Hohlmeier: Fächerübergreifendes Denken in den Gymnasien stärken

Pressemitteilung Nr. 13 - 13. November 1998

Kultusministerin Monika Hohlmeier hat die Gymnasiallehrer aufgefordert, das fächerübergreifende Denken der Schülerinnen und Schüler stärker zu fördern. Auf der Hauptversammlung des Bayerischen Philologenverbandes in Bad Kissingen am 13.11.1998 hob die Ministerin die Bedeutung des ganzheitlichen Denkens als elementare Voraussetzung für die Studierfähigkeit, aber auch als grundlegende Qualifikation für die Behauptung im Berufsleben hervor. „Unverbundenes Nebeneinander von Fachwissen kann von den Schülerinnen und Schülern nur begrenzt aufgenommen werden. Um dieses Wissen langfristig zu erhalten und Praxisbezug herzustellen, müssen Gesamtzusammenhänge dargestellt werden", betonte die Ministerin. Damit werde zugleich das schnellere Erfassen von Sachverhalten gefördert, sowie die methodische Basis für die Vermittlung eines Grundwissens gelegt, dass die Kinder und Jugendlichen nicht nur innerhalb eines kurzen Prüfungszeitraumes, sondern langfristig präsent hätten.

Die Ministerin appellierte an die Fachschaften der Gymnasien, die Kooperation auszubauen und soweit möglich Unterichtsinhalte aufeinander abzustimmen. Dies betreffe nicht nur traditionell benachbarte Fächer wie etwa Biologie und Chemie. Vielmehr sollten auch sehr unkonventionelle Verknüpfungen hergestellt werden. „Die Fächer Physik und Geschichte werden üblicherweise erst einmal nicht in Zusamenhang gebracht – zu Unrecht. Die Geschichte zeigt, dass gerade Forschungsergebnisse in den Bereichen Physik/Chemie/Mathematik erheblichen Einfluss auf politische Entwicklungen hatten. Galileo Galilei hat mit seiner Erkenntnis, dass sich die Erde um die Sonne dreht, das Weltbild entscheidend verändert und eine Jahrzehnte währende Auseinandersetzung mit der Kirche ausgelöst, die letztlich zu einer grundlegenden Neufestlegung des Selbstverständnisses geführt hat". Auch in anderen Fächerkombinationen wie etwa Mathematik und Kunst seien Modelle möglich, die eine neue Anschauung der Verwendbarkeit des Fachwissens vermitteln.

Es gebe bereits gezielte Fortbildungsveranstaltungen, die die Lehrkräfte in fächerübergreifendem Unterrichten unterstützten.

Neben der verstärkten Zusammenarbeit der Fachschaften sei es ebenso zielführend, wenn eine Lehrkraft in mehreren Unterrichtsfächern eine Klasse möglichst in allen diesen Disziplinen unterrichtet. Neben der thematischen Abstimmung werde dann auch die Abweichung vom 45 Minuten-Takt sowie die Einführung eines Epochenunterrichts in dem sich die Schülerinnen und Schüler über eine bestimmte Zeit aus verschiedensten Blickwinkeln mit einem Thema befassen, ermöglicht.

Als zukunftsweisend bezeichnete die Ministerin in diesem Zusammenhang den Vorschlag des Philologenverbands, in der Oberstufe des Gymnasiums ein Seminarfach einzurichten. Ziel eines solchen Seminarfachs solle es sein, fächerübergreifendes und projektorientiertes Arbeiten sowie selbständiges Denken und Lernen zu fördern. Dabei müsse insbesondere für die Zusammenarbeit mit den Universitäten ausgebaut werden.

 

Dorothee Erpenstein
Pressesprecherin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus