Neue Handreichung für Bayerns Volksschulen: Interkulturelles Lernen durch Projekte
Mit einer neuen Handreichung will das Kultusministerium die bayerischen Volksschulen zu Projektunterricht im Bereich des interkulturellen Lernens anregen. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Mittwoch in München erklärte, rücke die neue Handreichung einen methodischen Ansatz in den Mittelpunkt, der besonders geeignet erscheint, auf Schwierigkeiten, die sich aus dem Miteinander von Schülern unterschiedlicher Muttersprache und Kultur ergeben, nicht nur zu reagieren. Beim Projektunterricht erweise sich Unterschiedlichkeit und Fremdheit der Kinder nicht als Schwierigkeit, sondern als Bereicherung. Offensichtlich gewordener Fremdenhaß und Ausländerfeindlichkeit, aber auch der europäische Einigungsprozeß, so Zehetmair, hätten die Notwendigkeit interkulturellen Lernens deutlich gemacht. Zehetmair: "Schule kann nicht unmittelbar die Probleme der Gesellschaft lösen, darf sich aber sozialer Mitverantwortung nicht entziehen und muß zu Integration und Verständigung zwischen Deutschen und Ausländern beitragen." Interkulturelles Lernen habe in Bayern inzwischen in vielfältiger Form Eingang in den schulischen Unterricht gefunden. Zehetmair kündigte an, daß die neuen Lehrpläne interkulturelle Gesichtspunkte noch stärker berücksichtigen werden. Bereits 1992 und 1994 seien unter dem Titel "Miteinander und voneinander Lernen" zwei auch jenseits der Landesgrenzen vielbeachtete Handreichungen für den interkulturellen Unterricht mit Materialien für die bayerischen Grund- und Hauptschulen erschienen. Die neue Publikation ergänze diese Reihe nun durch Anregungen und Materialien für interkulturelles Lernen durch Projekte.
Die Palette der vorgestellten Projekte reiche von der Entwicklung eines zweisprachigen ABC-Buches über die Vorbereitung und Durchführung von Schul- und Klassenfesten bis hin zum Erarbeiten von Gedichten oder zur Herstellung von Videos, in denen interkulturelle Themen behandelt werden. Lernspiele oder kulinarisch orientierte Projekte betonen dabei eher die heiteren Seiten des Zusammenlebens. Durch Projekte wie "Ein Blick auf das ehemalige Jugoslawien" oder eine Aussstellung zum Thema "Gewalt - Nicht mit uns!" werde deutlich, daß die ernsten Seiten nicht ausgespart bleiben. Insgesamt enthalte die Handreichung praxisnahe Anregungen und Materialien zu fast 50 Projekten, die verschiedene bayerische Schulen durchgeführt haben. Die unterrichtliche Verwendbarkeit der Handreichung werde dadurch erhöht, daß Materialien auch in anderen Muttersprachen, vor allem Türkisch, angeboten werden.