14. Oktober 1996

Zum "Aufstand der Dichter" gegen die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung stellt Bayerns Kultusminister Zehetmair fest:

Daß es ein bayerischer Deutschlehrer war, der der Blüte der deutschen Literaturszene in Sachen "Rechtschreibung" zu einem späten Pfingsterlebnis verhalf, ist für den bayerischen Kultusminister natürlich erfreulich. Leider wird er aus dem "Aufstand der Dichter" nicht so recht schlau.Einerseits sind die Unterzeichner des Protestpapiers strikt gegen die Neuregelung der Rechtschreibung und schwören, sie würden sich nie daran halten. Andererseits erklären sie, sie hätten sich auch schon durch die bestehenden Orthographieregeln nicht gebunden gefühlt. Ich darf hinzufügen, daß ich bei einigen Dichtern in der Vergangenheit gelegentlich den Eindruck hatte, sie würden die künftige Rechtschreibung für sich bereits vorwegnehmen.

Was wollen uns die Dichter mit ihrem Manifest sagen? Daß die Regeln der Rechtschreibung Privatsache sind? Aber warum dann die Aufregung über eine Neuregelung, die sie ohnehin nicht betrifft? Oder wollten sie nur deutlich machen, daß man sich mit einer Sache keine Sekunde beschäftigt haben muß, um sie abzulehnen? Dies war meines Wissens bislang das Vorrecht der Stammtische.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent