6. Februar 1997

Zur Pressekonferenz anläßlich des Einreichens der Unterschriften für ein Volksbegehren zur Rechtschreibreform am Donnerstag in München stellt Kultusminister Zehetmair fest:

Fragen der Rechtschreibreform eignen sich nicht für Kreuzzüge. Die Kampagne der Reformgegner ist zwar unter Marketing-Gesichtspunkten durchaus zu respektieren, sie kommt aber zwei Jahre zu spät und appelliert weitgehend an die Emotionen. Tatsache ist, daß die von allen deutschsprachigen Staaten beschlossene Reform in vielen Bereichen eine Verbesserung bringt. Dort, wo es Unklarheiten gibt, wird es Aufgabe von Fachleuten sein, diese zu beseitigen. In vielen Fällen bringt die Rechtschreibreform auch mehr Toleranz, indem sie mehrere Schreibweisen zuläßt. Angesichts der jetzt herrschenden Aufregung darf auch wieder einmal daran erinnert werden, daß das Wesentliche an einem Buch der Inhalt ist und nicht die Orthografie. Kein Buch wird wegen einer Rechtschreibreform zur Makulatur, wie einige Verleger behaupten.

Die bisherigen Rückmeldungen aus den bayerischen Schulen sind insgesamt mit ganz wenigen Ausnahmen positiv. Die Kinder tun sich leichter im Erfassen der neuen Regeln - und für sie wurde die Reform in erster Linie gemacht. Für die Erwachsenen gilt: Die Reform findet nicht von heute auf morgen statt, sondern wird in einer langen Übergangsfrist bis zum Jahr 2005 umgesetzt. Es kommt daher notwendigerweise zu einem Nebeneinander von Alt und Neu, wodurch jedoch alle, Privatbürger wie Unternehmer, genügend Zeit für eine schrittweise und weitgehend kostenneutrale Umstellung haben.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent