18. Juli 1996

Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg wiedereröffnet - Kultusminister Zehetmair: "Pflege lebendigen Geists und kulturelle Brücke"

Nach eineinhalbjähriger Umbauzeit ist das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg am Donnerstag wiedereröffnet worden. Mit Gesamtkosten von rund 2,5 Mio DM, die sich der Freistaat Bayern, die Kommune, der Bund, die Bayerische Landesstiftung und der Verein "Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg" teilen, wurden der Dachstuhl des ehemaligen Amtsgerichtsgebäudes zum Depot ausgebaut und die Ausstellungsräume grundlegend neugestaltet. Kultusminister Hans Zehetmair erinnerte bei der Festveranstaltung zur Wiedereröffnung in Sulzbach-Rosenberg daran, daß das Archivieren von Schrifttum nach wie vor eine zukunftsgerichtete Aufgabe sei: "Gerade im Zeitalter der Datenhighways ist das Sammeln und Konservieren von Originalen lebendige Kulturpflege." Zudem schlage das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg eine kulturelle Brücke zu den Nachbarländern im Osten. Zusammen mit dem Institut für Slavistik der Universität Regensburg, dem Adalbert-Stifter-Verein und der Robert-Bosch-Stiftung betreibe es Kontaktpflege zu tschechischen, polnischen, slovakischen und neuerdings auch rumäniendeutschen Autoren. Auch Tagungen und Seminare, Ausstellungen und Fortbildungsveranstaltungen habe das Archiv im Programm.

Das international bekannte Archiv war 1976 von dem Autor, Verleger und Herausgeber Professor Walter Höllerer initiiert worden, der zusammen mit Hans Bender 1954 die Zeitschrift "Akzente", die wohl traditionsreichste deutsche Literaturzeitschrift nach 1945, begründet hatte. Im Jahr 1977 kam es zur Eröffnung des Literaturarchivs, in dem nahezu alle namhaften deutschsprachigen Autorinnen und Autoren vertreten sind. Kernstück des Literaturarchivs ist die gesamte "Akzente"-Korrespondenz, mittlerweile über 40.000 Schriftstücke, eine Schenkung von Walter Höllerer an den Freistaat Bayern. Daneben enthält das Archiv Werkmanuskripte, Bücher, Plakate, Filme, Fotos und Tonbänder zum Thema Literatur. Prominente Objekte des Literaturarchivs sind u. a. das Typoskript der Pariser Erstfassung der "Blechtrommel" von Günter Grass, neuerdings auch ein Teil des Werkes von Ernst Jünger sowie Briefwechsel von Hilde Domin.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent