Pressemitteilung
Nr. 19 - 21. Januar 1999

Integration ausländischer Kinder an bayerischen Schulen: Neue Handreichungen zur Förderung türkischer Mädchen

Die Integration ausländischer Kinder und Jugendlicher wird an bayerischen Schulen in vielfältiger Weise gefördert. Anlässlich der Herausgabe einer neuen Handreichung für Lehrkräfte zur Förderung türkischer Mädchen erklärte Kultusministerin Monika Hohlmeier, es sei ein besonderes Anliegen bayerischer Schulpolitik, neue Wege zur verbesserten Integration zu erforschen. Der aktuelle Schulversuch "Integration ausländischer Kinder in Regelklassen" und ein 1998 abgeschlossener Modellversuch zur Integrationsfähigkeit türkischer Mädchen seien zwei Beispiele für das Engagement der Staatsregierung in diesem Bereich.

Unter dem Titel "Beni dinle: Hör mir zu!" steht Lehrkräften eine neue Handreichung zur Förderung türkischer Mädchen zur Verfügung. Mit dieser Materialsammlung, die das Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung im Auftrag des bayerischen Kultusministeriums erarbeitet hat, erhalten Lehrerinnen und Lehrer systematisch erstelltes und in der Praxis erprobtes Material zur Stärkung der Integration türkischer Mädchen im schulischen Bereich. Die Handreichung basiert auf Erfahrungen, die zwischen 1994 und 1998 in dem Modellversuch "Förderung der Integrationsfähigkeit türkischer Mädchen in Schule und Beruf in den Jahrgangsstufen 7 - 9" gewonnen wurden. An diesem Modellvorhaben beteiligten sich acht Hauptschulen aus allen Regierungsbezirken. Auf der Basis einer Analyse der spezifischen Problemfelder türkischer Mädchen wurde untersucht, welche didaktischen und methodischen Mittel die Schule einsetzen kann, um diese Probleme zu verringern. Diese und weitere Schwerpunkte des Modellversuchs spiegelt die neue Handreichung mit den Themen "Türkische Mädchen", "In Deutschland zu Hause", "Schulische Möglichkeiten", "Elternarbeit" und "Berufsfindung". Nach den Untersuchungen sei die Situation türkischer Mädchen häufig belastet von Konflikten zwischen elterlichen Ansprüchen und eigenen Wünschen und Hoffnungen, die von Erfahrungen in Schule und Freundeskreis sowie den Einflüssen der sie umgebenden Kultur geprägt sind. In dieser Situation bräuchten türkische Mädchen Unterstützung, um in der schwierigen Phase des Erwachsenwerdens eine selbstbewusste Identität zu gewinnen, betonte die Ministerin.

Auch der laufende Modellversuch "Integration ausländischer Kinder in Regelklassen" an bayerischen Grund- und Hauptschulen habe sich, einem ersten Zwischenbericht zufolge, gut bewährt. Derzeit beteiligen sich 21 Schulen aus allen Regierungsbezirken mit insgesamt 2 262 Schülern an dem Modellversuch, der erstmals 1990/91 eingerichtet wurde. 1997 wurde der Versuch inhaltlich neu gefasst und soll nun bis zum Schuljahr 2003/2004 laufen. Hauptanliegen des Projektes ist es, Maßnahmen zu erproben, die dazu beitragen, Vorurteile gegenüber anderen Nationalitäten gezielt abzubauen und so ein verständnisvolles Zusammenleben ausländischer und deutscher Schüler zu fördern. Schwerpunkte sind daher neben der interkulturellen Erziehung der muttersprachliche Ergänzungsunterricht für ausländische Schüler sowie die Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse und die Zusammenarbeit deutscher und ausländischer Lehrkräfte.

Die beteiligten Schulleiter und Lehrkräfte schätzen vor allem die vielfältigen Maßnahmen zum interkulturellen und sozialen Lernen als äußerst positiv und viel versprechend ein. Die interkulturelle Erziehung könne dazu beitragen, Verständnis und Toleranz zu entwickeln und dadurch ein friedliches Zusammenleben von Kindern unterschiedlicher Nationalitäten in der Schule zu fördern. Alle Befragten von der Stärkung des sozialen Miteinanders von Schülerinnen und Schülern überzeugt.

Nach Einschätzung sowohl der deutschen als auch der ausländischen Lehrkräfte ließen die generell größeren Lernerfolge der Modellklassen erkennen, dass nicht nur die ausländischen Schülerinnen und Schüler von der besonderen Gestaltung des Unterrichts profitieren. Positiv würden auch die erfolgreichen Bemühungen um eine nachhaltige Verbesserung der Deutschkenntnisse ausländischer Schüler beurteilt. Auf der Basis der in diesem Schulversuch gewonnenen Erfahrungen werde derzeit der Lehrplan für "Deutsch als Zweitsprache" neu gestaltet.

 

Dorothee Erpenstein
Pressesprecherin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus