28. Januar 1998

Bayerisches Pilotprojekt "Schulische Förderung von Zirkuskindern" erfolgreich angelaufen

Ein bundesweit einzigartiges Pilotprojekt zur schulischen Förderung von Zirkuskindern wird seit Beginn des Schuljahres 1997/98 mit großem Erfolg erprobt. Wie Kultusminister Zehetmair am Dienstag in München erklärte, ließen die ersten Erfahrungsberichte der beiden mobilen Bereichslehrerinnen, die mit der schulischen Betreuung der Zirkuskinder in Niederbayern und im Münchner Raum betraut sind, erkennen, wie gut das Angebot angenommen werde.

Die beiden Lehrkräfte seien zum einen damit betraut, die Kinder während der Reisezeit an ihrem jeweiligen Standort zu unterrichten, zum anderen böten sie aber auch wichtige organisatorische Hilfestellungen. So gehöre es zu ihren Aufgaben, Kontakte zu den wechselnden Stützpunktschulen, wo die Kinder während der Reisezeit am Unterricht teilnehmen, herzustellen und den Kontakt zur Stammschule, die während der reisefreien Zeit besucht wird, zu pflegen. Wichtige Anliegen seien auch, die Erziehungsberechtigten zu beraten, die Förderung der Kinder zu unterstützen und einen regelmäßigen Schulbesuch anzubahnen. Der Minister hob hervor, dass das Projekt bei den Eltern besonders positive Resonanz gefunden habe, da ihnen mit der oft schwierigen Organisation des Schulbesuchs während der Reisezeit eine schwere Last abgenommen werde. Weil der Kenntnisstand vieler Zirkuskinder wegen ihres lückenhaften und unregelmäßigen Schulbesuchs meist erheblich unter dem der Altersgenossen liege, seien die schulischen Erfahrungen dieser Kinder nicht selten von Misserfolg und beschämenden Erlebnissen geprägt. Die individuelle Förderung dieser Kinder durch die mobilen Lehrerinnen könne aber wesentlich dazu beitragen, negative Schulerfahrungen aufzuarbeiten, individuelle Defizite zu kompensieren und so die Lernmotivation und Arbeitshaltung der Kinder nachhaltig zu verbessern.

Ein zentrales Anliegen des Pilotprojekts sei es, mehr Kontinuität in der schulischen Ausbildung der Zirkuskinder zu ermöglichen. Um die Arbeit der mobilen Lehrkraft, der Stützpunktschulen und der Stammschule wirksam zu koordinieren, werde für jedes Kind ein Schultagebuch angelegt, das neben einer Kurzfassung des Lehrplans Raum für Vermerke der Stützpunktschulen und der Bereichslehrerin über Schulbesuch, Unterrichtsstoff und Leistungsstand des Schülers bietet. Kultusminister Zehetmair kündigte an, dass in Anlehnung an das vorliegende Schultagebuch für die Grundschule in Bayern erstmals auch für den Hauptschulbereich ein "Schultagebuch für Kinder beruflich Reisender" entwickelt worden sei, das in Kürze vorgelegt werden könne. Dieses in Europa einzigartige Schultagebuch berücksichtige die Erfahrungen, die von den mobilen Bereichslehrerinnen in der praktischen Arbeit bislang gesammelt wurden.

 

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent