9. Juli 1996

Kultusminister Zehetmair für Beibehaltung des Einschulungsalters bei sechs Jahren - Bayern hat im Bundesvergleich am wenigsten Zurückstellungen und am meisten vorzeitige Einschulungen

Für eine Beibehaltung des Einschulungsalters bei sechs Jahren hat sich Bayerns Kultusminister Zehetmair ausgesprochen. In der Debatte um die insgesamt langen Ausbildungszeiten werde leicht vergessen, daß die Kinder auch ein Recht auf ihre Kindheit hätten, betonte der Minister am Dienstag in München. Weder die Eltern noch gar die Kinder selbst hätten es mit der Einschulung so eilig wie manche Bildungspolitiker. Gleichzeitig appellierte Zehetmair aber auch an die Eltern, nicht ohne triftigen Grund eine Zurückstellung für ihre Kinder anzustreben. Derzeit liege das Einschulungsalter in Bayern wie in anderen Teilen Deutschlands "eher bei sieben als bei sechs Jahren", wodurch in vielen Fällen wertvolle Zeit verschenkt werde. "Ein normal entwickeltes Kind ist mit sechs Jahren reif für den Schulbesuch und es lernt gerade in diesem Alter besonders leicht", erklärte der Minister. Derzeit befasse sich eine Arbeitsgruppe der Kultusministerkonferenz mit dem Einschulungsverfahren.

Zehetmair hob hervor, daß die in Bayern gültige Regelung für die Einschulung ein hohes Maß an Flexibilität erlaube.Die Volksschulpflicht beginnt auf der Grundlage des Hamburger Abkommens von 1964 für alle Kinder, die am 30. Juni eines Jahres mindestens sechs Jahre alt sind, am 1. August desselben Jahres. Wegen der unterschiedlichen geistigen und körperlichen Entwicklung kann zusätzlich eine vorzeitige Schulaufnahme oder eine Zurückstellung in Betracht gezogen werden. Vorzeitig können in die Grundschule Kinder aufgenommen werden, die im Jahr der Schulaufnahme zwischen dem 1. Juli und dem 31. Dezember sechs Jahre alt werden und aufgrund ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung voraussichtlich mit Erfolg am Unterricht teilnehmen können. Diese Möglichkeit werde in Bayern gut angenommen. Bayern hat im Bundesvergleich mit etwa 4 Prozent eines Jahrgangs eine niedrige Zurückstellungsquote, während der Prozentsatz der vorzeitigen Einschulungen mit ebenfalls rund 4 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt liegt.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent