3. Mai 1996

"MEDIENZEIT" - Kultusminister Zehetmair stellt neues Gesamtkonzept zur Medienerziehung in Bayern vor

Ein neues Gesamtkonzept zur Medienerziehung in Bayern hat Kultusminister Hans Zehetmair am Freitag vorgestellt. Wie der Minister vor Journalisten in München erklärte, setze das Konzept unter dem Titel "Medienzeit" neue Akzente in der Medienerziehung. Es solle nicht nur den Schulen, sondern allen am Bildungsprozeß beteiligten Einrichtungen und Personen sowie den Eltern Hilfestellung leisten, um eine zeitgemäße und wirkungsvolle Medienpädagogik zu betreiben. Zehetmair wies darauf hin, daß Bayern als erstes Land vor acht Jahren ein "Gesamtkonzept für die Medienerziehung in der Schule" vorgelegt habe, mittlerweile die Medienlandschaft jedoch stark verändert sei. Die zunehmende Präsenz und Einflußnahme der Medien in der Gesellschaft machten eine Ausdehnung und Intensivierung der Medienerziehung erforderlich. "Wir wollen den jungen Menschen Medienkompetenz vermitteln und sie zur Medienmündigkeit führen", umschrieb der Minister das übergeordnete Ziel des neuen Gesamtkonzepts. Aufgebaut ist es als Sammelwerk, das in einzelnen, aufeinander aufbauenden Heften, sogenannten Bausteinen, verschiedene medienpädagogische Themen behandelt. Neben einem "Einführungsbaustein" setzt sich die Reihe "Medienzeit" aus "Basisbausteinen", die medienpädagogisches Hintergrundwissen vermitteln, und "Praxisbausteinen", die Unterrichtsmodelle und Projekte skizzieren, zusammen. Alle Schulen in Bayern werden die sie betreffenden Bausteine erhalten.

Zehetmair betonte, daß seit dem ersten Gesamtkonzept von 1988 für die Schulen einiges im Bereich Medienerziehung hinzugekommen sei. So wurde dieses Thema inzwischen in der Lehrerbildung verankert, es ist außerdem als fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel fester Bestandteil des Unterrichts an allen Schularten. Der Minister wies darauf hin, daß auch im Bericht "Jugend und Gewalt" der Staatsregierung von 1994 eine Weiterentwicklung der Medienpädagogik als präventive Maßnahme gegen die zunehmende Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen propagiert wurde. Im Mai vergangenen Jahres habe zudem die Ständige Konferenz der Kultusminister eine Erklärung zur Medienpädagogik abgegeben, der ein Orientierungsrahmen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung vorausging mit Empfehlungen zu verstärkter Medienerziehung in der Schule. In allen Erklärungen und Beschlüssen sei aber auch deutlich formuliert, daß Medienerziehung als Gemeinschaftsaufgabe zu sehen sei, die von allen gesellschaftlichen Kräften und Gruppen getragen werden muß, von den Eltern, die die wichtigste Rolle spielen, über Kindergarten und Schule, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung bis hin zur Anbieterseite. Zehetmair verwies auf den Modellversuch "Integrative Medienerziehung in der Hauptschule", der seit September 1994 an der Ernst-Penzoldt-Hauptschule in Erlangen durchgeführt werde. Dabei werde vor allem die Frage untersucht, wie Medienerziehung so in den Schul- und Unterrichtsalltag der Hauptschule integriert werden kann, daß sie auch zur Minderung der medienbedingten Gewaltbereitschaft beitrage. Der Versuch stehe unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dieter Spanhel von der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg und laufe noch bis 1998.

Bisher liegen aus der Reihe "Medienzeit" zehn Einzelhefte vor. Der "Einführungsbaustein" gibt einen Überblick über die gegenwärtige Mediensituation, die Ziele der Medienerziehung, das Medienangebot und die Nutzung durch Kinder und Jugendliche. Als erste "Basisbausteine" sind Hefte zu folgenden Themen erschienen:

In der Reihe der "Praxisbausteine" liegen bisher folgende Themenhefte vor: Die Reihe "MEDIENZEIT" erscheint im Verlag Ludwig Auer Donauwörth. Die einzelnen Bausteine können im Buchhandel oder direkt vom Verlag bezogen werden.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent