Pressemitteilung
Nr. 148 - 7. Juli 1999

Kultusministerin Hohlmeier und Präsident der Industrie- und Handelskammer
Claus Hipp vereinbaren Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Hauptschule und Wirtschaft/ Weiterer Baustein für den „Bildungspakt Bayern"/ Bayerische IHK-Kammern unterstützen Reform der Hauptschule und sechsstufige Realschule

Kultusministerin Monika Hohlmeier und der Präsident der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern Dr. Claus Hipp wollen die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft intensivieren. Bereits ab dem kommenden Schuljahr sollen Mitgliedsunternehmen der größten deutschen Wirtschaftskammer im direkten Kontakt mit den Schuleiterinnen und
-leitern neue Projekte für einen lebhaften, praxisnahen Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen Schulklassen, Führungskräften, Lehrern und Auszubildenden starten. „Mit einer verbesserten Koordination zwischen betrieblicher Wirklichkeit und dem Fach Arbeitslehre wollen wir insbesondere die Praxis- und Berufsorientierung unserer Hauptschulen weiter stärken", erläuterte die Ministerin im Anschluss an ein Gespräch mit dem Präsidenten am Mittwoch im Kultusministerium. Handwerk und Dienstleistungsbereich, in denen der Großteil der von Hauptschulabsolventen angestrebten Berufsfelder lägen, würden zunehmend von Technisierung und Internationalisierung der Wirtschaft betroffen. Um die Praxisnähe zu erhalten, sei ein ständiger Austausch zwischen Schule und Betrieb erforderlich. Hipp unterstrich die Bereitschaft der Wirtschaft zu einer weiteren Verzahnung zwischen Unterricht und Praxis: „Nur wenn Schüler und Lehrkräfte genaue Vorstellungen von dem haben, was den Jugendlichen im Arbeitsleben in den unterschiedlichen Berufsfeldern abverlangt wird, kann Schule eine ihrer wesentlichen Aufgaben, nämlich die jungen Menschen auf das Berufsleben vorzubereiten, erfüllen. Von qualifizierten Schulabgängern profitieren auch die Unternehmen."

Geplant ist, künftigen Schulabgängern durch junge Führungskräfte aus allen Branchen der Wirtschaft einen Einblick in mögliche Arbeitsfelder in Büro und Produktion zu geben und ihnen umgekehrt das Anforderungsprofil an Auszubildende zu vermitteln. Unternehmer stellen sich für ein Unterrichtsgespräch zur Verfügung, auf das ein Kontaktlehrer die Klasse zuvor vorbereitet, um einen fruchtbaren Dialog zu gewährleisten. An allen Veranstaltungen soll nach Möglichkeit auch ein Auszubildender des jeweiligen Betriebs teilnehmen, um den Schülerinnen und Schülern Eindrücke aus allererster Erfahrung schildern zu können. Im Anschluss sind Gegenbesuche der Schüler und Lehrer in der Firma vorgesehen. Lehrkräfte sollen die Möglichkeit erhalten, sich im Betrieb über die neuesten Entwicklungen zu informieren. Denkbar wäre außerdem eine Unterstützung der Wirtschaftsvertreter beim Projektunterricht oder Heranführung der Jugendlichen an Themen wie „Marktsituationen", „Eigenkapitalbildung", „Verdienstmöglichkeiten" oder „Umweltaktivitäten". Kultusministerin Hohlmeier bezeichnete die Kooperation als weiteren Baustein für einen „Bildungspakt Bayern" mit dem Ziel, für die zukunftsorientierte Weiterentwicklung schulischer Bildung die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Lehrer- und Elternverbänden festzuschreiben. Ein Pilotprojekt zum Bildungspakt hatte die Ministerin bereits im März mit einem Kooperationsmodell zwischen oberbayerischen Gymnasien, Unternehmen und den Münchner Universitäten vorgestellt.

Hipp begrüßte die auf den Weg gebrachten Schulreformen mit der Einführung von Praxisklassen an der Hauptschule für Jugendliche mit erheblichen Lerndefiziten. „In den Betrieben wird es trotz der technologischen Entwicklung und der daraus resultierenden Veränderungen für die Fertigungs- und Organisationstrukturen auch in Zukunft Arbeitsplätze geben, bei denen schulische Leistungen nicht dieselbe Bedeutung haben wie praktische Fähigkeiten. Die anvisierten Praxisklassen können den erforderlichen Kontakt zwischen diesen jungen Menschen und Betrieben am Ort schaffen." Die neuen Mittlere-Reife-Züge der Hauptschule könnten Hauptschülerinnen und –schülern die Erlangung eines mittleren Schulabschlusses ermöglichen, der von einer ausgeprägten Berufsorientierung bestimmt sei und daher eine hohe Akzeptanz in der Wirtschaft finden werde. Kindern, deren Begabungen eine Ausbildung mit einem höheren theoretischen Anteil an der Realschule besser entspreche, komme dagegen die Entscheidung für die sechsstufige Realschule zugute. „Eine um zwei Jahre verlängerte gezielte Förderung in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik findet die Zustimmung der Wirtschaft", erklärte Hipp.

 

Dorothee Erpenstein
Pressesprecherin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus