18. Juni 1997

Erstmals liegt eine Untersuchung über die neue Rechtschreibung in der Praxis vor: Hohe Akzeptanz an den Schulen - "Probleme liegen im Promillebereich"

Das Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung in München hat jetzt erstmals eine Untersuchung vorgelegt, die sich mit den Auswirkungen der neuen Rechtschreibung in der Praxis beschäftigt. Wie Kultusminister Zehetmair am Mittwoch in München erklärte, zeigt die Auswertung einer umfangreichen Stichprobe von mehr als 500 Schüleraufsätzen aus allen Jahrgangsstufen des Gymnasiums durchaus bemerkenswerte Ergebnisse.

So wird die Neuregelung von den Schülern bereits recht sicher angewandt. Überholte Schreibungen spielen nur eine geringe Rolle. Änderungen im Bereich der in der Öffentlichkeit besonders heftig diskutierten Getrennt- und Zusammenschreibung betreffen nur 0,03 Prozent der rund 350000 ausgewerteten Schreibungen. Der Anteil schwieriger Einzelfälle, die von den Gegnern der Neuregelung mit z.T. unzutreffenden Beispielen problematisiert wurden, dürfte nochmals um 1 - 2 Kommastellen niedriger sein, also Bruchteile von Promille betragen.

Aufgrund der Auswertung wurde die Frage, ob die Neuregelung das Erlernen und Anwenden der Rechtschreibung erleichtere, von den an der Auswertung beteiligten Seminarlehrern für Deutsch 19 mal positiv und nur einmal eher negativ beantwortet.

Die Untersuchung, so der Minister, korrigiere die in der öffentlichen Diskussion entworfenen Horrorszenarien in sehr aufschlußreicher Weise und bestätige die Erfahrungen, die auch aus anderen Ländern berichtet würden. Niemand könne jetzt mehr so tun, als ob mit der Neuregelung der Rechtschreibung in den Schulen das Chaos ausgebrochen sei. Bereits in der Vergangenheit habe man gezeigt, daß die Neuregelung - entgegen allen Unkenrufen - der Sprache Goethes und anderer deutscher Klassiker, auf die sich insbesondere Schriftsteller gerne beriefen, in manchem näher komme als der bisher geltende Wust von Regelungen. Nun werde deutlich, daß auch die Umsetzung in den Schulen dank der engagierten Arbeit der Deutschlehrer ganz unaufgeregt und ohne Probleme vorangehe.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent