25. November 1996

Kultusminister Zehetmair warnt vor allgemeiner Ausbildungskrise - Duale Berufsausbildung noch effizienter machen

Vor einer allgemeinen Ausbildungskrise hat Bayerns Kultusminister Hans Zehetmair gewarnt. Wie der Minister bei der Mitgliederversammlung der Handwerkskammer für München und Oberbayern am Montag in München erklärte, hätte ein weiterer dramatischer Abbau an Ausbildungsplätzen verheerende wirtschafts- und gesellschaftspolitische Folgen. Deshalb sei die größte bildungspolitische Herausforderung der nächsten Jahre, ein ausreichendes Ausbildungsangebot für alle ausbildungswilligen Schulabgänger zu schaffen. Zehetmair betonte, daß auch das Berufsbildungssystem entsprechend effizienter gestaltet werden müsse. Dabei sei das duale System nach wie vor vollzeitschulischen Ausbildungsplätzen vorzuziehen, da es am besten auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts reagiere. Dazu müsse die Abstimmung zwischen Berufsschule, Betrieb und überbetrieblicher Ausbildung verbessert werden, um etwa die doppelte Vermittlung von Lernstoff zu vermeiden. Auch die Ausbildungsordnungen sollten in dieser Hinsicht überarbeitet werden. Zehetmair dankte besonders dem Handwerk dafür, daß es einen großen Teil des Lehrstellenabbaus in anderen Wirtschaftszweigen ausgleiche, und appellierte an die Wirtschaft, in ihren Bemühungen um eine qualitativ hochwertige Berufsausbildung für möglichst viele junge Menschen nicht nachzulassen. Zehetmair: "Das Handwerk allein kann nicht der Retter in der Not sein."

Als problematisch bezeichnete der Minister die rund 7 Prozent eines Altersjahrgangs, die die allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluß verließen. Sie würden als erste beim Wettbewerb um Lehrstellen den kürzeren ziehen. Um die Situation dieser Gruppe zu verbessern, habe die Bayerische Staatsregierung in ihrem "Beschäftigungspakt Bayern" Maßnahmen vorgesehen, so zum Beispiel ein bedarfsgerechteres Angebot des Berufsvorbereitungsjahres und zusätzliche Mittel für Kurse, um den Hauptschulabschluß nachholen zu können. Dies alles könne jedoch nur das Problem lindern, nicht lösen. Hinzukommen müsse ein ausreichendes Ausbildungsangebot besonders in Ausbildungsberufen mit geringeren Anforderungen.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent