18. März 1996

Kultus-Staatssekretärin Monika Hohlmeier plädiert für Innovation in der beruflichen Bildung

Bayern will die berufliche Bildung an neue Erfordernisse anpassen. Wie Kultus-Staatssekretärin Monika Hohlmeier bei der Fachtagung der Akademie der Bayerischen Wirtschaft am Montag in Seeon erklärte, sei das duale System der Berufsausbildung in seiner Substanz tragfähig, eine Neuordnung der Ausbildungsberufe, die mit den Entwicklungen in Wirtschaft und Technik Schritt hält, sei aber unabdingbar. Notwendig sei auch eine Differenzierung der beruflichen Bildung in den Anforderungen. Hohlmeier: "Wir brauchen Zusatzangebote für leistungsstärkere Jugendliche und leistungsadäquate Ausbildungsgänge für lernschwächere Jugendliche, damit sie eine arbeitsmarktverwertbare Berufsausbildung aufnehmen und erfolgreich abschließen können."

Zukunftsentscheidend sei eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen Betrieb und Berufsschule. In der Berufsschule könne es nicht darum gehen, die betriebliche Praxis zu simulieren. Die Berufsschule müsse vielmehr in Abstimmung mit der betrieblichen Ausbildung ihre Ziele, Inhalte und Methoden lernortspezifisch weiterentwickeln. Das Kultusministerium fördere den Innovationsprozeß in diesem Bereich durch eine Vielzahl von Modellversuchen. Im Modellversuch "Fächerübergreifender Unterricht" erprobe man in der Berufsschule, wie fachliches und überfachliches Lernen ins Gleichgewicht gebracht werden können. Die herkömmliche Fächerstruktur werde dabei zeitweise zu Gunsten von fächerübergreifendem handlungsorientiertem Lernen im Team aufgelöst. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Ausweitung des Fremdsprachenunterrichts in der Berufsschule. Bis zum Jahr 2000 werde Bayern Englisch als Pflichtfach in allen Ausbildungsberufen einführen, in denen Fremdsprachenkenntnisse zur Berufsqualifizierung gehören. 53 Berufsschulen nehmen derzeit am Modellversuch "Fremdsprachenpflichtunterricht in der Berufsschule" teil. In Vorbereitung seien weitere Modellversuche zur Verbesserung der Kooperation zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb und zum Multimedia-Einsatz im Unterricht. Um die Anwendungsorientierung und die Praxisnähe des Unterrichts zu verbessern, hätten seit 1994 30 % der Berufsschullehrer an mehrwöchigen Betriebspraktika teilgenommen.

Das duale System der Berufsausbildung, so Hohlmeier, stehe und falle jedoch mit der Bereitstellung von genügend Ausbildungsplätzen durch die Wirtschaft.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent