1. Februar 1998

Kultusminister Zehetmair beim Bayerischen Hochschultag der Evangelischen Akademie in Tutzing

Neugier ausländischer Studenten und Wissenschaftler wecken

Die Neugier auf Bayern muss bei ausländischen Studenten und Wissenschaftlern geweckt werden, um die Internationalisierung der Hochschulen weiter voranzutreiben. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Sonntag beim Hochschultag der Evangelischen Akademie in Tutzing erklärte, müsse Bayern im Ausland ein vielseitiger und weltoffener Partner sein und so das Interesse ausländischer Studierender und Forscher an einem Studium oder Forschungsaufenthalt in Bayern fördern. Über 1 100 Hochschul-partnerschaften bayerischer Universitäten und Fachhochschulen von Australien bis Zypern und dem Schwerpunkt Fernost zeigten das Interesse der Hochschulen an internationaler Kooperation.

Im Rahmen der Hochschulreform seien zahlreiche Maßnahmen vorgesehen, die die Internationalisierung voranbringen und Ausländern ein Studium in Bayern erleichtern würden.

Ziel dürfe dabei jedoch nicht sein, das tradierte deutsche Studiensystem durch ein System anglo-amerikanischer Prägung zu ersetzen. Vielmehr strebe er eine Öffnung der Hochschulen für die Erprobung neuer Ausbildungsformen neben dem bestehenden System an, erklärte Zehetmair. Erste Schritte seien etwa schon getan durch die vom DAAD administrierten neuen Programme "auslandsorientierte Studiengänge" und "Bachelor-Master-Programm". Neue Studienstrukturen könnten jedoch nicht durch einen einmaligen gesetzgeberischen Eingriff, sondern nur durch Erprobung unterschiedlicher Modelle und deren Bewährung in der Praxis eingeführt werden. Wichtig sei, die Kompatibilität der herkömmlichen deutschen Studienabschlüsse mit ausländischen, insbesondere anglo-amerikanischen Abschlüssen, zu verbessern, das European Credit Transfer System (ECTS) schrittweise für alle geeigneten Studiengänge einzuführen, in Anlehnung an international gebräuchliche Strukturen Bachelor- und Master-Grade zu verleihen und die Führung ausländischer akademischer Grade zu erleichtern. Ein Weg sei auch die Doppeldiplomierung im Rahmen integrierter Studiengänge, in denen gleichzeitig ein ausländischer und ein deutscher Hochschulgrad verliehen würden. Etliche Hochschulen in Bayern seien hier schon auf dem besten Weg: So habe die Universität Bamberg bereits 1994 das Credit Point System eingeführt, mittlerweile seien die Universitäten München, Regensburg und Würzburg gefolgt. Integrierte Studiengänge gebe es z.B. an der Universität Augsburg und einigen Fachhochschulen.

Ausländischen Studierenden solle durch den Abbau von Hemmnissen beim Hochschulzugang ein Studium in Bayern erleichtert werden, erklärte der Minister. Zur Entschärfung der Sprachbarriere habe das Kultusministerium die Universitäten gebeten, hier Lockerungen der Immatrikulationssatzungen zu erwägen und die Hürde eines formellen Sprachnachweises elastischer zu handhaben. An der TU München entfalle nunmehr der formelle Nachweis deutscher Sprachkenntnisse. Dies bedeute natürlich nicht, dass hinreichende deutsche Sprachkenntnisse nicht erworben werden müssten; auch sei die Lage in geisteswissenschaftlichen Fächern anders als in den Naturwissenschaften. Darüber hinaus hoffe er, dass die neuen Verwaltungsvorschriften zum Ausländergesetz bald dazu beitragen würden, ausländerrechtliche Restriktionen abzubauen. In Bayern hätten Kultus- und Innenministerium gemeinsam für die Hochschulen eine Liste der Ansprechpartner bei den Ausländerbehörden erstellt, um Reibungsverluste bei der Betreuung ausländischer Studenten und Gastwissenschaftler zu verringern.

Das seit dem Wintersemester 1997/98 vom Studentenwerk München angebotene Servicepaket für ausländische Studierende habe die sozialen Rahmenbedingungen eines Studienaufenthaltes ausländischer Studierender erheblich verbessert: Für 400 bis 500 DM pro Monat schließe es ein Zimmer in einem Studentenwohnheim, Verpflegung, kulturelle Betreuung, ein Tutorenprogramm und andere Leistungen ein. Weitere Anreize für ein Studium ausländischer Gäste in Bayern würden durch Stipendienmittel geschaffen: Seit 1997 stünden für die Internationalisierung aus dem Fonds Hochschule International jährlich zusätzlich ca. 1,4 Mio DM zur Verfügung. Die Mittel für ausländische Studierende von über 2 Mio DM werden daraus nochmals um 450 000 DM erhöht.

Er sei zuversichtlich, dass es mit Hilfe dieser Ansätze gelingen werde, den Anteil des ausländischen Studierenden von derzeit 4 % auf 10 % zu steigern und die Internationalisierung der deutschen Hochschulen weiter voranzubringen, erklärte Zehetmair.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent