Pressemitteilung
Nr. 71 - 20. März 2000

Kultusministerin Monika Hohlmeier und dänische Kultusministerin Margrethe Vestager planen institutionalisierten Erfahrungsaustausch in der Schulentwicklung

Kultusministerin Monika Hohlmeier und die dänische Kultusministerin Margrethe Vestager planen einen institutionalisierten Erfahrungsaustausch in Fragen der Schulentwicklung. Kultusministerin Hohlmeier besuchte Dänemark mit dem Ziel, sich einen Eindruck von den in Dänemark traditionell besonders intensiven Kooperationsformen zwischen Schule und Elternhaus sowie den positiven und negativen Erfahrungen Dänemarks mit autonomen Schulstrukturen zu verschaffen. Außerdem informierte sich die Ministerin über Maßnahmen zur Gewaltprävention und über die von Dänemark geplanten Konsequenzen aus der internationalen TIMS-Studie. Auf dem Programm standen Gespräche im Ministerium, mit der dänischen Elternvereinigung und der Lehrergewerkschaft, sowie Visitationen verschiedener schulischer Einrichtungen in Kopenhagen und Arhus. „Die Schulstrukturen beider Länder sind historisch und geographisch bedingt völlig unterschiedlich gewachsen, die einzelnen Elemente sind daher kaum miteinander vergleichbar. Aber gerade die unterschiedlichen Erfahrungen können wertvolle Anregungen für die zukunftsorientierte Weiterentwicklung geben", bilanzierte Ministerin Hohlmeier am Montag in München.

Ein Austausch zwischen beiden Ländern erscheint nach Einschätzung der Ministerin gewinnbringend, weil sie ihre Erfahrungen aus vollständig andersartigen Schulwesen beziehen. Bayern verfügt über historisch gewachsene Verantwortungsebenen vom Staat bis hin zu den einzelnen Schulen. In Dänemark besteht Autonomie von Kommunen, Schulen und Elternschaft. Selbst Lehrpläne umfassen nur wenige Bildungszielvorgaben. Um eine bessere Vergleichbarkeit von Abschlüssen und Standards zu gewährleisten, beabsichtigt das dänische Schulministerium nun, die zentralen Leitlinien für einige schulische Bereiche wieder zu verstärken und die zentral gesteuerte Lehrerfortbildung für die Qualitätssteigerung im Unterricht zu intensivieren. „Bei uns läuft die Entwicklung exakt in die andere Richtung", konstatierte Kultusministerin Hohlmeier. „Wir suchen nach einem neuen Gleichgewicht zwischen zentralen Vorgaben zur Qualitätssicherung und Stärkung der Verantwortung der einzelnen Schule, um regionalen Gegebenheiten Rechnung tragen zu können und den Schulen Gestaltungsmöglichkeiten im Sinne von „Lebensraumschule" zu eröffnen. Gerade die unterschiedlichen Ausgangspositionen und Erfahrungen beider Länder können einen fruchtbaren Dialog ermöglichen." Für Bayern seien die positiven und negativen Erfahrungen mit einem autonomisierten Schulwesen von Interesse. Dänemark diskutiere zunehmend über die Formulierung von Qualitätsstandards in Bezug auf die Sicherung hochwertiger Abschlüsse und der Unterrichtsqualität, lehne jedoch ebenso wie Bayern ein School-Ranking ab.

Eine Arbeitsgruppe wird nun die Themen spezifizieren, die in den Gedankenaustausch aufgenommen werden sollen. Erste Bereiche haben sich bereits jetzt abgezeichnet. Im Mittelpunkt werden voraussichtlich Fragen der inneren Schulentwicklung stehen, wie z. B. die Kooperation zwischen Schule und Eltern. Seit einigen Jahren sammelt Dänemark Erfahrungen mit umfangreichen Entscheidungsbefugnissen sogenannter „School-Boards", die mehrheitlich mit Eltern besetzt sind. Als weitere Themen kommen die Zusammenarbeit mit Kommunen und Wirtschaft sowie die Kooperation zwischen Schule, Sozialeinrichtungen und Polizei zur Begleitung kriminell gewordener Kinder in Betracht. Konstruktiv könnten außerdem gemeinsame Überlegungen im Bereich der Lehrerfortbildung sowie der Entwicklung von Qualitätstandards für Unterricht und Schule sein. „Dänemark und Bayern wollen sich in Fragen der Schulentwicklung und der Formulierung zukunftsorientierter Bildungsziele gegenseitig ergänzen und von den jeweils unterschiedlichen Erfahrungen des jeweils anderen Landes profitieren", erklärte Hohlmeier.

Dorothee Erpenstein
Pressesprecherin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus