2. September 1996

Verstärkte Information für bayerische Lehrer über sexuellen Mißbrauch von Kindern

Bayerische Lehrkräfte sollen sich in Zukunft verstärkt über sexuellen Mißbrauch von Kindern informieren. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Montag in München mitteilte, werde die Akademie für Lehrerbildung in Dillingen im nächsten Schuljahr angesichts der Aktualität des Problems zwei neue Lehrgänge anbieten, die ausschließlich der Thematik der sexuellen Mißhandlung von Mädchen und Jungen gewidmet sind. Darüber hinaus werde sich das neue Schwerpunktprogramm für die Lehrerfortbildung in den Jahren 1997-1999 auf allen Ebenen mit diesem Thema beschäftigen. Im Rahmen von Lehrgängen über erzieherische Hilfen angesichts aktueller Gefährdungen der Kinder und Jugendlichen sei das Thema sexueller Mißbrauch von Kindern bereits seit längerem Gegenstand der Lehrerfortbildung.

Die anfängliche Scheu und Zurückhaltung der Lehrer gegenüber der Thematik sei zunehmend einem hohen Interesse gewichen. Ziel der Lehrerfortbildung sei es zunächst, Lehrkräfte zu sensibilisieren, um so früh wie möglich entsprechende Anzeichen wahrnehmen und richtig interpretieren zu können. Die Lehrkräfte sollen durch die Lehrgänge auch ihre Kommunikationsbereitschaft und -fähigkeit verbessern, da gerade von einem Erstgespräch mit einem möglichen Opfer viel abhängt. Wegen der begrenzten Handlungsmöglichkeiten der Schule sei es für die Pädagogen wichtig, die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem Jugendamt zu kennen. Nicht zuletzt sollen sich die Lehrer auch mit den strafrechtlichen Bestimmungen vertraut machen.

Zehetmair betonte, daß die Schule allein sexuellen Mißbrauch nicht verhindern könne. Sie trage jedoch besondere Verantwortung, da sie für mißbrauchte Kinder oft den einzigen Außenkontakt darstelle und somit Möglichkeiten zur Hilfe eröffnen könne. Auch durch die Erziehung zu Selbstbewußtsein, altersgemäße Sexualaufklärung und Information über sexuellen Mißbrauch, so Zehetmair, leiste die Schule einen wichtigen Beitrag zur Prävention von sexueller Mißhandlung an Mädchen und Jungen.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent