15. Mai 1998

Ab dem nächsten Schuljahr: Verbesserungen im Mathematikunterricht

Bayern beginnt im nächsten Schuljahr mit konkreten Verbesserungen im Bereich des Mathematikunterrichts. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Freitag in München mitteilte, habe die von ihm als Reaktion auf die TIMS-Studie eingesetzte Projektgruppe zur Verbesserung des Mathematikunterrichts ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das im Rahmen einer konzertierten Aktion im Schuljahr 1998/99 umgesetzt werden soll und schon im Oktober alle Schulen im Rahmen der Lehrerfortbildung erreichen wird. Für ein Hochtechnologieland wie Bayern sei es im Interesse der Zukunftssicherung notwendig, in der Mathematik, der Basissprache der Naturwissenschaften und der Technik, den Anschluss der Schüler an internationales Spitzenniveau zu sichern; mit der Spitzenstellung im Ländervergleich der Bundesrepublik Deutschland sei man nicht zufrieden.

Zehetmair betonte, dass in Bayern Defizite weniger bezüglich der Lerninhalte, sondern vor allem hinsichtlich der Art der Stoffvermittlung bestünden. Daher werde man zum einen die Umsetzung der nach wie grundlegenden Prinzipien für einen erfolgreichen Mathematikunterricht intensivieren; hier seien vor allem kumulativ-aufbauendes Lernen, systematisches Wiederholen und Vertiefen, flexible Methodenwahl sowie anspruchsvolles Üben und Lernen aus Fehlern zu nennen. Ziel müsse aber insbesondere eine neue Schwerpunktsetzung in der Aufgabenstellung sein: Der Sicherung von Grundwissen und der Übung im Lösen nicht schematisierter Problemstellungen müsse deutlich erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet werden als bisher; dies werde letztlich die Lernmittel und die zentralen Abschlussprüfungen beeinflussen. Der Minister kündigte an, dass diese Themen künftig verstärkt in die Lehrerausbildung Eingang finden werden. Schwerpunkte der hochschuldidaktischen Forschung würden an den Universitäten Augsburg und Bayreuth gesetzt.

Die Schlüsselstellung der Mathematik solle neben Verbesserungen im Bereich der Didaktik auch durch strukturelle Maßnahmen zum Ausdruck kommen. In der gymnasialen Oberstufe werde Bayern zunächst die durchgehende Belegverpflichtung für Mathematik um die durchgehende Einbringungsverpflichtung ergänzen. Die verpflichtende Abiturprüfung in Mathematik für alle Schüler solle in naher Zukunft folgen. Auf eine Stärkung der Mathematik würden auch neue Stundentafeln und Lehrpläne abzielen, die schon ab September in Schulversuchen erprobt werden sollen. Weiter werde zu Beginn der Jahrgangsstufe 7 (Hauptschule und Schulversuch sechsstufige Realschule) bzw. 9 (vierstufige Realschule und Gymnasium) eine jährliche externe Evaluation in Form eines zentralen Tests Aufschluss über den mathematischen Kenntnisstand der Schüler geben und damit eine wertvolle Orientierungshilfe für die weitere Arbeit des einzelnen Schülers, des betroffenen Lehrers oder auch einer ganzen Fachschaft liefern. Notwendig sei hierzu allerdings auch die verstärkte Kooperation der Lehrkräfte einer Schule.

Der im Schuljahr 1998/99 erstmals stattfindende Landeswettbewerb Mathematik für die Jahrgangsstufen 5 mit 10 an Gymnasien und Realschulen schaffe eine zusätzliche Möglichkeit, Schüler für Mathematik zu interessieren und Begabungen zu fördern. Die externe Evaluation und der Landeswettbewerb seien nicht zuletzt auch neue Möglichkeiten zur Profilierung einer Schule im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Für herausragende Leistungen - sei es im mathematisch-naturwissenschaftlichen oder einem anderen Bereich - werde es künftig auch monetäre Anreize geben: gedacht sei an zusätzliche finanzielle Mittel oder auch Wahlunterrichtsstundenbudgets für die Schule und die bereits beschlossenen leistungsbezogenen Bezügebestandteile für Lehrkräfte. Zehetmair: "Ihre volle Wirkung werden diese Maßnahmen nur entfalten, wenn der Stellenwert von Schule, Erziehung und Leistung sowie die Bemühungen um einen Qualitätssprung im Fach Mathematik in der Gesellschaft einen breiten Rückhalt finden."

 

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent