11. Februar 1997

Neue Lehrerprognose erschienen: Zu viele Studienanfänger für Lehramt an Grundschulen - Keine Entwarnung für Realschul- und Gymnasiallehramt

Eine deutliche Warnung vor der Aufnahme eines Lehramtsstudiums für Grundschulen, günstige Einstellungsmöglichkeiten in den meisten Fachrichtungen bei den Lehrämtern für berufliche Schulen - das ist das Fazit der aktuellen "Prognose zum Lehrerbedarf in Bayern", die das Kultusministerium soeben neu veröffentlicht hat. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Dienstag in München erklärte, empfehlen die neuesten Bedarfsberechnungen des Ministeriums bis zum Jahr 2010 eine Zunahme der Studienanfänger beim Lehramt an beruflichen Schulen, aber nur noch eine leichte Steigerung beim Lehramt an Hauptschulen. Dagegen ergebe der Vergleich mit dem jährlichen Bedarf, daß die Zahl der Studienanfänger beim Lehramt an Grundschulen zu hoch ist. Zudem wies der Minister darauf hin, daß durch organisatorische Maßnahmen an den Schulen in den beiden kommenden Schuljahren der Schülerzuwachs ohne zusätzliche Lehrerstellen bewältigt werden könne. In diesem Zeitraum werden sich die Einstellungen auf die Wiederbesetzung freiwerdender Stellen beschränken, was vor allem bei den Lehrämtern für Realschule und Gymnasium bis Ende des Jahrtausends zu keiner Entspannung der Anstellungssituation führt. In welchem Umfang ab dem Jahr 1999 neue Lehrerstellen geschaffen und damit über den Ersatzbedarf hinaus Einstellungen vorgenommen werden können, stehe zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht fest.

In der Neuauflage der Broschüre sind vor allem jene Änderungen berücksichtigt, die sich durch die neueste Schülerprognose und den Doppelhaushalt 97/98 sowie durch die jüngsten Zahlen über die Lehramtsstudenten ergeben. Dabei hängen für die Abiturienten, die in den kommenden Jahren ein Lehramtsstudium aufnehmen wollen, die Aussichten auf eine spätere Anstellung auch maßgeblich davon ab, wie viele Mitabiturienten sich für einen entsprechenden Studiengang entscheiden. Besonders bei den sprach- und kulturwissenschaftlichen Fächern bei den Lehrämtern an Realschulen und Gymnasien droht eine Verschlechterung der Chancen, sollte die Zahl der Studierenden weiter ansteigen. Dort hat schon in der Vergangenheit eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Studierneigungen der Abiturienten und dem Lehrerbedarf an den Schulen bestanden. So liegen im Fach Englisch die Studienanfängerzahlen bereits seit mehreren Jahren weit über dem Bedarf. Auch im Wintersemester 1995/96 wählte wieder jeder dritte Student für das Lehramt an Gymnasien eine Fächerkombination mit Englisch. Der Anteil des Fachs Englisch an der Unterrichtsversorgung liegt jedoch nur bei 12 %.

In die Überlegungen für ein Studium Lehramt an Grundschulen sollte miteinbezogen werden, daß bereits ab dem Jahr 2000 die Schülerzahlen an der Grundschule zurückgehen werden. Für das Lehramt an Hauptschulen geht die Prognose von einem leicht steigenden Bedarf aus, allerdings unter der Voraussetzung, daß ab dem Jahr 1999 weitere zusätzliche Planstellen geschaffen werden. Dem Bedarf angemessen ist die Zahl der Studierenden für ein Lehramt an Förderschulen. Hier wird sich nur dann ein größerer Bedarf ergeben, wenn zusätzliche Mittel für eine intensivere Betreuung behinderter Kinder und Schüler zur Verfügung gestellt werden können. Bei den beruflichen Schulen klafft der jährliche Bedarf und das entsprechende Angebot nach wie vor auseinander.

Die Broschüre ist erhältlich bei allen Studienberatungsstellen der bayerischen Hochschulen, den Berufsberatungsstellen der Arbeitsämter in Bayern sowie beim Kultusministerium. Die Prognose ist auch im Internet abrufbar unter der Adresse www.stmukwk.bayern.de/statist/lehrprog/

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent