Pressemitteilung
Nr. 278 - 10. November 2000

Kultusministerin Hohlmeier: Berufliche Schulen Schrittmacher für Innovation

Die Rolle der beruflichen Schulen in Bayern als Vorreiter im Bereich der Schulentwicklung hat Kultusministerin Monika Hohlmeier beim Berufsbildungskongress in Bad Windsheim hervorgehoben. Oftmals seien grundlegende Neuerungen, die auch für andere Schularten relevant sind, an beruflichen Schulen erstmals erprobt worden. Dies betreffe vor allem die Verlagerung von Entscheidungskompetenzen an die Schulen. "Wir brauchen klare Qualitätsstandards. Aber innerhalb dieser Standards muss die Entwicklung dahin gehen, dass weniger Detailvorgaben von oben kommen und mehr eigenverantwortliches Entscheiden vor Ort ermöglicht wird", erklärte die Ministerin. Die Berufsschule stehe aufgrund des raschen Wandels beim Qualifikationsbedarf der Wirtschaft unter einem besonderen Innovationsdruck. Gleichzeitig sei jedoch die Bereitschaft, dies als Chance zu begreifen und sich der Herausforderung zu stellen, an dieser Schulart außerordentlich hoch. Gestaltungsfreiräume und Verantwortung seien bereits in vielen Bereichen von den übergeordneten Behörden an die Schulen verlagert worden. Als Beispiele nannte die Ministerin die Budgetierung und die eigenverantwortliche Entscheidungskompetenz der Schulen in wesentlichen Fragen der Pädagogik und Unterrichtsorganisation.

Auch beim Einstellungsverfahren sei die Mitwirkung der Schulen wesentlich erweitert worden. Die Berufsschulen hätten in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit erhalten, Lehrkräfte für neu zu besetzende Stellen selbst auszuwählen, und hätten dies mit großem Erfolg und äußerst positiver Resonanz praktiziert. Dieses Verfahren könne auch dazu beitragen, die Attraktivität des Lehrberufs an beruflichen Schulen zu erhöhen. Wie die Ministerin erklärte, seien vor allem in den Bereichen Metalltechnik, Elektrotechnik und Informationstechnik Maßnahmen zur Sicherung des Lehrernachwuchses notwendig. Man versuche hier, kurzfristig über Sondermaßnahmen Lehrkräfte zu gewinnen. Mittel- und langfristig werde man gezielt an den weiterführenden Schulen für das Lehramtsstudium werben und Umsteigewillige aus anderen Ingenieurstudiengängen und Absolventen der Fachhochschulen ansprechen. Ministerin Hohlmeier sicherte außerdem zu, sich dafür einzusetzen, dass die Bezüge der Referendare des beruflichen Lehramts erhöht werden, sobald der Bund die Länder dazu ermächtigt habe.

Die Sicherung und Verbesserung der Ausbildungsqualität steht für die Kultusministerin auch bei der Umstrukturierung der Berufsschulen als Kompetenzzentren im Mittelpunkt. "Die Zukunft der Berufsschule liegt in der fachlichen Schwerpunktbildung und Bündelung von Kompetenzen", erklärte Ministerin Hohlmeier. Stärkere fachliche Bündelung sichere nicht nur den Bestand der Berufsschulen einer Region, sondern trage zudem zur Optimierung teurer Ausstattungen und zur Stärkung der Fachkompetenz der Lehrkräfte bei. Die Ministerin versicherte, dass die Neuordnung der Berufsschullandschaft im offenen Dialog mit allen Beteiligten erfolgen werde, um konsensfähige Lösungen und einen fairen Ausgleich zwischen benachbarten Schulen herbeizuführen. Isolierte Entscheidungen der Schulaufsicht werde es nicht geben. Für die Umsetzung der Konzepte seien mehrere Jahre vorgesehen, damit sich Schulen und Sachaufwandsträger auf die neue Situation einstellen könnten.

Brigitte Waltenberger-Klimesch
Stellv. Pressesprecherin des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus