15. März 1997

Kultusminister Zehetmair bei der 50-Jahr-Feier der Katholischen Erziehergemeinschaft in Regensburg: ?Werteerziehung wichtiger denn je?

Den hohen Stellenwert der Werteerziehung in den Schulen hat Kultusminister Hans Zehetmair unterstrichen. Bei der 50-Jahr-Feier der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG) am Samstag in Regensburg betonte der Minister, gerade in der heutigen Zeit sei nicht nur funktionale, sondern auch personale Bildung gefragt. So verständlich die Forderung besonders seitens der Wirtschaft sei, junge Menschen so auszubilden, daß sie produktiv im Wirtschaftsprozeß ihren Platz finden könnten, so sei eine humane Bildung, wie sie die Bayerische Verfassung vorschreibe, ohne die Vermittlung von personalen Kompetenzen nicht vollständig. Die Erkenntnis, daß hinter jeder Erziehung ein Menschenbild stehen muß, ziehe sich wie ein roter Faden auch durch die 50jährige Geschichte der KEG. Hier habe der Verband in den letzten Jahrzehnten auch immer wesentliche Impulse gesetzt, wenn es um den Stellenwert von christlicher Wertorientierung in den Schulen ging.

Zehetmair wies darauf hin, daß mit dem derzeitigen Rückgang im Wertebewußtsein der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen nicht leichter geworden sei. Bedingt sei dieser Rückgang vor allem durch den gegenwärtigen weltanschaulichen Pluralismus, durch hohe Arbeitslosigkeit und soziale Veränderungen sowie durch die schwindende Erziehungskraft der Familien, aber auch durch den dramatisch gestiegenen Einfluß der Medien, besonders der elektronischen. Diese bestimmten nicht nur das wirtschaftliche Leben, sondern hätten mittlerweile auch die Kinderzimmer erobert und seien prägende Miterzieher geworden. Dabei werde jedoch kaum die Verantwortung für oft fragwürdige Beiträge übernommen. Entwicklungen wie vermehrte Gewaltdarstellungen oder die Verwilderung der sprachlichen Gestaltung in einschlägigen Kinder- und Jugendsendungen des Fernsehens bezeichnete der Minister als "geistige Umweltverschmutzung". Die Lehrkräfte forderte Zehetmair auf, Werteerziehung in jedem Unterrichtsfach obenan zu setzen. Das gesamte Kollegium einer Schule sei aufgefordert, sich um Verbindungen zwischen den Fächern wie auch um eine gemeinsame erzieherische Grundlinie zu bemühen. Der Lehrer dürfe nicht vergessen, daß er als Vorbild in seinem allgemeinen Verhalten ebenso wie in seinen persönlichen und in seinen fachlichen Interessen wirke. Wenn er auch kein "weltanschauliches Neutrum" sei, so dürfe er aber auch nicht die Welt einseitig interpretieren bzw. indoktrinieren: "Jeder Lehrer ist Kraft seines Amtseids an die Vereinbarkeit seiner Überzeugungen mit den obersten Bildungszielen der Bayerischen Verfassung gebunden."

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent