Pressemitteilung
Nr. 238 - 28. September 2000

Kultusstaatssekretär Freller: Bayern setzt schon seit Jahren auf intensive Präventionsarbeit im Kampf gegen extremistische Gewalt – Rechtsradikalismus an bayerischen Schulen eine Randerscheinung – konsequente Werteerziehung notwendig

„Bayerische Schulen nehmen den gesetzlichen Auftrag zur Erziehung im Sinne von Freiheit, Toleranz und im Geiste der Völkerverständigung sehr ernst und setzen bereits seit Jahren ein Präventionsprogramm um, das weit über den Unterricht hinausgreift und den Schüler als Gesamtpersönlichkeit anspricht", betonte Staatssekretär Freller am Donnerstag im Bayerischen Landtag. Bayern sei in der glücklichen Lage, dass bisher keine gravierenden rechtsextremistischen Ausschreitungen an den Schulen beobachtet worden seien.

In den Lehrplänen aller Schularten seien Themen wie „Extremismus" und „Nationalsozialismus" fest verankert. Menschenrechts- und Demokratieerziehung bilde dabei ein wichtiges fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Einen Schwerpunkt der Menschenrechtserziehung stelle dabei in allen Schularten die Geschichte der Judenverfolgung und des Holocaust im Dritten Reich dar. Freller verwies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung der Gedenkstättenarbeit. 1999 förderte der Freistaat Schulfahrten zu den Gedenkstätten mit rund 250.000 DM und gab über 4,6 Mio DM für die Gedenkstättenarbeit in Dachau und Flossenbürg aus. Über 6000 Schulklassen besuchten im vergangenen Jahr allein die KZ-Gedenkstätte Dachau. Darüber hinaus bezuschusse der Freistaat die Neugestaltung des Reichsparteitagsgeländes Nürnberg mit 5 Mio DM. Das 1998 v.a. mit bayerischen Mitteln errichtete Jugendgästehaus Dachau werde als Ort der historischen und politischen Bildung wie auch der internationalen Begegnung von den Jugendlichen sehr gut angenommen. Auch der 27. Januar, der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, werde von allen Schulen – häufig in Verbindung mit Zeitzeugengesprächen - gewürdigt. Die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen biete den Lehrerinnen und Lehrern in zahlreichen Fortbildungen die Möglichkeiten, Konzepte und Methoden zum Thema „Der Holocaust im Unterricht" und zur Auseinandersetzung mit Gewalttendenzen an Schulen zu entwickeln, und unterstütze sie mit Lehrerhandreichungen zu diesem Themenkomplex.

„Eine Vorreiterrolle hat Bayern auch in der Theorie und Praxis der interkulturellen Erziehung", unterstrich Freller. Er verwies auf die seit 1973 entwickelten Fördermaßnahmen für ausländische Schüler. Ein herausragendes Beispiel sei das seit 1990 laufende Projekt "Integration ausländischer Kinder in Regelklassen" an bayerischen Grund- und Hauptschulen. Dessen Hauptanliegen sei es, Maßnahmen zu erproben, die dazu beitragen, Vorurteile gegenüber anderen Nationalitäten gezielt abzubauen und so ein verständnisvolles Zusammenleben ausländischer und deutscher Schüler zu fördern. Schwerpunkte seien daher neben dem muttersprachlichen Ergänzungsunterricht für ausländische Schüler sowie der Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse die interkulturelle Erziehung und die Zusammenarbeit deutscher und ausländischer Lehrkräfte.

Zahlreiche außerunterrichtliche Aktivitäten wie etwa die Beratung durch Schulpsychologen und Beratungslehrer und die Ausweitung der Angebote der Tagesbetreuung unterstützten die Erziehungsarbeit an bayerischen Schulen, so dass Kinder und Jugendliche besser in eine Gemeinschaft eingebunden und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gestärkt würden. Das Kultusministerium bemühe sich zusammen mit dem Sozialministerium um einen Ausbau der Einzelfallhilfe für besonders gefährdete Jugendliche durch stärkere Einbindung von Sozialpädagogen. Freller verwies auch auf die gute Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe, Schule und Polizei und auf zahlreiche Maßnahmen zur Gewaltprävention wie die „Streitschlichterprogramme".

Freller hob zum Schluss die Bedeutung der Werteerziehung hervor: "Die beste Prävention gegen Gewalt bzw. Extremismus ist immer noch eine konsequente Werteerziehung. Damit können wir Verunsicherung und Orientierungslosigkeit , die wiederum extremistischem Gedankengut Vorschub leisten, vorbeugen."

Brigitte Waltenberger-Klimesch
Stv. Pressesprecherin des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus