3. Dezember 1996

Kultusministerium sucht hochbegabte Gymnasiasten für Förderklassen

Einen neuen Anlauf zur Erprobung von speziellen Förderklassen für hochbegabte Gymnasiasten hat das bayerische Kultusministerium gestartet. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Dienstag in München erklärte, sollen im nächsten Schuljahr an drei bayerischen Gymnasien eigene Förderklassen für hochbegabte Schüler und Schülerinnen der 6. Jahrgangsstufe eingerichtet werden. Unter der Voraussetzung, daß sich eine hinreichende Zahl von geeigneten Schülern meldet, seien als Standorte München, Nürnberg und Regensburg vorgesehen.

In den Förderklassen für Hochbegabte soll erprobt werden, wie besondere Unterrichts- und Betreuungsangebote, die über den regulären Unterricht hinausgehen, Spitzenbegabungen in ihrer kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung fördern können. Dieses Förderangebot richte sich nicht nur an Kinder, deren herausragende Begabung sich bereits durch entsprechende schulische Leistung zeige, sondern komme auch für Schüler mit mittelmäßigen Schulleistungen in Betracht, bei denen jedoch besondere Kreativität und Originalität beim Problemlösen oder Begabungstests das Vorliegen einer weit überdurchschnittlichen Intelligenz vermuten lassen.

Zehetmair erinnerte daran, daß im Schuljahr 1996/97 ein erster Versuch zur Bildung von Förderklassen in der Jahrgangsstufe 9 vor allem daran gescheitert ist, daß die gemeldeten Schüler bereits zu große Unterschiede in ihrem schulischen Werdegang aufwiesen. Das neue Konzept verringere durch den früheren Beginn der Förderung zudem das Risiko, daß längere schulische Unterforderung bei einzelnen Schülern bereits problematische Entwicklungen auslöst oder verstärkt.

Die Schulen seien gehalten, Eltern von Schülern und Schülerinnen der Jahrgangsstufe 5 des laufenden Jahrgangs, bei denen Anzeichen für eine Hochbegabung vorliegen, über dieses Angebot zu informieren, sie zu beraten und die entsprechenden Bewerbungsunterlagen bis zum 1. Februar 1997 an eines der in Frage kommenden Gymnasium weiterzuleiten. Die Entscheidung über die Auswahl der Bewerber liege bei den aufnehmenden Gymnasien. Relevant sei dabei neben bisherigen Zeugnissen, Ergebnissen von Intelligenztests und zusätzlichen Qualifikationen musischer, sportlicher oder sozialer Art auch ein Gutachten der Schule, das auf Gesichtspunkte wie Arbeitsverhalten, Motivation, Lernfähigkeit, Kreativität, emotionale Stabilität und Sozialverhalten eingeht. Vor der Entscheidung über die endgültige Aufnahme könne gegebenenfalls ein Kontaktgespräch oder eine Kontaktwoche während der Osterferien stattfinden.

Zehetmair betonte, daß kein Anspruch auf Aufnahme in eine Förderklasse bestehe, und verwies auf die vielfältigen anderweitigen Angebote zur Förderung hochbegabter Schüler in Bayern. Wahlkurse, Pluskurse, Ferienseminare und Wettbewerbe böten interessierten und motivierten Schülern zahlreiche Möglichkeiten, entsprechend ihren Begabungen und Neigungen ihre Fähigkeiten zu entdecken und weiterzuentwickeln. Auch das Überspringen einer Jahrgangsstufe sei eine wichtige Form der Hochbegabtenförderung, die noch in zu geringem Umfang genutzt werde. Zehetmair: "Die großen Zukunftsaufgaben können ohne Führungskräfte nicht gemeistert werden. Dazu müssen Begabungen systematisch entdeckt und gezielt gefördert werden. Dieser Aufgabe wird sich die bayerische Bildungspolitik weiterhin stellen."

Die Einrichtung von Förderklassen für Hochbegabte in der Jahrgangsstufe 6 ab dem Schuljahr 1997/98 ist an folgenden Gymnasien vorgesehen:

Maria-Theresia-Gymnasium München (Mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium mit Englisch als erster Fremdsprache)

Neues Gymnasium Nürnberg (Humanistisches und Neusprachliches Gymnasium mit Latein als erster Fremdsprache)

Albertus-Magnus-Gymnasium Regensburg (Humanistisches, Neusprachliches und Mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium mit Latein als erster Fremdsprache)

In Nürnberg und Regensburg besteht für Schüler, die nicht im Einzugsgebiet der Schule wohnen, die Möglichkeit zur Unterbringung in einem Schülerheim.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent