich für die Mobilen Sonderpädagogischen Dienste verwendet. Damit können wiederum mehr Schüler an den allgemeinen Schulen notwendige sonderpädagogische Unterstützung erfahren und letztlich integrativ beschult werden. Die Zahl dieser Schüler wird voraussichtlich von 9.000 auf 10.000 ansteigen.

 

REALSCHULEN

An den staatlichen Realschulen nimmt die Zahl der Schüler im Schuljahr 1999/2000 um ca. 4 040 auf 105.800 zu. Die Anzahl der Klassen erhöht sich von 3.667 auf voraussichtlich 3.820, so dass die durchschnittliche Klassenstärke mit 27,7 stabil bleibt.

 

GYMNASIEN

Über 318 000 Schülerinnen und Schüler, 2% mehr als im Vorjahr, werden im Schuljahr 1999/2000 an allen bayerischen Gymnasien (staatliche, kommunale und private) erwartet. Dieser Zuwachs entspricht den Schätzungen der Schüler- und Absolventenprognose 1998.

An den staatlichen Gymnasien wird die Zahl der Schülerinnen und Schüler auf 257 400 steigen. Auch hier beträgt der Zuwachs 2%. Um diese größere Anzahl von Schülern zu unterrichten, werden ungefähr 190 Klassen mehr gebildet.

Die durchschnittliche Klassenstärke wird aller Voraussicht nach trotz steigender Schülerzahlen stabil bleiben.

Ich habe Ihnen nun die wesentlichen Entwicklungen im neuen Schuljahr vorgestellt. Ich glaube, dass wir mit der Bildungsoffensive Bayern ein gutes Maßnahmenbündel zur weiteren Verbesserung unserer Schulen auf den Weg gebracht haben. Auf dieser Basis werden wir weiter aufbauen. Die Schulentwicklung wird auch in den nächsten Jahren eines der wichtigsten Themen der Politik sein.

Dorothee Erpenstein
Pressesprecherin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus