Pressemitteilung

Nr. 86 – 3. Mai 1999

Kultusstaatssekretär Karl Freller fordert stärkere Betonung der Werteerziehung an den bayerischen Schulen

Eine stärkere Betonung der Werteerziehung forderte Kultusstaatssekretär Karl Freller am Montag in Neuhaus am Inn bei der Eröffnungsveranstaltung zur Woche der Werteorientierung der Realschule für Mädchen und Knaben der Maria-Ward-Schulstiftung. „Die Zukunftsfähigkeit unseres Landes hängt nicht nur von Qualifikationen und Kompetenzen der heranwachsenden Generation ab, sondern ganz wesentlich auch von gemeinsamen Wertüberzeugungen und allgemein anerkannten Verhaltensnormen", betonte Freller. Fortschreitende Individualisierungsprozesse in der Gesellschaft gefährdeten die gemeinsame Basis des Gemeinwesens und führten immer mehr zu einer Verunsicherung der Jugend. Aufbauend auf den in den Lehrplänen verankerten Erziehungszielen müssten gerade Aspekte wie Verantwortungsgefühl, soziales Miteinander und die Achtung der Würde des Menschen deutlich in den Mittelpunkt des schulischen Erziehungsauftrags gestellt werden.

Die Schulen seien neben den Eltern die wichtigste Erziehungsinstanz in der Gesellschaft. „Der Staat ist zwar zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet, aber ganz und gar nicht zur Wertneutralität", unterstrich Staatsekretär Freller. „Der Rückzug in die moralische Unverbindlichkeit ist keine Hilfe zur Selbstgewissheit und Selbstverantwortung des jungen Menschen. Wer Selbstverantwortung und soziale Verantwortlichkeit erreichen will, darf sich um Orientierung nicht herumdrücken."

Werteerziehung dürfe in unseren Schulen kein Zufallsprodukt, sondern müsse ein bewusst geplantes pädagogisches Programm sein. Dies setze beim Erziehenden ein Persönlichkeitsbild voraus, das an klaren sittlichen Werten und Normen orientiert ist. Deshalb müsse Werteerziehung einen festen Platz in der Lehrerausbildung haben. Freller forderte auch die Schulleiter auf, die Frage der Werteerziehung in den Kollegien noch stärker zu thematisieren, sie zum Gegenstand von Sitzungen und pädagogischen Konferenzen zu machen.

Dorothee Erpenstein
Pressesprecherin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus