Nr. 67 - 25. März 1999

Zusammenarbeit Schule-Wirtschaft-Hochschule soll Kinder auf den internationalen Wettbewerb vorbereiten/ Kultusministerin Hohlmeier stellt Pilotprojekt für „Bildungspakt Bayern" vor

Kultusministerin Monika Hohlmeier gab am Donnerstag (25.3.99) den offiziellen Startschuss für ein Pilotprojekt zur Zusammenarbeit zwischen Schule, Wirtschaft und Hochschule, in dem fünf oberbayerische Gymnasien eng mit namhaften Unternehmen und Universitäten kooperieren. In einer Vielzahl von Gemeinschaftsprojekten sollen der Praxisbezug des schulischen Unterrichtsstoffs herausgestellt und das Qualitätsmanagement der Wirtschaft auf seine Übertragbarkeit auf den Schulbetrieb hin getestet werden. „Im wachsenden internationalen Wettbewerb muss die Schule noch stärker als bisher Flexibilität und Praxisorientierung fördern. Wir brauchen einen breiteren Austausch mit Unternehmen und Wissenschaft", erklärte die Ministerin bei der Vorstellung des Projekts in Burghausen. Die Partnerschaft, an der neben dem Initiator Wacker-Chemie GmbH die VIAG AG, Technische Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München und Kreissparkasse Altötting beteiligt sind, soll daher Modellcharakter für ganz Bayern haben.

Frau Hohlmeier bewertete das Projekt als Schrittmacher für die Qualitätsentwicklung am Gymnasium. „Die hier auf den Weg gebrachten Gemeinschaftsaktionen wie Lehrerfortbildung durch Unternehmensberater, Entwicklung von Bewertungsrastern für die Qualität des Unterrichts oder Konfliktgesprächstraining motivieren Schüler und Lehrkräfte und verbessern das Schulklima", betonte die Ministerin. „Das gibt der inneren Schulentwicklung wesentliche Impulse." Im direkten Kontakt mit Betrieb oder Hochschule erlernen die Schülerinnen und Schüler außerdem, Detailkenntnisse in Gesamtzusammenhänge zu stellen. Als vorbildlich bezeichnete Frau Hohlmeier das Engagement von Hochschulen und Wirtschaft. „Ohne die finanzielle Unterstützung und Einbringung von Fachleuten aus den Unternehmen wären viele Veranstaltungen kaum realisierbar", erklärte sie.

Die Ministerin will nun in allen Regierungsbezirken Betriebe und Hochschulen dafür gewinnen, in vergleichbaren Kooperationen die Verzahnung zwischen Unterricht und Praxisbezug zu stärken. Dabei dürfe die Zusammenarbeit nicht auf die Gymnasien beschränkt bleiben, sondern solle sich auch auf Hauptschule und Realschule erstrecken. „Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Lehrer- und Elternverbänden in einem „Bildungspakt Bayern" festzuschreiben. Schulische Bildung, die unsere Kinder fit macht für die Arbeitswelt und den globalen Wettbewerb, können wir nur erreichen, wenn diejenigen, die heute in der Praxis stehen, ihren Erfahrungsschatz aktiv einbringen. Hier stehen Staat, Unternehmen und Hochschulen gemeinsam in der Verantwortung", so Hohlmeier. Aufgabe des Staates sei es, den Schulen den notwendigen Freiraum zu geben, um individuelle Schwerpunkte setzen und Neuerungen erproben zu können. Kultusministerium und Schulaufsicht würden sich künftig weniger als Überwachungs- und Regulierungsorgane verstehen, sondern Beratung und Fortbildung stärker in Vordergrund stellen.

Im einzelnen beinhaltet der Modellversuch die Stärkung der mathematisch-naturwissenschaftlichen sowie der fremdsprachlichen Ausbildung durch Praktika in Unternehmen und Hospitationen in der Hochschule. Eltern mit mehrjähriger beruflicher Aus-landserfahrung führen Konversationskurse durch, andere bringen ihren Sachverstand in Erfinderkursen oder in eine Berufsberatung ein. Fachleute aus der Wirtschaft präsentieren anschaulich Berufsbilder oder stehen Schülerinnen und Schülern bei Facharbeiten beratend zur Seite. Professionelle Unternehmensberater bieten Schülern, Eltern und Lehrkräften Trainingskurse in Gesprächsführung, Konfliktmanagement und Präsentation an. Veranstaltungen wie das Internetprojekt „Hands on Universe" in Zusammenarbeit mit der TU München führen die Jugendlichen an wissenschaftlich astronomische Forschung heran. Zu dem Programm gehört auch der intensive Erfahrungsaustausch unter Lehrkräften sowie Training in modernen Unterrichtsformen. Das Projekt zur inneren Schulreform wird von Schulleitungen, Lehrkräften, Schüler und Eltern in gemeinsamer Verantwortung vorangetrieben. Die beteiligten Gymnasien stehen in enger Kooperation.

Dorothee Erpenstein
Pressesprecherin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus