30. Oktober 1997

Kultusministerium erneuert Angebot: Förderklassen für Hochbegabte

Das bayerische Kultusministerium hat sein Angebot, spezielle Förderklassen für hochbegabte Gymnasiasten einzurichten, erneuert. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Donnerstag in München mitteilte, sollen im nächsten Schuljahr an drei bayerischen Gymnasien eigene Förderklassen für hochbegabte Schüler und Schülerinnen der 6. Jahrgangsstufe eingerichtet werden. Unter der Voraussetzung, dass sich eine hinreichende Zahl von geeigneten Schülern meldet, seien als Standorte erneut München, Nürnberg und Regensburg vorgesehen.

In diesen Förderklassen für Hochbegabte soll erprobt werden, wie besondere Unterrichts- und Betreuungsangebote, die über den regulären Unterricht hinausgehen, Spitzenbegabungen in ihrer kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung fördern können. Dieses Förderangebot richtet sich nicht nur an Kinder, deren herausragende Begabung sich bereits durch entsprechende schulische Leistung zeigt, sondern kommt auch für Schüler mit mittelmäßigen Schulleistungen in Betracht, bei denen jedoch besondere Kreativität und Originalität beim Problemlösen oder Begabungstests das Vorliegen einer weit überdurchschnittlichen Intelligenz vermuten lassen. Das Konzept verringert durch den frühen Beginn der Förderung auch das Risiko, dass längere schulische Unterforderung bei einzelnen Schülern bereits problematische Entwicklungen auslöst oder verstärkt.

Der Minister erinnerte daran, dass das gleiche Angebot im letzten Schuljahr nicht die notwendige Resonanz gefunden habe. An keiner der drei vorgesehenen Schulen sei eine Förderklasse zustandegekommen, da keine ausreichende Zahl von geeigneten Schülern gemeldet wurde. Im Schuljahr 1996/97 war ein erster Versuch zur Bildung von Förderklassen in der Jahrgangsstufe 9 vor allem daran gescheitert, dass die gemeldeten Schüler bereits zu große Unterschiede in ihrem schulischen Werdegang aufwiesen.

Die Schulen sind jetzt gehalten, Eltern von Schülern und Schülerinnen der Jahrgangsstufe 5 des laufenden Jahrgangs, bei denen Anzeichen für eine Hochbegabung vorliegen, über dieses Angebot zu informieren, sie zu beraten und die entsprechenden Bewerbungsunterlagen bis zum 1. Februar 1998 an eines der in Frage kommenden Gymnasien weiterzuleiten. Die Entscheidung über die Auswahl der Bewerber liegt bei den aufnehmenden Gymnasien. Relevant ist dabei neben bisherigen Zeugnissen, Ergebnissen von Intelligenztests und zusätzlichen Qualifikationen musischer, sportlicher oder sozialer Art auch ein Gutachten der Schule, das auf Gesichtspunkte wie Arbeitsverhalten, Motivation, Lernfähigkeit, Kreativität, emotionale Stabilität und Sozialverhalten eingeht. Vor der Entscheidung über die endgültige Aufnahme kann gegebenenfalls ein Aufnahmegespräch oder eine Kontaktwoche während der Osterferien stattfinden.

Zehetmair betonte in diesem Zusammenhang, dass kein Anspruch auf Aufnahme in eine Förderklasse bestehe, und verwies auf die vielfältigen anderweitigen Angebote zur Förderung hochbegabter Schüler in Bayern. Wahlkurse, Pluskurse, Ferienseminare und Wettbewerbe böten interessierten und motivierten Schülern zahlreiche Möglichkeiten, entsprechend ihren Begabungen und Neigungen ihre Fähigkeiten zu entdecken und weiterzuentwickeln. Auch das Überspringen einer Jahrgangsstufe sei eine wichtige Form der Hochbegabtenförderung, die noch in zu geringem Umfang genutzt werde.

Die Einrichtung von Förderklassen für Hochbegabte in der Jahrgangsstufe 6 ab dem Schuljahr 1998/99 ist an folgenden Gymnasien vorgesehen:

Maria-Theresia-Gymnasium München (Mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium mit Englisch als erster Fremdsprache)

Neues Gymnasium Nürnberg (Humanistisches und Neusprachliches Gymnasium mit Latein als erster Fremdsprache)

Albertus-Magnus-Gymnasium Regensburg (Humanistisches, Neusprachliches und Mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium mit Latein als erster Fremdsprache)

In Nürnberg und Regensburg besteht für Schüler, die nicht im Einzugsgebiet der Schule wohnen, die Möglichkeit zur Unterbringung in einem Schülerheim.

 

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent