16. Oktober 1996

Die Dichter und die Rechtschreibung - eine historische Reminiszenz

Im Jahre 1993 fand in Bonn eine Anhörung der Kultusministerkonferenz statt, zu der auch die Schriftstellerverbände geladen waren, um zur geplanten Neuregelung der deutschen Rechtschreibung Stellung zu nehmen. Das Kulturwerk des Verbandes deutscher Schriftsteller und die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, deren Mitglieder heute "Terrorismus durch Orthographie" und ähnliche Schandtaten beklagen, verzichteten damals auf jede Stellungnahme.

Der Freie Deutsche Autorenverband dagegen kam der Bitte um Meinungsäußerung nach und teilte der KMK unter anderem mit: "Darüber hinaus möchten wir die über viele Jahre laufenden Anstrengungen der verschiedenen Arbeitsgruppen und ihre Zähigkeit bei der Verfolgung des gemeinsamen Zieles hoch anerkennen; denn die Arbeit der beteiligten Damen und Herren, innerhalb und außerhalb der Kommissionen, hilft uns deutschsprachigen Schriftstellern bei unserer schöpferischen Arbeit. Insbesondere ist die inhaltliche Vereinfachung der deutschen Rechtschreibung, die Neuformulierung der Regelungen nach einem klaren, einheitlichen Konzept zu begrüßen. Dies alles wird helfen, die deutsche Rechtschreibung leichter erlernbar und anwendbar zu machen. Kein Zweifel, daß dies helfen wird, der deutschen Sprache in den europäischen Gremien der europäischen Gemeinschaft, vor allem aber bei den europäischen Völkern in Ost und West mehr Geltung zu verschaffen."

Womit wieder einmal bewiesen wäre, daß in einem Ministerium nichts "verkummt", wie der Bayer so schön sagt!

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent