Pressemitteilung
Nr. 248 - 12. Oktober 2000

Stiftung „Bildungspakt Bayern" gegründet: Bundesweit einmaliges Projekt zur dauerhaften Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft nimmt Arbeit auf/ Festakt mit Ministerpräsident Stoiber und Kultusministerin Hohlmeier

Mit einem Festakt in der Staatskanzlei wurde am Donnerstag die Stiftung „Bildungspakt Bayern" gegründet. Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber und Kultusministerin Monika Hohlmeier unterzeichneten gemeinsam mit rund 50 international oder regional agierenden Unternehmen der bayerischen Wirtschaft die Stiftungsurkunde. In dem bundesweit einmaligen Projekt verpflichten sich erstmals Staat und Wirtschaft zu einer dauerhaften Zusammenarbeit im Bereich Bildung und Schule. Die Stiftung fördert innovative Projekte, die die Qualitätsentwicklung von Schulen, die Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft sowie den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien unterstützen. „Ziel ist es, den Erziehungsauftrag der Schule und die Forderungen der Wirtschaft stärker aufeinander abzustimmen und damit die jungen Menschen besser auf Globalisierung, neue Medien und das Erfordernis immer größerer Flexibilität im beruflichen Leben vorzubereiten," erklärte Ministerpräsident Stoiber als Schirmherr der Stiftung vor rund 300 geladenen Gästen aus Wirtschaft und Politik.

Die Stiftung ist ein private-public-partnership, in dem die Wirtschaft durch finanzielle, personelle oder organisatorische Beiträge Mitverantwortung für die zukunftsgerichtete Weiterentwicklung bayerischer Schulen übernimmt. Sie hat die Aufgabe, moderne Unterrichtsmethoden und neue Formen des Lernens an Bayerns Schulen zu fördern, um junge Menschen optimal auf die Anforderungen der Informationsgesellschaft vorbereiten zu können. Anders als bisher soll die Kooperation zwischen Schulen und Betrieben nicht auf zeitlich befristete Maßnahmen zugunsten einzelner Schulen beschränkt sein, sondern ausgeweitet und auf eine dauerhafte Grundlage gestellt werden. „Im Wettbewerb stehen nicht mehr nur Wirtschaftsstandorte, sondern auch Bildungssysteme", so der Ministerpräsident. Das Bayerische Bildungswesen sei eines der leistungsfähigsten in Deutschland und Europa und werde durch Reformen der Lehr- und Lerninhalte sowie der Strukturen ständig weiterentwickelt. Jetzt gelte es, die Wirtschaft verstärkt einzubinden. Im Brennpunkt des Interesses stehe nicht nur die Finanzierung und die Ausgestaltung spektakulärer Einzelprojekte, wichtig sei eine nachhaltige Veränderung von Einstellungen in den Köpfen. Mit der Stiftung „Bildungspakt Bayern" werde in neuer, bisher nicht gekannter Form Bildung von Staat und Wirtschaft gemeinsam getragen.

Kultusministerin Monika Hohlmeier bezeichnete die Stiftung als einen essentiellen Beitrag zur inneren Schulentwicklung. „Schule und Wirtschaft agieren nicht nach denselben Regeln und haben nicht identische Zielsetzungen, aber sie haben eine große Schnittmenge, die im Interesse einer zukunftsorientierten Bildung unserer Kinder und Jugendlichen ausgelotet werden muss", betonte die Ministerin. Einerseits gebe es Klagen aus Unternehmen, Berufsanfänger seien zu theoretisch ausgebildet und verfügten nicht über notwendige Schlüsselkompetenzen, andererseits verwahrten sich Schulen dagegen, die Kinder allein für das Berufsleben auszubilden. Statt klischeehafter Vorwürfe oder ängstlicher Distanz gelte es nun, partnerschaftliche Zusammenarbeit zu entwickeln. „Wir müssen an einem Strang ziehen, gemeinsam Verantwortung übernehmen und gemeinsam nach Lösungen suchen!" forderte Hohlmeier. Um diesen Konflikt zu lösen, sei die Idee der Stiftung „Bildungspakt Bayern" entwickelt worden. In einem synergetischen Schulterschluss sollen Staat und Wirtschaft dort gemeinsam Verantwortung übernehmen.

Die Stiftung startet mit 50 Unternehmen und dem Freistaat Bayern als Gründungspartnern. Beteiligt sind die Firmen u.a. der IT-Branche, der Versicherungswirtschaft, des Bankwesens, der Medienbranche, der Energiewirtschaft, der Industrie sowie Verbände und Gewerkschaften. Eine vollständige Liste der Partner ist in der Anlage beigefügt. Das Gründungskapital liegt bei 10 Millionen DM, das je zur Hälfte vom Freistaat und von der Wirtschaft getragen wird. Aus den Erträgen werden innovative Projekte gefördert, die von Schulen oder der Wirtschaft initiiert werden. Förderungsfähig sind Projekte aller Schularten. Über die Anträge von Schulen und Unternehmen entscheidet das Kuratorium der Stiftung, dem Vertreter der Mitgliedsunternehmen und der Schulverwaltung angehören. Alle Projekte werden dokumentiert und in das Bildungspakt-Bayern-Netzwerk eingestellt und so allen Schulen zugänglich gemacht. „Auf diese Weise können viele Schulen Anregungen erhalten, ähnliche, auf ihre individuelle Situation zugeschnittene Projekte zu verwirklichen", unterstrich die Kultusministerin. Beispielsweise könne ein Unternehmen eine Grundschule, die die Neugestaltung des Gebäudes und seines Umfelds plant, in professionelles Projektmanagement einführen. Eine große Bank könne Schülergruppen und ihre Lehrer zu einem Börsenpraktikum einladen. Denkbar sind betriebswirtschaftliche Praktika für Schülerteams, die später ein Internet-Café leiten. Gymnasien können zusammen mit einem großen Verlag ein Projekt zur Schulung der Ausdrucksfähigkeit nach dem Modell der englischen Debating-Clubs entwickeln.

Die erste große Aktion der Stiftung wird die Ausschreibung des bayerischen Schulinnovationspreises i.s.i („innere Schulentwicklung Innovationspreis"). Die Bewerbungsunterlagen gehen in wenigen Wochen allen bayerischen Schulen zu. Mit dem i.s.i wird ausgezeichnet, wer ein rundum überzeugendes Schulprofil vorstellt. Die Sieger erhalten Preise im Wert von
5.000 DM und die Auszeichnung „Bildungspakt-Schule", ein Qualitätssiegel für vorbildliche Innovationsarbeit. „Ich bin davon überzeugt, dass diese Schulen Vorbildfunktion haben und viele weitere Schulen zum Mitmachen animieren werden", bekräftigte die Ministerin.

Dorothee Erpenstein
Pressesprecherin des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus

Weitere Informationen im Internet unter: http://www.bildungsoffensive-bayern.de/schulentwicklung/bpb/index.htm

Anlage

Liste der Wirtschaftspartner

 

Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatsministerium für Unterricht und Kultus,

Allianz AG

Antenne Bayern

Apple Computer GmbH

Augsburger Allgemeine

Bavaria Film GmbH

Bayerische Hypo- und Vereinsbank

Bayerische Landeszentrale für neue Medien

Bayerische Rundfunk

Bayerngas GmbH

BMW AG

BSH Bosch und Siemens Haushaltsgeräte GmbH, München

Deutsche Bank AG

Deutscher Gewerkschaftsbund

Deutschland Radio

Dresdnerbank AG

FAG Kugelfischer Georg Schäfer AG

Fujitsu Siemens Computers GmbH

GEDOS AG

HUK Coburg

Intel GmbH

Kirch Holding GmbH & Co KG

Klett Verlag

Knorr-Bremse AG

Lech-Elektrizitäts-Werke AG

Mannesmann Sachs AG

Mannesmann Demag Krauss-Maffei AG

Mannesmann Rexroth AG

McDonald´s Deutschland Inc.

Zeitungsgruppe Münchner Merkur

Nürnberger Versicherungsgruppe

Optische Werke G. Rodenstock

Philip Morris

Pro7 Media AG

Siemens AG

SKW Trostberg AG

Sparkassenverband Bayern

Süddeutscher Verlag GmbH

VIAG Interkom GmbH & Co.

VBM (Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie)

vbw (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft)

Wacker Chemie GmbH

Webasto AG Fahrzeugtechnik

Wirtschaftsjunioren Bayern

ZDF

Weitere Unternehmen haben bereits ihr Interesse bekundet.