Pressemitteilung

Nr. 61 – 18. März 1999

Kultusstaatssekretär Freller kündigt Erleichterung des Erwerbs der Fachhochschulreife für Meisterinnen und Meister an

Für Meisterinnen und Meister soll der Zugang zu einem Fachhochschulstudium erleichtert werden. Kultusstaatssekretär Karl Freller kündigte im Rahmen der Verleihung der Meisterpreise der Staatsregierung am 18. 3.1999 in der Industrie- und Handelskammer Aschaffenburg an, Bayern werde ab dem Jahr 2000 eine studienbezogene Fachhochschulreife für Meister einführen. Wer in dem Fach, in dem er die handwerkliche Abschlussprüfung absolviert hat, weiter studieren wolle, brauche künftig nur noch je eine schriftliche Prüfung in Deutsch sowie Mathematik oder Englisch und eine mündliche Prüfung über die Grundlagen des gewählten Studienganges ablegen. Damit ermögliche Bayern begabten und tüchtigen Meistern, Technikern und Fachwirten den Wechsel aus der beruflichen Bildung heraus an die Hochschule. Die bisherige Ergänzungsprüfung zum Erwerb der Fachhochschulreife für Meisterinnen und Meister werde so deutlich erleichtert, die Zahl der Prüfungsfächer halbiert. "Gerade in einer Zeit, in der lebenslanges Lernen zunehmend an Bedeutung gewinnt, muss qualifizierten Fachkräften auch der Weg an die Fachhochschule offenstehen. Die Entscheidung für eine berufliche Ausbildung ist in Bayern keine Sackgasse. Mit der studienbezogenen Fachhochschulreife wird die Durchlässigkeit unseres Bildungssystems deutlich gestärkt", betonte Freller.

Angesichts einer Halbwertszeit des berufsspezifischen Fachwissens von fünf Jahren komme der Fortbildung eine Schlüsselrolle zu, erklärte der Staatssekretär. Weiterbildung könne helfen, einen Strukturwandel zu verkraften, bei dem bereits heute rund 40% aller Fachkräfte nicht mehr in ihrem erlernten Beruf arbeiteten. Nach Schätzung von Fachleuten werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren allein in Deutschland 1 – 1,5 Mio. neue Arbeitsplätze im Bereich der neuen Informations- und Telekommunikationstechnologien entstehen. Bayern habe diese Herausforderung angenommen. Allein in den letzten drei Jahren seien 75 Ausbildungsordnungen und die dazugehörigen Lehrpläne für den Berufsschulunterricht novelliert und weitere 39 Ausbildungsordnungen und Lehrpläne für völlig neue Berufe erarbeitet worden. Telelearning und Telearbeit würden in Zukunft zum Alltag gehören. Schulen wie Fortbildungseinrichtungen seien gefordert, diesen Entwicklungsschritt mitzugehen. Im Rahmen des Modellversuchs MUT „Multimedia und Telekommunikation" würden Möglichkeiten einer zielgerichteten und didaktisch optimalen Nutzung von Multimedia- und Telekommunikationsangeboten im Schulalltag von Berufsschulen und Fachschulen erforscht und von ausgewählten Schulen praxisgerechte Materialien zur Nutzung der Neuen Medien entwickelt. Ein Schwerpunkt werde dabei auf das Telelearning gesetzt. Dabei entwickeln und organisieren die beiden am Modellversuch beteiligten Technikerschulen für ihre Schüler Onlinekurse. Damit ermögliche man beispielsweise Technikerschülern im Teilzeitunterricht, für sie interessante Wahlfächer zu belegen.

Freller zeichnete in Aschaffenburg die 40 besten Absolventen von Meisterprüfungen sowie von Fachschulen und Fachakademien mit dem Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung aus. Die ersten 10 Prozent des Prüfungsjahrganges erhalten 3 000 DM, die folgenden 10 Prozent 2 000 DM und weitere 10 Prozent 1 000 DM. Damit leistet Bayern einen Beitrag zur Aufwertung beruflicher Bildung. Finanziert wird die Auszeichnung mit Zinserträgen aus Privatisierungserlösen im Rahmen des Gesamtkonzepts „Offensive Zukunft Bayern".

Dorothee Erpenstein
Pressesprecherin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus