11. Dezember 1996

Kultusminister Zehetmair skeptisch gegenüber Sinn des Volksbegehrens

Gelassen reagierte Bayerns Kultusminister Zehetmair auf das Ergebnis der Unterschriftensammlung. Er habe Verständnis für die ablehnende Haltung vieler Menschen bei der Rechtschreibreform, betonte der Minister am Mitwoch in München. Immerhin habe er selbst jahrelang gegen weitergehende Änderungen gekämpft und das Reformpaket noch im letzten Jahr gestoppt, um eine Rücknahme mancher Neuregelungen zu erreichen.

Ob das jetzt beantragte Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform, das auch auf dem Hintergrund von Fehlinformationen zustandegekommen sei, zugelassen werden könne, sei allerdings sehr fraglich. Nachdem die 16 deutschen Länder sowie eine Reihe von deutschsprachigen Staaten bzw. Staaten mit deutschsprachiger Minderheit der Neuregelung zugestimmt hätten, sei ein Sonderweg Bayerns nicht sinnvoll. "Solange Bayern kein eigenständiger Staat ist, kann es auch keine bayerische Orthographie geben", sagte Zehetmair. Oberster Grundsatz sei selbst in Zeiten der DDR die Einheitlichkeit des deutschen Sprachraums gewesen. Es sei weder Kindern noch Erwachsenen zuzumuten, bei einem Wohnortwechsel auch gleich noch eine andere Rechtschreibung erlernen zu müssen. Im übrigen fehle die Alternative. Da Sprache ein lebendiger Organismus sei, der sich laufend ändere, könne man die Rechtschreibung nicht auf dem Stand des Dudens von 1991 einfrieren, wie dies das Volksbegehren offensichtlich beabsichtige. Schließlich habe die Redaktion des Duden selbst diesen Stand der Rechtschreibung, der letztlich auf die Reform von 1901 und zahllose seither getroffene Einzelfallentscheidungen zurückgehe, für veränderungsbedürftig erklärt und an der Neuregelung mitgearbeitet.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent