2. September 1998

Immer mehr Grundschulen bieten Fremdsprachenunterricht an

448 bayerische Grundschulen werden ihren Schülern im nächsten Schuljahr fremdsprachlichen Unterricht anbieten können. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Freitag in München mitteilte, habe er veranlasst, im Vorgriff auf die Einführung des neuen Grundschullehrplans das Angebot "Fremdsprache an der Grundschule" sukzessive auszuweiten. Die Anzahl der Grundschulen, die eine Fremdsprache anbieten, steige im neuen Schuljahr von 219 Schulen im Schuljahr 1997/98 auf nunmehr 268 Schulen (davon 197 Englisch, 44 Französisch, 27 Italienisch). Dieser Fremdsprachenunterricht in der Grundschule sei auf zwei Wochenstunden ausgerichtet, die nach Möglichkeit auf Kurzeinheiten verteilt werden. Dafür werde die 7. Deutschstunde und eine zusätzliche Wochenstunde zur Verfügung gestellt. Die Entscheidung über die Erteilung von fremdsprachlichem Unterricht an einer Grundschule hänge davon ab, ob entsprechend qualifizierte Lehrkräfte an der jeweiligen Schule zur Verfügung stehen, und erfolge im Benehmen mit dem Elternbeirat. Das Staatsministerium führe deshalb verstärkt Weiterbildungskurse zur sprachlichen und methodisch-didaktischen Qualifikation der Lehrkräfte an Grundschulen durch. An Schulen, an denen noch nicht genügend ausgebildete Lehrkräfte vorhanden sind, könnten im neuen Schuljahr 180 Arbeitsgemeinschaften in einer Fremdsprache eingerichtet werden. Damit gebe es an insgesamt 448 Grundschulen ein fremdsprachliches Angebot.

Zehetmair betonte, dass sich der Fremdsprachenunterricht an Grundschulen wesentlich von der Konzeption des Fremdsprachenunterrichts an weiterführenden Schulen unterscheide. Er müsse sich an den kindlichen Bedürfnissen nach Spielen, Musizieren, Malen und Bewegung orientieren. Zentrales Anliegen könne nicht die umfassende Sprachaneignung sein, sondern die Entwicklung einer positiven Grundeinstellung zu dem anderen Land, seinen Menschen und seiner Sprache. In dem neuen Lehrplan für die Grundschulen, der derzeit erarbeitet werde, sei dieser spielerisch und musisch geprägte Fremdsprachenunterricht fest in der Stundentafel für die 3. und 4. Klasse verankert. Wer sich von diesem Konzept primär bessere Sprachkenntnisse der künftigen Schulabsolventen erwarte, habe allerdings die Möglichkeiten und Grenzen des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule nicht erkannt. Deshalb sei auch die gelegentlich erhobene Forderung nach "Englischunterricht ab der ersten Grundschulklasse" zwar plakativ, aber nicht sonderlich durchdacht.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent